Seite 11

33 13 10
                                    

╝ Seite 11 ╔
❝Das Gebirge

BIANCA SCHLUCKTE UND versuchte aufzustehen

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

BIANCA SCHLUCKTE UND versuchte aufzustehen. Sam half ihr. In ihrem Kopf geisterten die traurigen Gesichter der anderen herum. Der Moment, wie der Spalt sie auffressen würde. Wie er sie in sein Inneres zog und ausdrückte wie einen Schwamm. Das könnte deren Schicksal sein, wenn sie alles vermasselten. Wenn Bianca alles vermasselte.

"Okay", sagte sie entschlossen. Sie musste die Nerven behalten. Ihre Stimme war leider brüchiger, als sie es sich erhofft hatte. "Okay. Gut." Sie drehte sich um ihre Achse und das Rauschen drückte sich gegen ihr Trommelfell. Die Berge waren extrem nahe. Der Nebel wurde immer dichter und verschleierte die düsteren Riesen. Plötzlich krachte es neben ihr und sie zuckte zusammen. Ihre Pupillen verengten sich. Der Riss. Er hatte es aus seiner eigenen Schlucht hinausgeschafft und war auf dem Weg zu ihnen. Mit brennendem Zorn entzweite er den Grund und zerstörte alles, was vor ihm lag.

"Weg hier. Zum Berg", beschloss Bianca und zeigte auf das monströse Teil, das vor ihrer Nase prangte und die Sicht auf den Himmel versperrte. Sie schluckte. Die anderen ließen sie kaum ausreden. Sie rannten los. Sam wartete darauf, dass sich Bianca in Bewegung setzte. Nach kurzem Zögern versperrte sie sich ihrem schlechten Bauchgefühl. Sie ignorierte es.

Ihre Beine fühlten sich taub an, als sie durch das Feld lief. Unter ihren Füßen war matschiger Sand. Er schmatzte bei jedem Schritt und ließ sie beinahe ausrutschen. Ihr Blick war abwechselnd auf Sam und den Boden gerichtet. Das Rauschen war inzwischen ohrenbetäubend laut.

"Stopp, Leute. Wartet kurz", rief sie durch den Lärm. Sie schlitterte auf Sam zu und hielt ihn auf. "Wartet." Ihr Atem ging schnell und er drehte sich besorgt zu ihr um. Vermutlich dachte er, sie würde erneut aufgeben wollen. Doch ihr fester Blick ließ seine Befürchtung in Luft auflösen.

"Was ist?", brüllte Finley und blieb stehen. Liz ließ ihren Blick zwischen ihnen hin und herschwenken.

"Wir übersehen etwas. Wir übersehen etwas ganz Wichtiges", brabbelte Bianca. Zu leise, damit es alle hören konnten. Sie machte einen Schritt auf Sam zu. Ihre Füße platschten im Wasser, das bis zu ihren Zehen drang. "Mit diesen Bergen stimmt etwas nicht." Er legte seine Stirn in Falten.

"Natürlich, sind sie unnormal. Immerhin kommen sie näher", stellte Sam fest und schüttelte den Kopf. Die Sicherheit, dass sie das Richtige taten, hatte sich bis jetzt in seinen Zügen verhärtet. Doch es begann sich etwas in ihm zu lösen. Er war nicht mehr überzeugt von seiner eigenen Idee, auch wenn er es nicht offen zugab. Auch er traute dem Gebirge nicht über den Weg. Der Nebel verschleierte seine Skepsis und ließ Bianca frösteln. Die Luft war feucht.

"Riecht ihr das?", rief Bianca durch das Rauschen.

"Was? Die Luft? Hohe Luftfeuchtigkeit, ja, ist mir auch schon aufgefallen", nickte Finley und sein Bein zuckte. "Können wir jetzt weiter?" Er beobachtete die Umgebung. Die Berge kamen von allen Seiten.

"Nein", verbot Bianca und massierte sich ihre Schläfen. "Seht euch den Boden an. Woher kommt das ganze Wasser?" Sam senkte den Kopf, als fiele es ihm erst jetzt auf. Liz stand am nächsten zum Gebirge und zog einen Fuß aus dem Nassen. Es ging ihr bis über die Knöchel.

"Das ist viel Wasser. Überall. So viel Wasser habe ich lange nicht mehr gesehen", bemerkte Liz und zeigte in verschiedene Richtungen. Sie waren überall davon umgeben.

"Naja, vielleicht stehen wir in einem Gebirgssee drinnen", überlegte Finley.

"Und wie erklärst du dir dann dieses Rauschen?", wollte Bianca wissen und legte ihren Kopf schief. Sie ließ das Geräusch in sich hineinlaufen und überlegte fest, wonach es klang. Eine Vermutung zog schleichend in ihr Gedächtnis ein. "Das ist kein Wind. Und das sind auch keine Berge." Ihre Stimme zitterte.

"Aber was ist es dann?", fragte Sam leise. Fast hätte sie ihn nicht verstanden. Er starrte sie ernst an, als hoffe er, dass sie Späße machte.

"Das sind ultrariesige Monsterwellen. Von einem Meer", erklärte Bianca. Sie sprach jedes Wort abgehakt und deutlich artikuliert aus. Sie hatte Angst, sie würden ihr nicht glauben. Aber es sprach alles dafür. Die Wassertropfen legten sich auf ihre Haut und ihre Nase begann zu rinnen.

"Hä? Was?", fragte Finley entsetzt. Er drehte sich zu den Riesenwellen. Sie rollten unaufhaltsam auf sie zu.

"Aber wie ist das möglich?", wollte Sam wissen und ließ seinen Blick von einer Seite zur anderen schweifen. Er blieb am Ende bei Bianca hängen und sah sie mit einem völlig anderen Ausdruck an. Ein Hauch von Entschuldigung lag darin, doch sie verschränkte die Arme und sah weg.

"Die gehen fast bis zum Himmel", staunte Liz und deutete dorthin, wo sie den Horizont vermutete. "Warum schwimmen wir nicht einfach hinauf? So könnten wir es auch schaffen." Sie zuckte mit den Schultern. Ein Donner ertönte und sie duckte sich.

"Das wird nicht klappen", meinte Sam zerknirscht. Bianca schluckte und blickte zum Riss, der sich einen Weg zu ihnen bahnte.

"Egal, wir können nicht anders. Wir müssen schwimmen", entschloss Finley. Liz rannte los und erzeugte ein Platschen, das durch das Meeresrauschen gedämpft zu Bianca drang. Widerwillig folgte sie ihnen durch das Wasser. Sam blieb in ihrer unmittelbaren Nähe.

Hinter ihr braute sich ein Unwetter zusammen. Je länger alles eingequetscht wurde desto mehr Druck baute sich auf. Die Wellen engten alles ein, sodass der Platzmangel von Sekunde zu Sekunde akuter wurde. Eingekesselt zu sein, machte Bianca wahnsinnig. Sie hatte Angst, dass ihr der weiße Himmel auf den Kopf fiel. Es war beunruhigend, dass sich alles auf sie zubewegte, als ob die Welt sie zermalmen wollte.

Bianca stand bis zu den Knien im Wasser. Die Kälte kroch ihre Oberschenkel hinauf und ließ sie erzittern. Die anderen warfen sich ins Nasse und keuchten auf. Sie gab sich noch einen Moment Zeit, bevor sie es ihnen gleichtat. Sie fröstelte. Ein Blick zurück motivierte sie dazu, sich hineinfallen zu lassen. Der Spalt prangte im Boden. Er hatte eine Breite von mehreren Metern erlangt, als hätte er sein Maul zornig aufgerissen. Über ihm wirbelte eine düstere Wolke, die sich vom Wasserdampf nährte. Aber das Beunruhigendste war, dass es diesmal kein Entkommen mehr gab.

 Aber das Beunruhigendste war, dass es diesmal kein Entkommen mehr gab

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.
Zerreißprobe | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt