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Missverständnis

"BIANCA", BEGANN SAM und sah sie skeptisch an

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"BIANCA", BEGANN SAM und sah sie skeptisch an. "Beruhige dich."

"Nein, sicher nicht. Ich beruhige mich jetzt bestimmt nicht. Ich mach jetzt einen Plan, solange wir noch ein kleines Stückchen Zeit haben, okay? Aber dafür muss ich mich verdammt nochmal konzentrieren und das geht nur mit eurer Hilfe, alles klar?" Liz nickte schockiert und Finley senkte den Kopf. Er wirkte niedergeschlagen.

"Natürlich helfen wir, aber wenn du durchdrehst, hat niemand was davon", stellte Sam fest und atmete durch. "Dann mach dir halt deinen Plan. Ich bin ganz Ohr."

"So. Schön, dann sollten wir gleich eines klarstellen. Die Berge hinaufzuklettern, ist nicht die Lösung. Das ist in jeder Hinsicht hinfällig", zischte Bianca.

"Und wie wollen wir dann den Himmel erreichen? Soll ein Wunder geschehen, sodass wir einfach hinauffliegen?", fragte Sam bitter.

"Nein, verdammt. Natürlich nicht", sie schnalzte mit der Zunge und ein Funke der Verzweiflung lag ihr auf der Zunge. Er drängte ihren Ärger beiseite und wollte sich in die Tränen mischen, die ihr in die Augen schossen. Sie schluckte. "Es muss einen anderen Weg geben. Es muss. Bitte, überlegt doch alle. Vielleicht müssen wir gar nicht durch ein Loch im Himmel, um zu dieser verdammten Bibliothek zurückzukommen. Vielleicht liegt die Lösung auf der Hand und wir sind nur zu blind, um sie zu sehen."

Alle drei starrten sie mit großen Augen an. Verwirrung legte sich in ihre Gesichter, doch sie sprachen nicht. Liz sah unsicher zu Finley, der ihre Blicke allerdings nicht bemerkte. Er betrachtete Bianca fest. Sam schien wieder seinen Mund öffnen zu wollen, doch er zögerte.

"Bibliothek? Hast du gerade Bibliothek gesagt?", fragte Liz leise. Sie drehte ihren Kopf nach links und rechts. "Verzeih mir die Frage, aber welche Bibliothek?" Jetzt war es Bianca, die irritiert in Liz' Richtung schaute.

"Das wüsste ich auch gerne", hauchte Sam. Er zog seine Augenbrauen zusammen und schien in Überlegungen versunken zu sein.

Was?

"Die Bibliothek, in der wir alle waren, bevor wir in den Riss gefallen und in dieser Hölle gelandet sind. Ihr wisst schon, die deckenhohen Regale, die vielen Bücher", wollte Bianca ihnen auf die Sprünge helfen. Sie ahnte, dass es nichts brachte. "Strengt eure Hirne an, ihr könnt das doch nicht vergessen haben. Die verdammte Bibliothek! Der letzte Ort, an dem wir waren!"

"Also mir tut es sehr leid, aber ich lese keine Bücher. Ich war bestimmt in keiner Bibliothek. Schon gar nicht mit dir", überlegte Finley und legte sich einen Finger auf das Kinn. "Als wir auf der Blumenwiese aufgewacht sind, habe ich dich das erste Mal gesehen. Ich denke nicht, dass wir uns davor irgendwann getroffen haben." Liz nickte zustimmend. Sam starrte sie regungslos an.

"Wie bitte? Was zur Hölle - verarscht ihr mich?", fragte Bianca und brachte ihren Mund kaum zu. "Glaubt ihr, ich bilde es mir nur ein, euch gesehen zu haben? Meint ihr das ernst?" Liz nickte abermals. Sie senkte ihren Kopf betroffen. Finley zuckte mit den Schultern.

"Bianca, wir waren in keiner Bibliothek. Die Wiese war die erste Begegnung", erklärte Sam und blinzelte verwirrt. "Wir haben uns dort einander vorgestellt, weißt du noch?"

"Klar weiß ich das", fauchte Bianca. "Aber ihr wart auch in der Bibliothek. Ich habe es gesehen! Ihr habt doch genau gesehen, wie ich den Riss in das blöde Buch gemacht habe. Ihr habt es doch beobachtet!" Sie klopfte ihre Fäuste gegen ihre Oberschenkel.

"Nein, von dem Buch hast du zwar erzählt, aber gesehen habe ich es noch nie", überlegte Finley. "Ich bin zwar vergesslich, aber an so etwas hätte ich mich erinnert." Er schüttelte den Kopf.

"Nein, ihr lügt doch", hauchte Bianca tonlos. Ihr Kopf fühlte sich wie Schaum an, der jeden Moment aus ihr heraustreten würde. "Nein, nein, nein." Vor ihren Augen tanzten graue Punkte und zwangen sie in die Knie. Ihr war schwindlig und schlecht. Sie griff zu ihren Schläfen und drückte fest dagegen. Kopfschmerzen pulsierten gegen ihre Finger. Sie ließ sich kraftlos nieder. Es ergab keinen Sinn.

Das grollende Gewitter zog ihren Blick an den Horizont. Es wurde finster. Die Berge waren nicht mehr als einen Kilometer entfernt. Eingekesselt zu sein, war grausam. Es drückte Bianca die Kehle zusammen. Sie konnte nicht schlucken, da ein staubtrockener Knoten in ihrem Hals sie daran hinderte. Das Rauschen des Windes im Hintergrund war monoton, doch man konnte es deutlich hören. Es war mit der Zeit immer lauter geworden. So schleichend, dass es kaum auffiel.

"Los! Wir müssen weiter!", rief Sam und hockte sich zu Bianca. Er blickte in die Ferne und seine Pupillen verengten sich. Ihr war das egal. Sie fixierte den Boden. Sie wollte alles um sich herum ausblenden und allein sein. 

"Bianca, komm", sprach er sie an. Er rüttelte sie an den Schultern und sie sah verschwommen. "Bianca, das alles spielt jetzt keine Rolle. Du musst aufstehen. Wir müssen weg."

"Nein, lass mich", hauchte Bianca. Ihr war speiübel. "Lass mich alleine. Ich will nicht mehr."

"Bianca, reiß dich zusammen", zischte er wütend und nahm ihr Gesicht in die Hände. Sie sah ihn mit glanzlosen Augen an. "Steh auf und bewege dich endlich."

"Nein, ich verstehe das alles nicht. Ich will nicht mehr", jammerte sie. Ihre Stimme rauschte in ihrem Kopf wie der Wind, der ihre Haare umwirbelte. Das Geräusch betäubte ihre Sinne. Sie kippte nach hinten, doch Sam fing sie auf.

"Bianca, hör mir zu, okay?" Er starrte sie an und hielt sie an den Schultern fest. "Es spielt keine Rolle mehr, wer in der Bibliothek ist und wer nicht. Du darfst deinen Verstand nicht verlieren. Wenn du mehr weißt als wir, könnte uns das allen das Leben retten."

"Was? Nein", gab Bianca wider. Ihre Augenlider flatterten, als ein Blitz in der Ferne den Papierhimmel erhellte. "Ich kann nichts. Ihr könnt auch alleine die Berge hinaufklettern. Dazu braucht ihr mich nicht. Ich möchte alleine sein. Alleine sterben. Ich kann nicht mehr."

"Du wirst uns hier nicht abkratzen, verstanden? Wenn du von dem Buch weißt und von einer Bibliothek, dann kennst du auch bestimmt den wahren Ausweg. Wenn das mit den Bergen nicht funktioniert und du die ganze Zeit über recht hattest, bist du die Einzige, die uns noch helfen kann." Bianca schüttelte den Kopf.

"Das ist mir egal. Ich möchte sterben", murmelte sie und starrte den Boden an.

"Es geht nicht um dich, verdammt nochmal!", warf ihr Sam entgegen. Er drehte sich zur Seite und zeigte auf die anderen. Er zwang sie dazu, zu ihnen zu sehen. Finley hielt Liz im Arm, die hemmungslos weinte. Todesangst glitzerte in den Augen. Sie starrten zum Gewitter hinauf. Zum näher kommenden Riss. Dem sicheren Ende.

 Dem sicheren Ende

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