Erster kleiner Erfolg

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Sherry hielt mich eine Weile im Arm bis ich mich beruhigt hatte. Dann löste sie die Umarmung etwas und sah mich besorgt an.

"Was ist denn passiert?" fragte sie vorsichtig

"Ich kann das alles einfach nicht. Ich bin dafür nicht gemacht. Egal was ich mache, ich versaue es nur noch mehr." sagte ich verzweifelt.

"Ach Tris, du schaffst das schon. Aller Anfang ist schwer. Dwight und ich stehen hinter dir. Das wird schon." versuchte sie mich aufzubauen.

"Nein. Erst die Sachen mit den Medikamenten, die ich verbockt habe und jetzt wollte ich mich entschuldigen aber keiner hat es ernst genommen."

"Ich weiß du hast Angst aber wir müssen da durch. Sonst gibt es das Sanctuary bald nicht mehr." erinnerte sie mich.

Ich schwieg eine Weile, stimmte ihr dann aber letztendlich doch wieder zu. Ich wusste ja, dass sie Recht hatte und dass wir das Sanctuary beschützen mussten aber ich war dafür wirklich nicht gemacht. Ich muss unbedingt an mir arbeiten.

Sherry baute mich noch etwas auf als plötzliche lautes Geschrei von unten zu hören war. Verwundert sah ich sie an und wir sprangen beide auf und verließen das Zimmer. Wir liefen schnell nach unten und fanden hoffnungsloses Chaos vor. Es hatte sich eine riesige Traube an Menschen vor der Medikamentenausgabe versammelt und alle riefen durcheinander. Sofort wusste ich, dass es an mir war, die Situation zu klären und lief nach unten. Ich versuchte mir einen Weg durch die aufgebrachten Menschen nach vorne zu bahnen. Vergebens. Ich hatte keine Chance, ich kam einfach nicht durch. Die Männer und Frauen waren so aufgebracht, dass mich keiner beachtete. Ich musste mir irgendetwas einfallen lassen. Die Männer ganz vorne waren kurz davor sich gegenseitig an die Kehle zu springen. Das musste ich verhindern! Hilflos sah ich mich um. Dann entschied ich mich auf einige Kisten zu klettern, die direkt neben der Menschenmenge standen.

"Hey Leute, beruhigt euch!" sagte ich in lautem Ton aber keiner beachtete mich.

"Hört auf so zu schreien!" versuchte ich es nochmal. Keiner reagiert. Hilfesuchend sah ich zu Sherry, die oben am Geländer stehen geblieben war. Sie nickte mir auffordernd zu. Ich drehte mich zu der Menschenmasse zurück, nahm meinen Mut zusammen und atmete einmal tief ein.

"HEEY!! RUHE JETZT!!" schrie ich aus vollem Hals. Und mit Erfolg. Urplötzlich war es still und alle sahen zu mir.

"Na endlich! Danke! Kann mir mal jemand erklären, was hier los ist?!" fragte ich laut.

Natürlich fingen die Leute nun wieder an alle durcheinander zu reden. Aber ich unterbrach sie direkt wieder.

"Bitte nicht alle auf einmal! Du, erzähl mir was los ist!" forderte ich einen Mann ganz vorne auf und deutete dabei auf ihn.

Er sah sich einmal kurz um und blickte dann wieder zu mir. "Die Männer von der Medikamentenausgabe haben einfach eigenmächtig ihre Preise erhöht. Alles ist doppelt so teuer als es davor war. So viele Marken hat keiner von uns. Das können wir uns ewig nicht leisten. Das dürfen sie doch nicht einfach so." erklärte er mir, zu meinem Erstaunen, relativ ruhig und gefasst.

"Ich verstehe, und was habt ihr dazu zu sagen?" fragte ich die zuständigen Männer.

"Naja wenn von ganz oben auf einmal Medikamente verschenkt werden und wir dadurch weniger Marken bekommen, dann erhöhen wir eben unsere Preise. Sonst bleiben wir ja am Ende noch auf der Strecke und können uns nichts mehr leisten." sagte einer der beiden und grinste mich frech an. Es ging also immer noch darum, dass ich der Frau die Medizin geschenkt hatte. Das hatte ich mir schon fast gedacht.

"Ich habe es heute früh ja schon mal gesagt. Ich weiß, dass ich einen Fehler gemacht habe und es tut mir aufrichtig leid. Ich mache euch einen Vorschlag. Ihr behaltet die alten Preise bei, denn das kann ich so nicht dulden. Keiner könnte sich sonst Medizin leisten und ihr bekommt am Ende noch weniger Marken. Also bleiben die Preise wie sie sind. Ich werde euch im Gegenzug die Marken von mir geben, die die Frau hätte bezahlen müssen. Können wir uns darauf einigen? Wir sind doch alle erwachsen und sollten in dieser Welt zusammen halten, statt uns gegenseitig die Köpfe einzuschlagen." schlug ich vor und hoffte, dass die Männer das Angebot annehmen.

"Ich finde den Vorschlag gut und Negan würde es bestimmt auch nicht gefallen, wenn er zurück kommt und ihr seine vorgegebenen Preise erhöht habt." erklang Dwights Stimme hinter mir. Er kam gerade in die Halle gelaufen und stellte sich neben die Kisten, auf den ich stand.

Die zwei zuständigen Männer sahen sich kurz an und stimmten meinem Vorschlag zu: "Hm, na wegen uns. Aber noch so ein Ding und wir sind raus."

"Ich werde mich bessern und dazu lernen. Danke." bedankte ich mich erleichtert. "Und jetzt bitte alle wieder an die Arbeit." forderte ich alle auf und kletterte wieder von meinen Kisten runter. Dwight reichte mir die Hand und half mir nach unten.

"Na das sah doch nach einem ersten Erfolg aus." sagte er lächelnd.

"Ja naja, ohne dich hätten sie wahrscheinlich nicht zugestimmt. Aber trotzdem danke." sagte ich.

"Ach komm Tris. Sei nicht so pessimistisch. Sie haben dir immerhin endlich mal zugehört und sie sind alle auf deine Bitte hin wieder an die Arbeit gegangen. Das ist ein Anfang." sagte er.

"Naja ein kleiner Anfang." lachte ich leicht.

"Wenn du weiter so machst werden sie dich bald als Leitung akzeptieren. Du wirst schon sehen."

"Na ich bin mir da noch nicht so sicher." gab ich zu.

Still his property. (Negan FF #2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt