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❝Loch im Himmel❞

"WO ZUR HÖLLE bin ich?", wollte Bianca wissen und verschränkte ihre Arme

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"WO ZUR HÖLLE bin ich?", wollte Bianca wissen und verschränkte ihre Arme. Die heulende Frau schniefte und putzte sich die Nase. Das alles kam ihr wie ein schlechter Scherz vor. "In der Hölle? Wenn ja, dann habe ich sie mir anders vorgestellt." Sie kratzte sich am Kinn und legte ihren Kopf in den Nacken.

"Wir wissen nicht, wo wir sind", erklärte der Typ neben ihr. "Aber da du endlich aufgewacht bist, können wir uns alle mal gegenseitig vorstellen. Ich bin Sam." Er lächelte höflich und streckte ihr seine Hand entgegen. Bianca betrachtete sie argwöhnisch.

"Und ich bin Finley", gab der andere zwischen zwei Zügen von sich. Sein Blick heftete sich verloren zwischen den Bäumen des Waldes, der vor ihnen lag. "Und tut mir leid, ich kann jetzt nicht denken. Ich muss meinen Verlust verarbeiten. Mein Hut ist weg." Er schloss seine Augen, als brenne das weiße Licht.

"Kein Problem", sagte Sam und gab eine wegwerfende Geste von sich. Finley zog mit geschlossenen Augen an seiner Zigarette und schien in ferne Welten abzudriften. Auch die Frau starrte ihr Spiegelbild an und war alles andere als bei Sinnen. "Nun, das dort drüben ist Liz. Sie ist sehr traumatisiert." Er senkte seine Stimme und betrachtete sie sorgenvoll.

"Aha. Als ob wir das nicht alle sind", gab sie leise von sich, sodass es die anderen kaum hörten. "Bianca." Sie hob eine Augenbraue und Sam nahm seine ausgestreckte Hand wieder zurück. Er nickte. Sie wandte sich nach links und beobachtete die Bäume, deren Blätter im Wind raschelten. Am Horizont erkannte sie Berge, die sich farblich vom weißen Himmel deutlich abhoben. Ein leises Gewitter brodelte in der Ferne. Es knisterte so leise, dass es nur vernehmbar war, wenn man mucksmäuschenstill blieb.

"Wir sind offenbar alle vom Himmel gefallen. Finley ist als erster aufgewacht und hat etwas Interessantes beobachtet", erklärte Sam und nickte ihm zu. Als sein Name fiel, schlug er die Augen auf.

"Oh, ja, das war wirklich seltsam", sagte er und zog die Augenbrauen zusammen. Er ließ die Zigarette fallen und stieg mit einem Fuß darauf, um sie auszudrücken. "Als ich aufgewacht bin, lag ich hier im Gras und habe zum Himmel hinaufgeschaut. Ihr alle wart bewusstlos. Ich dachte überhaupt zuerst, dass ihr tot gewesen seid. Ihr habt das also gar nicht gesehen." Er holte nochmal Luft und sah gen Wolkendecke. Wobei das nicht richtig war, da Bianca eigentlich keine Wolken erkennen konnte.

"Da war ein Loch. Ein Loch im Himmel. Als hätte da jemand mit einer Granate einen Krater hineingesprengt." Finley nickte heftig und beobachtete das endlos Weiße über ihren Köpfen. "Aber ein paar Minuten später ist es einfach zugewachsen. Mit so einem wirklich seltsamen knisternden Geräusch. Das war echt seltsam, ich sage es euch." Er schüttelte sich.

"Ich nehme an, dass wir von dort hinausgefallen sind. Aber ansonsten wissen wir leider nicht viel mehr als du", fügte Sam hinzu, als er Biancas skeptischen Blick bemerkte. Abwartend sah er sie an, doch sie machte keine Anstalten, etwas zu antworten. Sie musste sich konzentrieren. Für sie fühlte sich alles nicht real an. Sie war in einer Bibliothek gesessen und ein riesiger Riss im Boden hatte sie eingesaugt. Jetzt befand sie sich hier und glaubte sich selbst kein Stück. Wahrscheinlicher war es, dass sie wahnsinnig wurde.

Sam merkte, dass Bianca in Gedanken versunken war und machte einen Schritt zurück. Er wandte sich Finley zu. Liz wurde in Ruhe gelassen. Sie war ein Häufchen Elend und wirkte nicht so, als wäre sie in der Stimmung, über das Ganze hier nachzudenken. "Könntest du mir bitte meine Streichhölzer zurückgeben?", fragte Sam und der andere hob betroffen seinen Kopf an.

"Ach, das habe ich ganz vergessen. Hier", sagte Finley und kramte in seiner Tasche herum. "Aber ich bin mir wirklich nicht sicher, ob da noch unbenutzte Streichhölzchen sind. Tut mir leid, falls ich das letzte genommen habe." Er überreichte es Sam und dieser klammerte seine Finger daran. 

"Ist schon in Ordnung. Nicht so wichtig", murmelte er und steckte es ein. Er sah nicht nach, ob zwischen den verkohlten Hölzern nun noch ein freies war. Bianca runzelte ihre Stirn und schüttelte kaum merklich den Kopf. Eigenartiger Typ.

Sie blendete die anderen aus und konzentrierte sich auf ihre Umgebung. Das in der Ferne grollende Gewitter ließ ihren Kopf in die Höhe wandern. Wenn Finley nicht halluziniert hatte und es stimmte, war in diesem weißen Himmel also ein Loch gewesen. Aber wie war das möglich? Sie kniete sich nieder und ließ ihre Hände über das Gras gleiten. Es fühlte sich trocken an. Nicht wie sie es gewohnt war.

"Nicht so wichtig? Aber was machst du mit einem Päckchen voll unbrauchbarer Streichhölzchen?", fragte Finley. Sam zuckte unbeeindruckt mit der Schulter.

Bianca steckte eine Hand in die Erde und grub darin herum. Der Wind ließ die Grashalme flattern. Sie griff nach einer Hand voll Dreck und ließ sie durch ihre Finger rieseln. Die feinen Körnchen fielen wie brauner Sand zurück in das Loch, das sie gegraben hatte. Sie beugte sich weiter nach unten und krallte sich in das Gras hinein. Ihre Sinne suchten nach etwas. Sie schloss ihre Augen und atmete tief ein.

Bianca ließ wieder von der Wiese ab und erhob sich. "Kommt mal alle her." Sie drehte sich zu ihnen und die Blicke trafen erstaunt auf sie. Zuerst regten sie sich nicht und betrachteten sie nur, bevor sich Sam löste und zu ihr stieß. Finley schlenderte hinterher und Liz rührte sich nicht. Bianca pflückte einen Grashalm und achtete darauf, dass die anderen alles genau beobachten konnten.

Sie drehte den Halm in ihren Fingern und fühlte die Trockenheit auf ihrer Haut. Ihre Hände setzten an einem Ende an und begannen, es der Länge nach zu zerreißen. Das Geräusch ließ die anderen stocken, doch Bianca hatte damit gerechnet. Der Widerstand beim entzweien des Grashalms war größer als sie es gewohnt war und seltsame kleine Zacken entstanden.

"Was ist das? Was habt ihr da?", fragte Liz. Die Neugier verdrängte das Zittern aus ihrer Stimme.

 Die Neugier verdrängte das Zittern aus ihrer Stimme

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