Gefangenenbesuch

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Am nächsten Morgen stand ich wie immer früh auf. Ich hatte über Nacht beschlossen Dwight zu fragen, ob er mich nach Alexandria bringen würde. Ich musste Negan unbedingt wieder sehen. Ich stand auf und machte mich fertig. Diesmal hatte ich mit etwas anderes angezogen. Rick sollte nicht sofort erkennen, dass ich mittlerweile auf Negans Seite war. Also wollte ich mich durch meine Kleidung auch nicht gleich verraten, denn sie war Negans sehr ähnlich. Anschließend ging ich schnell eine Kleinigkeit frühstücken und machte mich danach auf den Weg zu Dwight und Sherrys Zimmer. Ich klopfte an und betrat das Zimmer, nachdem ich herein gebeten wurde. Sherry sagte mir, dass Dwight schon draußen ist, also machte ich mich auf die Suche nach ihm. Ich fand ihn draußen auf dem Gelände. Er war gerade mit einigen anderen Männern dabei, einen Truck abzuladen. Scheinbar waren die Männer gerade von einer Tour zurück gekommen.

"Dwight? Kann ich dich kurz sprechen?"

"Ja sicher Tris. Was gibt es denn? Heute gar nicht in Lederjacke?"

"Nein heute nicht. Ich wollte dich fragen, ob du mich nach Alexandria bringen könntest."

"Hältst du das für eine gute Idee?" fragte er skeptisch.

"Ich weiß es nicht, aber ich muss Negan unbedingt sehen. Ich weiß, ich werde ihn heute noch nicht befreien können, aber ich muss mit ihm reden. Rick wird sicher erstmal denken, ich sei von hier geflohen und wird mich reinlassen." sagte ich.

"Dann kann ich dich aber nicht ganz bis ans Tor bringen."

"Ja das weiß ich. Ich will nur nicht den ganzen Weg auf mich allein gestellt sein." erklärte ich ihm.

"Also gut, ich bring dich hin. Ich lade den Truck noch zu Ende ab, dann können wir den gleich nehmen." stimmte er zu.

"Danke Dwight."

Es dauerte nur noch wenige Minuten, bis die drei Männer den Truck abgeladen hatten und Dwight und ich einstiegen. Er vergewisserte sich nochmal, dass ich wirklich fahren wollte und fuhr schließlich los. Wir unterhielten uns eine Weile über das Sanctuary und unter anderem auch über die Situation gestern. Dwight war immer noch der Meinung, dass ich es gut geregelt hatte und dass ich auf einem guten Weg war, akzeptiert zu werden. Ich sah das ganze immer noch eher skeptisch.

Nach unserem Gespräch herrschte eine Weile Stille und ich zog irgendwann ein kleines Foto aus meiner Tasche und sah es lächelnd an.

"Was hast du da?" fragte Dwight und unterbrach so die Stille.

"Ein Ultraschallbild. Hab ich mir heute Morgen von Dr Casten geben lassen. Ich will es Negan zeigen." erklärte ich ihm.

"Oh achso. Na dann bin ich mal gespannt, ob Rick dieses miese Schwein überhaupt zu ihm lässt." antwortete er und hielt das Auto am Straßenrand an. "Jetzt ist es nicht mehr weit. nur noch ein paar hundert Meter der Straße nach. Schaffst du das? Hast du eine Waffe dabei?" fragte Dwight und ich bildete mir ein, ich konnte ein Wenig Sorge in seiner Stimme hören.

"Ja hab ich dabei, ich schaff das schon. Mach dir keinen Kopf." sagte ich und stieg aus dem Truck.

"Tris?" sagte Dwight bevor ich die Tür wieder schließen konnte und sah mich an.

"Du kommst doch wieder oder?" fragte er mich mit einem leicht besorgten Blick im Gesicht.

Ich lächelte leicht und antwortete: "Natürlich komme ich wieder. Vertrau mir. Wartest du hier auf mich?"

"Das werde ich, sei vorsichtig." sagte er und ich schloss die Autotür. Dann lief ich los. Ich war noch einige Minuten unterwegs bis ich das Tor zu Alexandria sehen konnte. Schon von Weitem konnte ich hören wie die Männer oben auf der Mauer nach Rick riefen. Sie hatten mich wohl in der Ferne schon erkannt. Als ich nur noch einige Meter vom Tor entfernt war wurde dieses geöffnet und Rick und Daryl kamen mir entgegen gelaufen. Ich setzte ein Lächeln auf und lief auf die beiden zu.

"Tris! Du konntest fliehen? Gott sei Dank! Wir haben schon überlegt, wie wir dich da raus holen." sagte Rick freudig und zog mich in eine Umarmung. Ich musste mich wirklich zusammen reißen. Am liebsten würde ich Rick auf der Stelle zur Schnecke machen aber er sollte erstmal nicht merken, wie sauer ich auf ihn war. Nachdem Rick mich losgelassen hatte umarmte ich Daryl noch zur Begrüßung. Bei ihm freute ich mich schon etwas mehr ihn zu sehen. Daryl und ich warten immer gute Freunde gewesen und er fehlte mir auch sehr, seitdem er aus dem Sanctuary abhauen durfte.

"Ja ich hab es da raus geschafft. Seit Negan nicht mehr da ist herrscht Chaos. Keiner hat gemerkt, dass ich abgehauen bin." log ich die beiden an.

"Zum Glück. Wir freuen uns, dass du wieder da bist." sagte Daryl.

"Stimmt es, dass ihr Negan hier eingesperrt habt?" fragte ich.

"Ja, er sitzt unten in einer Zelle. Da gehört er auch hin." antwortete Rick und ich musste an mich halten, dass ich ihm nicht ins Wort fiel. Ich weiß, Rick war ein Teil meiner neuen Familie gewesen und eigentlich wollte ich nicht sauer auf ihn sein aber es machte mich wütend, wenn er so über meinen Mann sprach.

"Darf ich ihn sehen? Ich hab noch ein Hühnchen mit ihm zu rupfen und würde ihm gerne mal meine Meinung sagen, ohne dass mir etwas passieren kann." erklärte ich als Vorwand um mit ihm sprechen zu können.

"Klar kannst du das. Aber willst du nicht erstmal ankommen?" fragte Rick etwas verdutzt davon, dass ich es so eilig hatte.

"Nein ich will ihn gleich sehen. Es hat sich einiges angestaut und dem will ich endlich Luft machen. Bringst du mich bitte zu ihm?" drängte ich Rick schon fast.

Er nickte zustimmend und ging mit mir zu dem Haus, in dessen Keller er Negan gefangen hielt. Glücklicher Weise konnte ich ihn auch dazu überreden, dass ich mit Negan allein sprechen durfte. Rick sperrte mir die Haustür und die Tür zum Kellerabgang auf und verließ das Haus anschließend wieder. Etwas nervös öffnete ich die Tür zum Keller und schloss sie hinter mir wieder.

"Na welcher Pisser kommt mich diesmal besuchen?" konnte ich Negans Stimme schon von unten hören als ich die Treppe hinunter ging. Als ich unten ankam sah ich ihn in seiner Zelle sitzen. Er saß auf einer spärlichen Holzliege und warf einen Tennisball immer wieder gegen die Wand.

"Tris?!" entgegnete er und sprang sofort auf als er mich sah. Ich konnte im ersten Moment gar nichts sagen und ging näher an seine Zelle heran. Er tat es mir gleich und kam an die Gitterstäbe.

"Wie kommst du hier her?" fragte er mich verwundert und freudig zugleich. Er nahm meine Hände in seine und sah mich an.

"Dwight hat mich den meisten Weg gefahren. Den Rest bin ich gelaufen. Rick glaubt, ich sei geflohen und wieder nach Hause gekommen. Ich musste dich unbedingt sehen." erklärte ich ihm.

"Ich freue mich, dass du hier bist. Dann hat es der Mann zurück geschafft, der mit mir hier war. Rick dieses blöde Arschloch hat mich überlistet."

"Ja er hat es zurück geschafft. Es tut mir so leid Negan, ich hätte dich niemals dazu überreden sollen, Rick Frieden anzubieten." sagte ich traurig.

"Hey Unsinn. Es ist nicht deine Schuld Liebes. Ich schaffe es schon hier raus. Aber wie geht es dir? Wie läufts im Sanctuary?" fragte er.

"Soweit gut, wir haben den Leuten erzählt du hättest vorübergehend die Leitung hier in Alexandria übernommen, weil sich Rick gegen dich gestellt hat. Naja und dass du mir die Leitung vom Sanctuary überlassen hast weil ich deine Frau bin. Dwight und Sherry helfen mir wo sie können aber bisher hatte ich keinen großen Erfolg. Die meisten Männer sind gegen mich als Leitung. Aber ich schaffe das schon. Hauptsache du kommst bald wieder zurück. Wir holen dich irgendwie hier raus. Das schwöre ich dir." sprudelte es nur so aus mir heraus.

"Hey jetzt hol erstmal wieder Luft. Ich bin sicher, du machst das schon. Und ich komme hier sicher wieder raus. Ich bin froh, dass du zu mir hältst." sagte er.

Wir unterhielten uns noch eine Weile und er gab mir ein paar Tipps für zu Hause, die ich auch dankend annahm.

"Ich muss dir noch was sagen Negan." sagte ich und zog das Ultraschallbild aus meiner Tasche. "Naja also... du wirst Vater. Ich bin schwanger." fuhr ich fort und hielt ihm das Bild hin.

Still his property. (Negan FF #2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt