Seite 20

33 11 5
                                    

╝ Seite 20 ╔
Entschuldigungen

"BIANCA?", SPRACH SAM sie nach einer Weile an

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

"BIANCA?", SPRACH SAM sie nach einer Weile an. Sie waren ruhig nebeneinander gegangen, bis er jetzt die Stille durchbrochen hatte.

"Ja?", erwiderte sie müde. Egal, was er jetzt schon wieder von ihr wollte, sie hatte keine Energie dafür. Hoffentlich gab es nicht noch mehr Probleme, denn die konnte er für sich behalten. Ihre Beine trugen sie durch die Wiese, als entkomme Bianca auf diese Weise allen Gefahren dieser Welt.

"Ich wollte nur sagen, dass es mir leid tut", gab er zu. Sie blickte zu ihm und erkannte, dass auch er seine Schultern erschöpft hängen ließ. Seine Züge waren ähnlich verhärtet wie die von Dark-Sam. Das war der Tod, der seine langgliedrigen Finger nach ihm gestreckt hatte. Er hinterließ Spuren an ihm, auch wenn Bianca ihn gerettet hatte.

"Dass dir was leid tut?", bohrte sie nach.

"Alles. Einfach alles", gab er seufzend zurück. Sie hob die Augenbraue und fragte nicht weiter nach. Zwar konnte sie sich darunter nicht wirklich etwas vorstellen, aber das war ihr im Moment nicht wichtig. Sollte er ihr sagen, was er zu sagen hatte.

"Okay", hauchte Bianca. Er schüttelte seinen Kopf, als wisse er nicht, wo er anfangen sollte.

"Was ich in dem Flammenmeer zu dir gesagt habe, stimmt nicht. Ich habe das nicht so gemeint. Das waren nur Schmerzen und Angst, die mich das haben sagen lassen. Du bist nicht egoistisch. Du bist das völlige Gegenteil davon, sonst hättest du nicht darunter gelitten, uns drei in der Papierwelt zurücklassen zu müssen. Sonst hättest du mich nicht zurückgebracht." Er atmete tief durch, als ob mit den Worten eine Last von seinen Schultern abfiel.

Bianca schluckte. Damit hatte sie nicht gerechnet. Ihr Blick huschte zu ihren Fingern, die sie verlegen ineinander verschränkt hatten. Eine Entschuldigung von ihrer Seite war jetzt eigentlich angebracht, aber aus ihrem Mund wollte kein einziges Wort stolpern. Sie war zu beschäftigt damit, ihre Motive zu überdenken, die sie in letzter Zeit zu ihren Handlungen getrieben hatten. Es klang fast so, als hätte Sam angedeutet, dass sie ein guter Mensch war.

"Du bist ganz schön wortkarg für deine Verhältnisse. Was ist los? Hat dir das jetzt die Sprache verschlagen?" Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Es steckte Bianca an.

"Kann man wohl sagen", stimmte sie zu. Sie löste ihre Hände voneinander und ballte sie zu Fäusten. In ihr baute sich eine Anspannung an, die sie nicht ganz deuten konnte. "So etwas Nettes hat noch nie jemand zu mir gesagt."

"Das klingt ganz schön düster. Entweder dein Umfeld ist sehr mies zu dir oder du bist mies zu deinem Umfeld", vermutete er.

"Beides", entschied Bianca und funkelte ihn an. Sie hatte nicht sonderlich Lust, über sich selbst zu reden. Wahrscheinlich, weil es da nicht viel zu erzählen gab. "Ist so ein Teufelskreislauf, aus dem man nie wieder rauskommt. Da vergisst man schnell, wer schuld daran ist, dass am Ende so eine schlecht gelaunte Person wie ich entsteht. Schuldzuweisungen funktionieren nicht immer so eindeutig." Sie biss sich auf die Lippen und überlegte, wie sie das Thema wechseln konnte. Plötzlich zog ein im Gras liegender Gegenstand ihre Aufmerksamkeit auf sich.

"Was ist denn das?", fragte Sam und zeigte auf das Etwas. Bianca antwortete nicht, sondern lief darauf zu. Sie kniete sich nieder und hob es auf. Die Form verriet sofort, was es war. Ein Hut. Es war ein Hut.

"Gehört der nicht Finley?", fragte Bianca und kratzte sich am Kopf. Wenn sie sich recht erinnerte, hatte er diesem Stück sehr lange nachgetrauert. Sie ließ ihre Finger über den Stoff streichen. Für Papier war er viel zu weich.

"Möglich", überlegte Sam und trat einige Schritte näher. "Wenn er sich nach normalem Stoff anfühlt, ist er bestimmt nicht von hier. Dann kann er nur Finley gehören."

Bianca nickte geistesabwesend und wog den Hut in ihren Händen. Sie drehte ihn um und betrachtete die Feder, die daraufsteckte. Vorsichtig legte sie ihre Finger um sie und zog sie heraus. Sie wollte Finleys Schatz nicht zerstören, weswegen sie behutsam vorging. Als sie das filigrane Ding vom Hut getrennt hatte, ließ sie die andere Hand sinken. Ihr Blick lag auf der Feder.

"Denkst du auch an das, was ich denke?", fragte Bianca und deutete mit einem Nicken auf das, was sie in der Hand hielt.

"Ich weiß nicht. Woran denkst du denn?", fragte Sam. Sie schnalzte mit der Zunge und wandte sich ihm zu.

"Wenn man früher mal mit Schreibfedern geschrieben hat, dann können wir das auch machen", erklärte Bianca aufgeregt.

"Und mit welcher Tinte?", fragte Sam und legte den Kopf schief. Sie verdrehte die Augen.

"Das ist ja meine eigentliche Idee. Drei Mal darfst du raten", gab sie wider und verschränkte ihre Arme. Er sah sie irritiert an und versank in Überlegungen. Auf einmal weiteten sich seine Pupillen.

"Nein", sagte er.

"Doch", widersprach Bianca.

"Mit Blut? Du willst mit Blut schreiben? Dein Ernst?" Abneigung zeichnete sich in seiner Miene ab. Vielleicht war es auch Ekel, der ihn zurückweichen ließ.

"Ja, ist das denn ein Problem? Oder kannst du kein Blut sehen?", warf sie ihm die Gegenfragen zu. Ein bisschen Spott mischte sich bei ihren letzten Worten dazu. Bianca hatte vieles gesehen. Der Anblick von ein bisschen Blut warf sie lange nicht mehr um.

"Doch, kann ich", murmelte Sam und zog seine Augenbrauen zusammen.

"Gut, dann werde ich das jetzt nämlich durchziehen. Ich zeichne jetzt Finley. Mit Blut", beschloss Bianca. Sie wandte sich von ihm ab, da sie dazu seine Hilfe sowieso nicht brauchte. Er musste ja nicht zwingend zuschauen, wenn ihm beim Anblick von Blut schlecht wurde. Sie setzte sich ins Gras und rupfte alle Halme aus, die sie zu fassen bekam. Dann grub sie die knisternde Erde beiseite, bis ein weißer Boden zum Vorschein kam. 

Sie schaufelte eine große Fläche frei, die sie anschließend skeptisch ansah. Vielleicht sollte sie zuerst versuchen, Finley als Strichmännchen zu zeichnen. Vielleicht reichte der bloße Gedanke an ihn. Sie wollte nicht unnötig viel Blut vergießen. Als sie gedankenversunken den Ärmel hochkrempelte, kam ihr die Idee gar nicht mehr so genial vor. Dennoch drehte sie ihre Hand nach oben, damit sie an ihre Pulsader besser herankam.

"Warte." Bianca zuckte zusammen, als Sam plötzlich neben ihr saß und nach ihrem Handgelenk griff. Er sah sie bitterernst an, als er ihren Arm senken wollte. Eine stille Geste, dass sie das nicht durchziehen sollte. Warum auch immer. Fragend blickte sie ihn an. Er seufzte und deutete auf seinen eigenen Arm. "Es ist besser, wenn ich das mache und nicht du. Ich bin immerhin nur ein Buchcharakter."

"

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.
Zerreißprobe | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt