Das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde

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Drei Tage waren vergangen seitdem ich dem Mann ins Bein schießen musste, um seine Kollegen dazu zu bewegen Vorräte suchen zu fahren und ich hoffte, dass sie bald zurück kommen würden. Denn das Gemüse aus dem Garten, welches das kleine Mädchen und ihre Mutter geerntet hatten war nun auch fast komplett aufgebraucht. Ich konnte kaum mein Zimmer verlassen ohne gefragt zu werden, wann es endlich wieder was zu essen geben würde. Und jedes Mal gab ich die gleiche Antwort: "Ich weiß es nicht genau, ich hoffe bald." Die Antwort gefiel zwar keinem aber ich konnte es nicht ändern. Allerdings musste ich mir bald was einfallen lassen, wenn die Männer nicht endlich zurück kommen. Und wo konnte ich immer am besten nachdenken? Genau, auf dem Dach des Sanctuary. Ich stieg die nicht endende Treppe hinauf und setzte mich auf meinen üblichen Platz auf den Boden und versuchte mir eine Lösung einfallen zu lassen. Dabei beobachtete ich einige Beißer die ziellos umher liefen auf der Suche nach etwas lebenden. Ich saß eine ganze Weile da, beobachtete die Natur und dachte nach als ich plötzlich etwas bekanntes hörte. War das das Wiehern eines Pferdes? Ich stand schnell auf und lief zu dem Ende des Daches, von dem aus man auf eine große Wiese sehen konnte. Und tatsächlich, auf der Wiese trabte eine wunderschöne braun-schwarze Stute mit ihrem Fohlen hin und her. Ich sah den beiden kurz zu, als mir die Beißer wieder in den Sinn kamen. Ich durfte auf keine Fall zulassen, dass die beiden das Mittagessen dieser wandelnden Gedärme werden. Also lief ich so schnell ich konnte die Treppe wieder nach unten. Das letzte Mal, dass ich hier so schnell runter gerannt war, war als Carl in einem der Trucks stand und Negan mit einer Waffe bedrohte. Unten angekommen schnappte ich mir ein Seil und lief zum Tor.

"Aufmachen! Schnell!" rief ich dem Torwärter zu und quetschte mich schon durch das Tor, als er gerade erst angefangen hatte es zu öffnen. Ich stach jedem Beißer in den Kopf, der mich auf meinem Weg  zur Wiese bemerkt hatte. Auf der großen Wiese angekommen sah ich mich, suchend nach der Stute hektisch um. Hoffentlich war es nicht zu spät. Ich rannte weiter auf die Wiese und sah mich weiter um. Und da war sie. Ich entdeckte sie am Waldrand wild hin und her springend. Sie hatte die Untoten wohl auch bemerkt, die sich ihr näherten. Aber warum lief sie nicht weiter weg? Ich rannte so schnell wie es auf der unebenen Wiese ging in ihre Richtung und als ich näher an sie heran kam, sah ich, dass sie noch ein Zaumzeug trug und sich damit in einem Strauch verfangen hatte. Ich musste mich beeilen, denn die hungrigen Untoten kamen immer näher. Ich trat näher an sie heran und hoffte, dass sie Menschen gewöhnt war. Doch natürlich befand sie sich in eine Paniksituation außerdem hatte sie ja auch noch ihr Fohlen dabei, welches sie beschützen wollte. Ich knotete eine große Schlaufe in das Seil und bastelte mir so ein Lasso. Carol hatte mir damals gezeigt, wie ich damit umgehen musste und hat mir beigebracht, wie man damit Tiere fangen konnte. Ich fing an es zu schwingen und versuchte damit, sie einzufangen damit sie nicht weglaufen konnte, wenn ich sie aus dem Strauch befreit hatte. Einige Male gingen daneben aber ich gab nicht auf und meine Hartnäckigkeit wurde auch belohnt. Beim vierten Anlauf landete die Schlinge über ihrem Kopf und legte sich um ihren Hals. Ich Band das Seil an einem anderen Baum fest und ging langsam zu ihr. Die Beißer waren schon fast bei uns deshalb war jetzt Eile geboten. Hätte ich beim Ersten Mal getroffen, hätte ich jetzt natürlich mehr Zeit die Stute zu befreien. Mit ausgestreckter Hand ging ich langsam auf sie zu und sie schien sich tatsächlich etwas zu beruhigen. Als ich endlich ganz bei ihr war streichelte ich sie kurz um Hals um ihr zu zeigen, dass ich ihr nichts tun wollte. Ich nahm mein Messer und schnitt die Zügel durch, mit denen sie sich im Strauch verfangen hatte. 

Plötzlich durchfuhr ein riesen Schreck meinen Körper und ich lies das Messer auf den mit Laub und Dreck bedeckten Boden fallen. Mich hatte ein Untoter am Oberarm gepackt und versuchte mich zu beißen. Ruckartig drehte ich mich um und presste meine Hände gegen den Oberkörper des nach Verwesung stinkenden Beißers. Er drängte mich ein Stück rückwärts und wie hätte es auch anders sein sollen blieb ich mit meinem Schuh an einer Wurzel hängen und fiel hin. Der Beißer fiel auf mich und hauchte mir seinen ekelhaften Mundgeruch ins Gesicht. Wäre ich nicht gerade dabei gewesen mein Leben zu retten, hätte ich mich sicherlich übergeben müssen. Ich stämmte jetzt nur noch eine Hand gegen den halb zerfallenen Oberkörper und suchte mit der anderen blind nach meinem Messer. An meine Waffe in meinem Gürtel kam ich nicht heran, da der Beißer auf mir lag. Also wühlte ich im Laub und tastete nach dem Griff des Messers. Mein anderer Arm wurde langsam schwer und die hungrigen Zähne kamen meinem Gesicht immer näher. Ich wurde immer hektischer und meine Bewegung wurde unkontrollierter. Glücklicherweise ertastete ich endlich das Messer, griff es und stach es dem Beißer mit Wucht seitlich in den Kopf. Der halb verweste Körper sackte leblos zusammen und fiel auf mich drauf. Ich schob ihn zur Seite von mir runter und stand schnell auf. Dann zog ich die Waffe aus meinem Gürtel und schoss noch einigen Untoten in den Kopf. Nachdem alle reglos im Gras lagen schaute ich mich wieder nach der Stute mit ihrem Fohlen um. Sie hatte sich ein Stück in eine andere Richtung gerettet und stand nun an dem Baum, an dem ich das Seil festgebunden hatte. Darüber war ich auch wirklich froh, denn sonst wäre sie jetzt vermutlich über alle Berge gewesen. 

Ich ging ziemlich aus der Puste wieder langsam zu ihr, um sie von hier weg zu bringen denn die Schüsse würden bald weitere Beißer anlocken. Sie kam sicher aus guter Haltung und musste ihr zu Hause verlassen, weil sich ihre Besitzer in so untote Monster verwandelt hatten. Ich band das Seil vom Baum los und führte sie von der Wiese. Das Fohlen folgte ihrer Mutter und kam uns hinterher. Mittlerweile war sicherlich eine gute Stunde vergangen und als ich mit den Beiden ins Sanctuary kam sah ich die Trucks stehen. Die Männer waren wohl von ihrer Tour zurück gekommen. Sie waren gerade dabei die Trucks zu entladen und so wie es aussah, waren sie auch ziemlich erfolgreich gewesen. Dwight hob gerade eine Kiste mit Konserven aus einem der Trucks als er mich mit den Pferden kommen sah. 

"Wo hast du die denn jetzt her?" fragte er mich erstaunt.

"Hab sie auf der Wiese nebenan eingefangen. Oder gerettet, kann man auch sagen." 

"Du überraschst mich echt immer wieder. Und was hast du jetzt mit ihnen vor?" fragte er weiter nach.

"Naja nachdem die Tour ziemlich erfolgreich aussieht, dürfen sie ihr Leben zum Glück behalten. Ich denke wir haben jetzt zwei neue Mitbewohner. Ich könnte nur einen kleinen Stall oder sowas brauchen. Hilfst du mir einen zu bauen?"

"Na klar, gern." sicherte Dwight mir meine Hilfe zu, stellte die Kiste zurück in den Truck und ging mit mir hinter zu dem Gemüsegarten denn daneben befand sich noch genug ungenutzte Fläche und auch genügen Holz. Ich band die Stute fest und wir verbrachten den ganzen restlichen Tag damit ein Paddock mit Unterstand und kleiner Futterstelle für die Stute und ihr Fohlen zu bauen. Einige spitze Pfeiler in den Boden und mit Brettern verbinden. Dann noch ein Tor und schon war das neue zu Hause für die beiden fast fertig. Klar war es nicht so wie man es sich für seine Tiere eigentlich wünschen würde aber immer noch besser als draußen getötet und gefressen zu werden. Bevor es dunkel wurde schnappte ich mir noch einige Frauen um auf der Wiese Gras zu sammeln. Ein paar Männer zum Schutz waren diesmal auch dabei. So einen Zwischenfall wie vorhin brauch ich nicht nochmal. Wir füllten einige alte Säcke voll mit Gras und legten es anschließend zum trockenen im Sanctuary aus. So wollte ich ein bisschen Heu für die zwei trocknen. Einen Teil es Grases bekamen sie als Abendbrot und ich holte mir oben in der Küche auch mein wohlverdientes Abendessen. Danach noch unter die Dusche und die Reste meiner Nahtoderfahrung abwaschen. Frisch geduscht fiel ich todmüde ins Bett und schlief dementsprechend schnell ein.


Still his property. (Negan FF #2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt