Gewechselte Seiten.

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Seit meinem gescheiterten Entführungsversuch waren schon drei Wochen vergangen. Ich befand mich mittlerweile in der 18ten Schwangerschaftswoche. Im Sanctuary lief alles soweit ganz gut. Wir hatten uns von der Zombiehorde und davon, dass uns einige Männer und Frauen verlassen hatten wieder gut erholt. Wir hatten genug Nahrung, Waffen und Trucks organisiert. Alles war perfekt, außer der Tatsache, dass Negan immer noch in Alexandria gefangen gehalten wurde. Es kamen sogar immer wieder neue Leute, die sich uns anschließen wollten. Bisher waren es immer Menschen, die uns vollkommen fremd waren. Doch das sollte sich heute ändern. Ich war gerade dabei, mich um die  Pferde zu kümmern, von denen wir mittlerweile auch mehr hatten als nur die Stute und das Fohlen, als eine der Wachen vom Haupttor zu mir kam.

"Tris? Kann ich dich kurz sprechen."

"Sicher, um was geht es denn?" fragte ich, während ich Wasser in die Tränke goss.

"Es sind zwei Männer am Tor die sich uns schließen wollen." antwortete er.

"Und wo ist das Problem?" wollte ich wissen.

"Sie sagen, dass sie aus Alexandria kommen." fuhr er fort.

Ich unterbrach meine Tätigkeit und sah ihn an. "Aus Alexandria?" fragte ich  nochmal ungläubig.

"Ja, vielleicht kommst du kurz mit ans Tor? Wir wissen nicht, ob wir sie reinlassen sollen." 

Ich stimmte ihm zu und ging mit ihm über den Parkplatz zum Tor. Ich stieg eine Eisentreppe hinauf, um über das Tor blicken zu können.

"Was wollt ihr beiden hier? Wieso wollt ihr euch uns anschließen, obwohl ihr aus Ricks Gruppe kommt." fragte ich die beiden ganz direkt.

"Weil Rick total am durchdrehen ist. Seitdem er weiß, dass sich mindestens ein Spion von dir unter uns befindet. Wir haben alle keine ruhige Minute mehr. Wir werden alle überwacht und wegen jedem kleinen Scheiß verdächtigt. Darum haben wir die Hoffnung, dass wir unter deiner Führung besser behandelt werden." erklärte einer der Männer.

"Und warum keine der anderen Kolonien?" wollte ich wissen.

"Weil Rick dort auch alle verrückt gemacht hat. Es dreht sich nur noch um die Spione. In Hilltop macht Maggie alle mit ihrer wütenden Art verrückt und im Königreich ist es Carol. Wir haben schon vor der ganzen Sache überlegt uns einer anderen Gemeinschaft anzuschließen und jetzt ist es soweit. Wir denken, dass du die stärkste Gruppe anführst." sagte der andere.

"Und wer sagt mir, dass ihr nicht Spione für Rick seid." fragte ich weiter nach.

"Leider keiner, darauf können wir dir nur unser Wort geben. Wir werden uns beweisen." versprachen sie und warum auch immer glaubte ich den beiden ihre Geschichte. Ich wies meine Wachen an, sie herein zu lassen und ihnen ein Zimmer und einen Arbeitsplatz zuzuweisen. Ich fand die ganze Sache äußerst interessant. Rick musste die Kontrolle ganz schön durch die Finger geglitten sein, wenn sich jetzt sogar schon Leute von ihm bei uns anschlossen. Ich will mich ja nicht beschweren. Besser für uns. Außerdem konnte ich den beiden vielleicht irgendwelche Informationen entlocken, wie ich Rick weiter schaden konnte um ihn dazu zu bringen meinen Mann frei zu lassen. Aus diesem Grund ließ ich die beiden abends in mein Konferenzraum bringen. Ich saß auf Negans Platz, der seit einigen Wochen nun meiner war, hatte die Beine auf das Eck des Tisches gelegt und rollte Lucille auf dem Tisch hin und her während ich wartete. Kurz darauf betraten die beiden Männer den Raum.

"Setzt euch." befahl ich kurz und die beiden taten wie verlangt.

"Wie ihr sicher mitbekommen habt, hält Rick Negan bei sich gefangen und ich will alles dafür tun um ihn zu befreien. Ihr kommt aus Alexandria und wisst über die aktuelle Lage bescheid. Was könnte ihr mir über meine alte Heimat erzählen? Was läuft vielleicht nicht so gut?" fragte ich. Die beiden sahen sich kurz an und nickten sich dann gegenseitig zu.

"Naja, also wir beiden waren für die Vorräte zuständig. Wir sind rausgefahren um neue Sachen zu besorgen. Dadurch, dass wir nun weg sind, ist diese Aufgabe unbesetzt. Es gibt zwar noch andere die rausfahren aber wir haben sowieso schon nicht mehr viel gefunden und jetzt können sie weniger Gebiete abfahren." erzählte mir einer der Männer. "Außerdem ist die Lage wegen Ricks Laune momentan sowieso sehr angespannt." ergänze wiederum der andere. Sie erzählten mir noch von einigen Dingen, die momentan in den anderen Kolonien schlecht liefen, bevor ich sie dann wieder gehen lies. Ich hatte genug gehört und hoffte, dass mir mit den neuen Infos ein Plan einfallen würde. Und wo konnte ich momentan am besten nachdenken? Richtig, beim Ausreiten. Also beschloss ich dies auch zu tun. 


Unterdessen in Alexandria:

"Rick ich will ja wirklich nicht undankbar wirken und mich nicht beschweren aber hast du unser Haus in den letzten drei Wochen nicht oft genug durchsucht?" fragte Michelle vorsichtig, denn Rick  befand sich, seitdem er von dem Spion wusste, schon zum vierten Mal in ihrem Haus, in dem sie mit Ihrem Mann und ihrer Schwester lebte.

"Das weiß ich, wenn ich es endlich gefunden habe." antwortete Rick schroff und öffnete den nächsten Schrank, während Michelle bereits dabei war, die durchsuchten Schränke wieder einzuräumen.

"Aber du hast hier doch alles auf den Kopf gestellt, mehrfach. Du wirst nichts finden, vertrau uns." bat sie ihn.

"Ich werde so lange die Häuser der Neuankömmlinge durchsuchen, bis ich diesen Spion unter uns gefunden habe, der Tris im Sanctuary warnt!" stellte Rick klar.

"Rick bei allem Respekt, bitte sprich nicht so abfällig mit meiner Frau. Meinst du nicht es reicht? Du machst alle in Alexandria total verrückt mit deinem Wahn, diesen Spion zu finden." entgegnete ihr Mann.

"Du hast mir gar nichts zu sagen mein Freund! Ich suche solange ich es für richtig halte! Es ist kein Wahn, sondern eine Tatsache, dass sich hier ein Verräter versteckt und ich werde ihn oder sie finden!" gab Rick sauer zurück.

"Rick du gehst zu weit! Du durchsuchst ja sogar den Kühlschrank und die Unterwäsche der Frauen! Das wird langsam krankhaft." langsam wurde er ebenfalls sauer.

"Ich lasse eben nichts aus! Und wenn es euch nicht passt, dann dürft ihr gerne wieder von hier verschwinden aber seid euch sicher, dass ihr nirgendwo wieder aufgenommen werdet! Denn wenn ihr geht dann muss ich davon ausgehen, dass ihr in die ganze Sache involviert seid und das werde ich natürlich vor den anderen nicht geheim halten!" provozierte Rick weiter. 

"Das ist echt nicht zu fassen, wie wir hier behandelt werden, seitdem euer Plan schiefgelaufen ist." genervt verzog sich Michelles Mann und ließ sie mit dem verrückt gewordenen Rick allein zurück. Michelle hingegen ertrug die Demütigung und das Chaos, welches Alexandrias Anführer hinterließ tapfer, denn sie wollte auf gar keinen Fall auffliegen. Rick würde nichts finden, da war sie sich sicher, aber riskieren wollte sie auch nichts. Also wartete sie geduldig, bis Rick das komplette Haus vom Keller bis zum Dachboden nun zum vierten Mal durchsucht hatte.

"Na was gefunden?" fragte sie leicht spöttisch, denn ihr war klar, dass er das nicht hatte.

"Nein, aber wenn ich in den anderen Häusern nicht finde, dann komme ich nochmal wieder." stellte er genervt klar und verließ das Haus wieder.

Als Michelle sich sicher war, dass er weg war, griff sie nach ihrem Walkie-Talkie und stellte den gewünschten Kanal ein.


Auf dem Ausritt:

"Tris?" ertönte es aus dem Gerät an meinem Gürtel. Ich nahm es vom Gürtel und antwortete ihr.

"Michelle? Ja ich bin da. Was gibt es? Treibt Rick euch schon zur Weißglut?"

"Du weißt gar nicht wie sehr. Er hat in den letzten drei Wochen viermal unser Haus durchsucht. Jeden noch so kleinen Winkel. Aber er hat natürlich nichts gefunden."

"Ohu man. Er dreht wohl wirklich durch. Heute sind zwei Männer aus Alexandria zu uns gekommen, um sich uns anzuschließen. Wenn er sein zu Hause weiter so zerstört, haben wir bald leichtes Spiel, Negan zu befreien."

"Ja das hoffen wir auch. Jedenfalls wollte ich dich darum bitten, dich nur spät Abends oder im absoluten Notfall zu melden. Nicht, dass Rick es irgendwann einmal hören sollte." bat sie mich.

"Natürlich, das mache ich. Ich will natürlich auch nicht, dass ihr auffliegt. Danke Michelle und gute Nerven wünsche ich." ich musste leicht amüsiert lachen und beendete so das Gespräch.

Still his property. (Negan FF #2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt