Saite 0

26 3 4
                                    

BIANCA ZUCKTE ZUSAMMEN und schlug die Augen auf

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

BIANCA ZUCKTE ZUSAMMEN und schlug die Augen auf. Sie saß in der Bibliothek auf ihrem Lesesessel mit einem Buch im Schoß, dessen grüner Einband im schummrigen Licht diebisch glänzte. Um sie herum war es still - windstill. Einzig und allein die Lampe über ihrem Kopf schwankte verräterisch. Die Atmosphäre war friedlich. Nicht wie die Ruhe vor dem Sturm, sondern als wäre alles vorüber. Sie blickte auf ihre Finger hinab und erkannte, dass ihr Hand noch über der Seite schwebte. Gerade eben musste sie wohl umgeblättert haben, denn der Schwung steckte noch in ihren Knochen und das Rascheln hallte in ihren Ohren nach. Einen Riss entdeckte sie allerdings nicht.

"Alles in Ordnung? Hast du einen Kollaps bekommen?", erklang Finleys Stimme. Er beugte sich zu Sam nieder, der am Boden lag. "Also ich wollte dich jetzt nicht beleidigen, ich finde eben einfach, dass es praktischer ist, wenn man die benutzten Streichhölzer loswird. Ich mein keine Ahnung, wie man das sonst macht, denn eigentlich benutz ich immer ein Feuerzeug. Aber ich wollte nicht, dass du das persönlich nimmst und gleich in Ohnmacht fällst. Oh, du bist aber ganz schön bleich um die Nase. Hast du Fieber?"

"Jetzt lass ihn doch endlich, den Armen", wies Liz ihn zurecht, "und bedank dich lieber für das Streichholz." Sie stellte die Bücher ab, die sie in den Händen hielt und kam auf die beiden zu. Finley legte Sams Arm um seine Schulter und half ihm auf. Die junge Frau stützte ihn von der anderen Seite und gemeinsam brachten sie ihn zu einem Sessel, der sich gegenüber Bianca befand.

"Siehst echt nicht gut aus. Sorry, dass ich das sagen muss, aber es ist so", gab Finley mit einem Kopfschütteln zu und ließ ihn vorsichtig auf den Sitz nieder. "Tut mir leid, wenn ich dich so sehr verletzt hab, bro. Mit der Reaktion hab ich echt nicht gerechnet."

"Du sollst dich nicht entschuldigen, sondern bedanken", erinnerte Liz ihn stemmte die Hände in die Hüfte. "Wetten, dann geht es dem Patienten gleich wieder besser?" Sam schien nicht ganz bei Bewusstsein zu sein, da er auf nichts reagierte und seine Augen bloß flatterten. Er war so bleich, dass man meinen könnte, er war aus dem Totenreich zurückgekehrt.

"Ach, ja, genau. Ganz vergessen", gab Finley zu und räusperte sich. "Vielen herzlichen Dank für dein Streichholz. Ich werde dir auf ewig dankbar sein." Sam schüttelte sich und drehte seinen Kopf zu ihm, als verstehe er nur chinesisch.

"Siehst du? Es geht ihm besser. Sagte ich es doch", meinte Liz und nickte zufrieden.

"Ja, schon. Aussehen tust du trotzdem nicht gut. Hast ungefähr so viel Farbe um das Gesicht wie eine Leiche. Mehr sicher nicht, glaub mir. Oder auch nicht. Aber wenn du in den Spiegel siehst, wirst du es sehen. Dann wirst du mir glauben", versprach Finley und Liz klatschte sich an die Stirn. "Hey, aber man muss immer die positive Seite sehen. Du lebst! Es könnte viel schlimmer gekommen sein, als es ist."

Das Buch mit dem grünen Einband wurde von Bianca zugeschlagen und alle Blicke folgten dem Geräusch. Mit einem Mal begann Bianca zu lachen. "Es könnte nicht viel schlimmer kommen", ahmte sie Finley nach. "Nicht schlimmer!" Sie kicherte und legte beide Arme um das Buch, damit sie ihr Gesicht verdecken konnte. Ihr Lachen wurde immer lauter, da es kaum zu bremsen war. Es purzelte aus ihrer Kehle und befreite sich aus einer eisernen Hülle.

"Ähm", machte Finley und öffnete den Mund, doch er schloss ihn wieder, als Bianca den Kopf schüttelte. Plötzlich überkamen sie Tränen, sie mischten sich in ihr Lachen, das mit einem Mal in ein Schluchzen umschwenkte. Alle Emotionen überrollten sie, die sie jemals gefühlt hatte. Unkontrolliert pressten sie sich aus ihr heraus, bis ihr Atem nicht mehr mithalten konnte. Ihre Schultern bebten, bis die letzten Regungen sie verlassen hatten.

"Oh, nein!", rief Bianca und schreckte auf. Sie hielt das grüne Buch eine Armlänge von sich entfernt und untersuchte, ob Tränenflecken darauf zu finden waren. Als sie keine sah, atmete sie erleichtert aus. Was wohl passieren würde, wenn Wasser diese Buchseiten durchtränken würden? Besser sie malte es sich gar nicht aus.

"Was ist los?", fragte Liz zögerlich. Alle drei Blicke lagen verunsichert auf Bianca, als glaubten sie, eine falsche Bewegung würde ihnen das Leben kosten.

"Alles in Ordnung. Alles in Ordnung", beruhigte Bianca, doch ihre Beschwichtigung zeigte nur bei ihr selbst Wirkung. Die anderen beeindruckte es wenig.

"Sicher?", wollte Finley wissen und duckte sich dabei kaum merklich.

"Ja. Also, nein. Kommt darauf an, wie man es sieht", stammelte sie und erhob sich von ihrem Sitz. "Hört mir zu. Hört mir gut zu. Dieses Buch hier ist tabu, okay? Niemand von euch rührt es an. Niemals. Verstanden?" Von jedem kam ein Nicken. Bianca berührte den grünen Einband so vorsichtig, dass kaum mehr als ihre Fingerspitzen es berührten. Sie kramte in ihrer Tasche, die am Boden lag und holte Papiertaschentücher hervor. Mit den Zähnen riss sie die Packung auf und zog eines heraus, ohne das Buch aus den Augen zu lassen. So sanft wie sie konnte, schob sie es unter den Einband und erst dann fassten ihre Hände entspannt rundherum. Erst als sie ausatmete, fiel ihr auf, dass sie die Luft angehalten hatte.

"Falls du Samthandschuhe auch noch brauchst, ich hab leider keine", merkte Finley an und beobachtete Biancas Treiben mit skeptischem Blick.

"Das ist nicht lustig. Das ist todernst, okay?", zischte Bianca und er zuckte zurück. Sie ging zum hintersten Regal und stellte das Buch mit der Kunst der größten Vorsicht, die ein jeder je zu Gesicht bekommen hatte, in die schmale Lücke zurück, wo es hergekommen war. Als sie den letzten Zentimeter hineingeschoben hatte, knüllte sie das Papiertaschentuch zusammen und steckte es in die Tasche. Sie kam mit scharfem Blick auf die Truppe zu und sie schienen ihr anzusehen, dass die Standpauke noch nicht vorbei war.

"Schwört es", forderte Bianca mit kühlem Blick.

"Kein Problem. Kann ich machen. Ich schwöre auf Hildegard, meinen Hut, dass ich dieses Buch nie anfassen - geschweige denn lesen -, werde. Dieses nicht und sonst auch kein anderes Buch der Welt", kam es förmlich von Finley. Er hatte für den Schwur eine Hand auf die Brust gelegt.

"Wieso sollen wir es schwören? Ist das Buch denn so schlecht geschrieben? Ich mach mir da ehrlich gesagt gern mein eigenes Urteil, ich würde es bei Gelegenheit schon gern mal lesen, wenn du uns schon so neugierig machst ...", deutete Liz an und trat von einem Fuß auf den anderen.

"Nein! Du fasst es nicht an, sonst mach ich dir die Hölle heiß, das schwöre ich dir", drohte Bianca und Liz schreckte zusammen.

"Oh je! Na gut, bin überredet. Ich schwöre, dass ich es nicht anrühren werde", nuschelte sie und senkte den Blick.

"Sam?", fragte Bianca und als sich ihre Blicke trafen, war sie sich nicht mehr sicher. Sie war sich nicht mehr sicher, ob er sich genau wie die anderen beiden an nichts erinnern konnte. Die Blässe war aus seinem Gesicht gewichen und seine Augen glitzerten verheißungsvoll.

"Keine Sorge", beruhigte Sam sie und lächelte, "ich hab das Buch schon gestern gelesen."

"

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.
Zerreißprobe | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt