Eine Sekunde der Unachtsamkeit

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"Du kannst doch nicht einfach die beschissenen Räder zerschießen!" schrie mich der Mann weiter an.

"Siehst du doch, dass ich das kann! Ihr könnt gerne abhauen aber die scheiß Trucks bleiben verdammt nochmal hier!"

Wir brüllten uns gegenseitig an und so ziemlich alle Menschen die sich auf dem Außengelände befanden standen irgendwann um uns herum und hörten sich das Spektakel mit an.

"Ehm Leute?" nuschelte eine Frau fast unhörbar dazwischen, doch wir beachteten sie gar nicht.

"..Leute?" versuchte sie es nochmal aber weiterhin beachtete sie keiner von uns.

"Leute!!" auf einmal schrie sie schon fast und wir unterbrachen unseren Streit und sahen sie an.

"Was ist denn? Mach dein Maul auf." fuhr sie mein Streitpartner an doch die Frau antwortete nicht mehr. Stattdessen stand sie nur da uns sah wie gebannt zum Tor. Dann hob sie zitternd ihre Hand und zeigte auf das Tor. Wir drehten uns alle um und unsere Blicke wanderten in die von ihr gezeigte Richtung. Erschrocken standen wir alle total unbeholfen für den Bruchteil einer Sekunde nur da. Wir hatten durch unser Rumgeschreie eine ganze Menge Beißer angelockt und dadurch, dass vorhin fast alle unsere Trucks geklaut wurden und die Wachen am Tor ebenfalls durch unseren Streit abgelenkt waren stand das Tor offen. Es war als hätten wir zum Mittag geläutet. 

"Los alle sofort rein!" schrie ich laut und während alle panisch nach drin liefen fingen Dwight, einige Wachen und ich an den Untoten in den Kopf zu schießen aber wir wurden trotzdem immer weiter zurück gedrängt, denn der Abstand zu den verwesten Arschlöchern, wie Negan sie immer nannte, wurde immer geringer. Notgedrungen drehten auch wir uns um und rannten nach drin ins Sanctuary. Wir verbarrikadierten die Tür so gut es ging und hofften, dass es die hungrigen wandelnden Toten draußen halten würde. 

"Okay! Jeder mit einer Waffe bleibt hier und bewacht die Eingänge. Teilt euch auf! Nicht alle an einer Tür stehen bleiben! Alle anderen bringen die Kinder und Arbeiter so weit es geht nach oben! Los!" befahl ich den Leuten und sogar die, die sich vorhin noch gegen mich entschieden hatten folgten meiner Anweisung. Ich blieb zusammen mit Dwight, einem Mann und einer Frau am Haupteingang stehen. Wir konnten die humpelnden und schlurfenden toten Säcke schon vor der Tür hören und wenige Sekunden später ertönte der erste Knall gegen die Eisentür. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und ich hatte wirklich ernsthaft Angst, dass dies der Untergang meines neuen zu Hauses sein würde. Aber nein! Das darf nicht das Ende sein! Diese scheiß Pisser kriegen mich nicht klein! ..Wow meine Gedanken waren Negans Wortschatz mittlerweile schon sehr ähnlich geworden. Hilfesuchend sah ich Dwight an.

"Das Tor wird nicht lange halten." damit sprach er die Worte aus, die ich jetzt gerade am wenigsten hören wollte. 

"Okay, dann müssen wir unsere alte Taktik aus Alexandria anwenden. Hey! Wir brauchen hier drüben noch eine Person!" rief ich in die Menge, die langsam weniger wurde. Sofort kam einer der Männer zu uns. "Okay also folgendes Vorgehen, zwei Männer an je eine Tür. Ihr habt einfach mehr Kraft als wir beiden Frauen. Dann öffnet ihr die Türen immer ganz kurz ein Stück und lasst einige wenige Beißer durch und schließt die Türen wieder. Sobald wir die reingelassenen beseitigt haben lasst ihr die nächsten rein. Haben das alle verstanden?"

"Ja alles klar, versuchen wir unser Glück." stimmt Dwight mir zu und die vier Männer stellten sich an die Türen und sahen zu uns beiden Frauen rüber.

"Bist du bereit?" fragte ich sie relativ ruhig um sie etwas zu beruhigen, denn die Panik war ihr ins Gesicht geschrieben. Auf meine Frage folgte ein stummes Nicken.

"Okay dann los, auf drei lasst ihr ein paar rein. Eins, zwei, ...drei!" rief ich und die Männer öffneten die Türen ein Stück. Sofort schoben sich eine Handvoll Beißer durch den offenen Spalt und die vier stemmten sich mit ihrem vollen Gewicht wieder gegen die Türen um sie zu schließen. Wir stachen den Untoten nach und nach unsere Messer in den Schädel und sie fielen nach und nach leblos um. Dieses Prozedere wiederholten wir einige Male bis es so kam, wie es kommen musste. Einen Mann verließ die Kraft und sie schafften es nicht mehr die Tür zu schließen. Immer mehr Untote kamen in die Halle gelaufen und wir konnten sie nicht mehr stoppen. Es waren einfach viel zu viele. Die bewaffneten Männer und Frauen oben auf der Treppe begannen zu schießen und auch ich zog meine Pistole aus meinem Gürtel. Bei der Menge würden wir mit unseren Messern nicht mehr weit kommen. Es wurden immer und immer mehr und die ganze Situation wurde immer unübersichtlicher. Ich hatte Dwight schon aus den Augen verloren. Nur die Frau und ich standen noch Rücken an Rücken und gaben unser Bestes die Zombies davon abzuhalten nach oben zu gelangen. Wir musste unbedingt die Menschen in den oberen Stockwerken beschützen. Wir wurden umzingelt und konnten sie kaum noch in Schach halten. Plötzlich schrie die Frau neben mir laut auf. Ganz automatisch drehte ich mich zu ihr um und sah, wie sie von einem Beißer in den Hals gebissen wurde. Ich zog mein Messer und stach ihm in den Kopf. Die Frau sackte auf ihre Knie und schrie vor Schmerzen doch ganz plötzlich war sie ruhig und sackte in sich zusammen. Der Mann, mit dem ich mich vorhin noch auf dem Hof gestritten hatte, hatte ihr eine Kugel in den Kopf gejagt während er sich einen Weg durch die lebenden Toten bahnte. Erschrocken sah ihn an. 

Still his property. (Negan FF #2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt