Hilfe unter Feinden

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Tris Sicht:

Gerade hatte ich mein Walkie-Talkie wieder weggepackt und wollte mit meinem Pferd den Rücktritt antreten, als ich laute Schreie und Kampfgeräusche hörte. Ich versuchte zu lokalisieren, aus welcher Richtung die Schreie kamen und trieb mein Pferd an, in diese Richtung zu galoppieren. Die Richtung stimmte, denn die Geräusche wurden lauter. Nach kurzer Zeit erreichte ich die Quelle der Schreie und konnte im Getümmel vier Frauen und einen Mann erkennen, die in eine kleine Horde Beißer geraten waren. Der Mann lag schreiend auf dem Boden und hielt sich sein Bein während die vier Frauen versuchten, die Untoten aufzuhalten. Allerdings besaßen sie außer zwei Bögen und Steinschleudern keine richtigen Waffen und hatten somit wirklich zu tun, den Tod auf zwei Beinen zurück zu halten. Ich beschloss ihnen zu helfen und zog meine Waffe aus meinem Gürtel. Ich schoss einem Beißer nach dem anderen in den Kopf und erledigte innerhalb kurzer Zeit die kleine Horde. Als Dank erntete ich erstmal sehr erschrockene Blicke in meine Richtung. Dann tuschelten sie kurz, sahen mich wieder an und richteten ihre Waffen auf mich.  Verwirrt hob ich meine Hände und ließ meine Waffe an nur einem Finger hängen.

"Ist das der Dank dafür, dass ich eure Ärsche gerettet hab?" fragte ich sarkastisch.

"Du bist Tris, richtig?" fragte eine der Frauen ganz direkt. Sie hatte dunkelblonde, lange lockige Haare und einige Tattoos.

"Ja bin ich. Und?" antwortete ich.

"Du bist die Verrückte, die Rick so durchdrehen lässt. Warum sollten wir dir trauen?" fuhr sie fort.

"Die Verrückte?" ich musste lachen. "Ihr habt also von mir gehört. Dann nehme ich an, ihr kommt aus Alexandria?" fragte ich weiter nach.

"Hilltop." antwortete eine andere Frau mit langen schwarzen Haaren.

"Ah Maggies Heimat. Terrorisiert sie euch genau so wie Rick seine Leute?" wollte ich amüsiert wissen.

"Ja, und das ist nur deine Schuld." warf sie mir vor.

"Falsch, das ich Ricks Schuld. Er muss nur Negan freilassen. Aber wozu die Diskussion? Ich glaube eurem Freund da auf dem Boden gehts nicht besonders gut oder? Wollt ihr euch nicht um ihm kümmern, anstatt mich zu bedrohen?" schlug ich vor und sah zu ihm auf den Boden.

Die vier Frauen lenkten ihre Aufmerksamkeit ebenfalls wieder auf ihren Freund, der sich vor Schmerzen immer noch sein Bein hielt.

"Luke? Was ist mit deinem Bein passiert?" fragte die Schwarzhaarige und beugte sich zu ihm.

"Nichts, ich habe mich nur beim Fall verletzt" antwortete er doch jeder der nicht ganz dumm war, konnte merken, dass er log.

"Jetzt zeig schon her." ermahnte sie ihn und schob seine Hand von seinem Bein. Ihr Blick hob sich wieder und erschrocken sah sie erst ihn und dann ihre drei Freundinnen an. 

"Wurde er gebissen?" durchbrach ich die Stille und stieg von meinem Pferd.

"..Ja, ..sieht ganz so aus." stammelte die Schwarzhaarige und sah völlig aus der Bahn geworfen wieder auf das Bein ihres Freundes.

"Habt ihr eine Axt?" fragte ich weiter und ging auf den Mann zu.

"Bleib sofort stehen!" schrie mich die Frau mit den dunkelblonden Locken an.

"Jetzt spiel dich nicht so auf! Wenn ihr das Bein nicht möglichst schnell abtrennt, dann wird er sterben! Nur so hat er eine Chance!" stellte ich ebenfalls mit lauter Stimme fest.

"..sie hat Recht." murmelte eine schwarze Frau mit kurzen Haaren und holte eine Axt aus einer Tasche, die die fünf dabei hatten. Sie ging zielsicher auf ihren Freund zu und kniete sich neben ihn. Doch dann fing sie an zu zögern. Scheinbar fiel es ihr doch viel schwerer als sie gedachte hatte, ihrem Freund das Bein abzuhaken. Ich kniete mich neben sie und legte meine Hand auf ihre zittrigen Hände. 

"Schon gut, ich mach das." sagte ich sanft und nahm ihr die Axt aus der Hand. "Bitte haltet ihn fest. Und ich brauche eine Gürtel und ein Tuch oder was ähnliches." sagte ich zu allen.

Die vierte Frau, ebenfalls dunkelhäutig und mit bauschigen Locken setzte sich an Lukes Kopf und hielt ihn fest. Die schwarzhaarige Frau gab mir ihren Gürtel und ich zog ihn um sein Bein fest. Die dunkelblonde Frau hielt sein verletztes Bein fest und ohne groß zu zögern holte ich mit der Axt aus und schlug drei Mal auf sein Bein ein. Der Mann schrie entsetzlich, bis er schließlich ohnmächtig wurde. Nach dem dritten Schlag hatte ich sein Bein oberhalb des Bisses abgetrennt und legte ein T-Shirt über den blutenden Stumpf.

"Er muss schleunigst zu einem Arzt. Wir haben einen im Sanctuary." bat ich ihnen an.

"Vergiss es. Wir bringen ihn nach Alexandria!" fauchte mich die dunkelblonde Frau wieder an.

"Nein Magna. Sie hat Recht. Das Sanctuary ist viel näher gelegen. Wir gehen mit ihr." stellte die schwarzhaarige klar und ich nickte ihr zu. Gemeinsam hoben wir den bewusstlosen Mann auf den Rücken meines Pferdes. Ich griff nach den Zügeln um das Pferd zu führen und so schnell wie möglich liefen wir zurück zu meiner Kolonie. Per Walkie-Talkie gab ich zu Hause bescheid, dass Dr. Carsten sich auf eine Amputationswunde vorbereiten sollte damit es dann schneller ging, wenn wir ankamen. Wir rannten so schnell wir konnten und gerade war ich froh, dass mein kleiner Bauch in der 18ten Woche noch nicht so groß geworden war. Das Blut hatte das T-Shirt schon lange durchtränkt und lief am Oberschenkel des schwarzen Pferdes entlang. 

Nach einigen Minuten kamen wir dann endlich am Sanctuary an und das Tor wurde geöffnet. Zwei Männer standen bereits mit einer Trage bereit und nahmen den verletzten Mann in Empfang. Wir hoben ihn auf die Trage und sie brachten ihn runter in Dr. Carstens Krankenzimmer.

"Was genau ist passiert?" wollte er wissen.

"Er wurde gebissen und wir mussten ihm das Bein abschlagen." erklärte Magna.

"Wie lange ist das her?" fragte er weiter nach, während er das T-Shirt von seiner Wunde entfernte.

"Etwa 15 Minuten." gab ich als Antwort.

"Gut, bitte alle raus außer Tris und eine von euch Frauen. Ich brauche Platz." befahl er und alle außer mir und Magna verließen den Raum. Wir halfen dem Arzt bei der Versorgung. Er bekam eine Infusion, Medikamente und die Blutung wurde gestoppt. Anschließend wurde noch ein Verband angelegt und so langsam schien sich sein Zustand zu verbessern. Er war zwar noch nicht aufgewacht aber sein Puls und die Atmung wurden besser. Als alles erledigt war, verließ ich den Raum.

"Und? Wie geht es ihm?" fragten die drei Frauen auf dem Flur gleichzeitig.

"Er stabilisiert sich. Ihr könnt jetzt auch zu ihm. Außerdem möchte ich euch gerne anbieten solange zu bleiben, bis er sich wieder erholt hat um die Reise nach Alexandria zu schaffen." antwortete ich.

Die drei stürmten sofort in den Raum, wobei die Schwarzhaarige sich noch kurz zu mir umdrehte.

"..vielen Dank Tris." sagte sich aufrichtig und betrat ebenfalls das Krankenzimmer.

Still his property. (Negan FF #2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt