Still his property. (Negan FF #2)

Abwechslung vom Alltag

Einige Tage waren seit der Ankunft unserer Gäste aus Hilltop nun vergangen und dem Verletzten Mann, Luke, ging es von Tag zu Tag besser. Er konnte mit Krücken mittlerweile kleine Strecken zurücklegen und seine Wunde heilte ohne Probleme. Die vier Frauen Magna, Yumiko, Connie und Kelly brachen sich in der Zeit gut mit ins Sanctuary ein und griffen uns unter die Arme. Und das war auch nötig. Dwight hatte mir nämlich erzählt, dass bald ein Jubiläum anstand. Das dreijährige Bestehen des Sanctuary unter Negans Führung. Und dieser Tag war heute! Ich hatte beschlossen an diesem besonderen Tag ein Fest abzuhalten um Negan, das Sanctuary und seine Bewohner zu ehren. Außerdem konnten wir alle mal eine Abwechslung vom immer gleichen Alltag gut gebrauchen. 

Die Vorbereitungen hatten uns einige Tage beschäftigt. Es sind alle vier Trucks auf Tour gewesen, um möglichst viele Ressourcen zu beschaffen. Wir hatten außerdem alles geerntet, was er Garten so her gab und die große Halle auf Vordermann gebracht. Fenster geputzt, den kompletten Boden gewischt und die ganze Halle dekoriert, so gut es eben ging. Der Eingangsbereich des großen, grauen Fabrikgebäudes war zu einem richtig festlichen Saal mit Lichterketten und frischen Blumen geworden. 

Nun waren wir geraden dabei, alle verfügbaren Tische zu drei langen Tafeln in der Halle zusammen zu stellen. Als wir damit fertig waren begannen einige Frauen mit mir zusammen die Tafeln zu decken. Die Besorgungsteams hatten eine Liste von mir bekommen, was sie mitbringen sollten insofern sie es finden konnten. Wir fingen damit an Tischdecken auf den Tafeln auszubreiten und anschließend Teller, Besteck und Becher einzudecken. Danach  noch ein paar Kerzen und frische Blumen in die Mitte der drei Tischreihen und fertig waren unsere festlichen Tafeln. Ich war wirklich zufrieden mit dem Ergebnis. Für unsere Umstände konnte es sich wirklich sehen lassen. 

"Es ist wirklich toll geworden. Du hast dich selbst übertroffen." lobte mich Dwight, als er die Halle betreten und die fertigen Tafeln gesehen hatte.

"Danke Dwight. Mir gefällt es auch." antwortete ich mit leicht bedrücktem Ton in meiner Stimme.

"Stimmt was nicht?" fragte er vorsichtig nach.

"Nein schon gut. Ich wünschte nur, Negan könnte das auch sehen und bei dem Fest dabei sein."

"Kann ich verstehen. Es hätte sicher auch Freude daran. Gerade darum, sollten wir es besonders genießen. Für ihn mit, verstehst du?"

"Ja du hast Recht. Trübsal blasen kann ich morgen immer noch." stimmte ich ihm lächelnd zu und machte mich auf den Weg in die Küche um zu sehen wie weit die Arbeiter dort mit den Gerichten gekommen waren.  Umso näher ich der Küche kam, desto besser roch es schon. 

"Hey bei euch riecht es ja schon super gut." lobte ich die Arbeiter.

"Ja, wir sind auch schon fast fertig. Nur noch ein paar Kleinigkeiten."

"Das klingt wirklich super. In ca einer Stunde soll das Fest beginnen. Schafft ihr das bis dahin?"

"Ja ich denke schon. Das meiste ist schon fertig."

"Sehr gut, dann bis später."

Ich verließ die Küche wieder und stieg die Eisentreppen nach oben bis ich die Etage erreicht hatte, auf der sich unser Schlafzimmer befand. Der Flur kam mir fast jedes Mal länger vor, wenn ich ihn entlang ging. Im Schlafzimmer angekommen ging ich als erstes ins Bad und stieg unter die Dusche, anschließend trocknete ich meine Haare und band sie zu einem Pferdeschwanz zusammen, aus dem ich links und rechts je eine kleine Strähne raushängen lies. Ich schminke mich dezent und trug etwas Parfum auf. Dann ging ich ins Schlafzimmer zurück und schlüpfte in eins der schwarzen Minikleider, die Negans Frauen immer getragen hatte. Ich war wirklich froh, dass ich den Reißverschluss noch zu bekam, denn mein stetig wachsender Babybauch forderte mittlerweile seinen Platz. Dazu schwarze High Heels und eine silberne Kette rundete mein Outfit für das Fest ab. Den Ring von Negan trug ich ja sowieso jeden Tag. 

Mein Zurechtmachen hatte ziemlich genau eine Stunde gedauert also machte ich mich auf den Weg in die große Halle zurück. Ich blieb oben am Geländer stehen und wartete bis soweit alle Bewohner des Sanctuary anwesend waren und ich sich einen Platz gesucht hatten. Auch unsere Gäste aus Hilltop, die ich zu dem Fest eingeladen hatte waren gekommen. Die Wachen hatten die Anweisung sich stündlich abzuwechseln, damit jeder am Fest teilnehmen konnte aber trotzdem unsere Sicherheit gewährleistet war.

"Vielen Dank für euer aller Erscheinen!" begann ich meine kleine Eröffnungsrede. "Wir feiern heute das dreijährige Bestehen des Sanctuary! Einige von euch sind bereits seit Anfang an dabei und andere gehören erst seit einigen Tagen zu uns und trotzdem ist jeder von uns ein fester Teil der Gemeinschaft geworden. Bedauerlicher Weise müssen wir dieses Jubiläum ohne unseren Anführer feiern aber wir werden den Abend trotzdem genießen und dem Alltag ein paar Stunden entfliehen! Also in diesem Sinn: feiert, esst und habt Spaß!"

Meine Rede wurde mit Applaus beantwortet und ich stieg die letzte Treppe nach unten und setzte mich ebenfalls auf meinen Platz an die Stirnseite der mittleren Tafel. Wir hoben alle unsere Gläser oder Becher, prosteten uns zu und läuteten somit den Abend ein. Für mich gab es natürlich nur Getränke ohne Alkohol. Die Menschen begannen fröhlich ihre Teller zu füllen und finden an zu essen. Wir hatten zahlreich aufgetragen: es gab Hasenbraten aus unsere eigenen Züchtung. Verschiedenes Obst und Gemüse, Reis und Kartoffeln, Fisch und noch weitaus mehr leckere Dinge. Natürlich wird das zur Folge haben, dass wir die nächsten Tag den Gürte etwas enger schnallen müssen aber dieser Abend war es durchaus wert. 

Ich unterhielt mich  mit Dwight, Sherry und Dr. Carsten, die ebenfalls wie ich und auch die anderen Bewohner sich herausgeputzt hatten. Wir genossen den Abend und erzählten uns alle gegenseitig Geschichten. Es wurde viel gelacht und nach dem Essen sogar teilweise zur Musik getanzt. Alles war in diesem Moment perfekt. Naja, fast alles. Negan fehlte und das stimmte mich trotz allem was ich erreicht hatte traurig. Er fehlte mich so unglaublich sehr, dass es weh tat. Es verging kein Tag, an dem ich nicht an ihn denken musste. Es war so wichtig für mich, ihn zu befreien aber mir fehlten einfach die Ideen. Was ich versuchte, mir viel momentan kein guter Plan ein. Immerhin wollte ich auch nichts unüberlegtes tun. Es war zum verrückt werden. Ich könnte natürlich unsere Gäste hier gefangen halten aber ich wusste nicht, ob Rick die fünf so gut kannte, dass es Negan für sie eintauschen würde. Würde er es nicht, so würde ich meinen Gefallen auch noch verspielen, den mir die fünf jetzt schuldeten. Das wollte ich nicht riskieren, denn in Ricks momentaner Verfassung war es durchaus möglich, dass ihm die Gruppe aus Hilltop egal war. 

Durch einige Frauen wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Sie forderten mich auf, mich ihnen zusammen zu tanzen und nach kurzem Überlegen lies ich mich überreden. Ich tanzte mit einigen anderen zur Musik und erlaubte mir für diesen Abend einfach mal Spaß zu haben. Ich genoss die ausgelassene Stimmung und das Essen und feierte mit allen zusammen bis tief in die Nacht hinein.

Irgendwann war es schon ungefähr 1 Uhr in der Nacht und einige wenige Leute saßen noch gemeinsam an einem kleinen Feier, dass wir in einer Metalltonne angezündet hatten. Wir aßen noch einige kleine Snacks und tranken gemeinsam ein Wenig. Für mich natürlich nur alkoholfrei. Wir genossen den kleinen Kreis, an dem auch Magna und Yumiko teilnahmen, und erzählten uns gegenseitig Geschichten über Negan. Dinge, die wir gemeinsam mit ihm erlebt hatten. Die meisten erzählten von Tagen, wo Negan ihnen das Leben gerettet hatte. Dwight plauderte ebenfalls etwas aus dem Nähkästchen, denn seit Negan Sherry freigegeben hatte, waren die beiden wieder gute Freunde geworden. Und dann war ich an der Reihe. Ich erzählte ebenfalls von gemeinsamen Momenten von Negan und mir. Angefangen mit unserem ersten Treffen, meinen Versuchen ihn zu töten, wie er mich vor einer Vergewaltigung bewahrt hatte und wie sich so nach und nach Gefühle für ihn breit machten. Außerdem von dem Moment an dem ich mir eingestanden hatte, dass ich in ihn verliebt war und als meine Welt zusammen gebrochen war als ich erfuhr, dass er nicht zurück kommen würde. 

So saßen wir noch eine ganze Weile einfach nur zusammen und genossen die Zeit, in der man mal nicht an alles Unheil in dieser Welt denken musste.