Der Dunkle Pfad

Krieger der Finsternis

Efeusee trat keuchend einen Schritt zurück, langsam beruhigte sich ihre Atmung wieder. Auch Tigerherz, gegen den sie gerade noch gekämpft hatte, machte einen Schritt zurück und leckte einen Kratzer über dem Auge, den Efeusee ihm gerade verpasst hatte. Silberhabicht hatte den beiden wortlos zugesehen und als Efeusee ihm einen kurzen Blick zuwarf, nickte er wohlwollend, „das war schon ganz gut". Miaute er, „Tigerherz, du musst versuchen deine Schnelligkeit besser mit deiner Körperkraft zu kombinieren. Und Efeusee. Achte mehr auf deine linke Flanke, du hast sie während des Kampfes manchmal vernachlässigt." Efeusee neigte den Kopf, „In Ordnung, Silberhabicht", miaute sie, auch Tigerherz nickte, sein Schweif peitschte hin und her. Windpelz, der sich unweit von Silberhabicht niedergelassen hatte, warf Efeusee einen wohlwollenden Blick zu. Sie hatte ihren Gefährten natürlich sofort erzählt, dass Rußherz über sie und den Wald der Finsternis Bescheid wusste. Die beiden hatten deshalb vereinbart, dass sie sich nur noch im Wald der Finsternis sehen würden, um das Risiko zu vermindern, dass man das Verhältnis entdecken könnte. Efeusee lief bei dem Gedanken dran ein kalter Schauer über den Rücken >>Niemand wird es erfahren<<, sprach sie sich selbst Mut zu, doch sicher war sie sich nicht. Silberhabicht war in der Zwischenzeit aufgestanden und fixierte die beiden Krieger, die sich noch immer gegenüberstanden. „Silberhabicht", erklang plötzlich eine Stimme hinter den vieren. Der Krieger wandte sich um, auch Efeusee sah sich neugierig nach dem Neuankömmling um.
Und erstarrte.
Der große schwarze Krieger, den sie bei der Aufgabe, Hellschweifs Leichnam in den Mondsee zu werfen, bereits kennengelernt hatte, stand halb verborgen im Nebel und fixierte die Katzen mit seinem einzigen Auge. Efeusee schluckte, der Kater war ihr nicht geheuer und sie war froh, dass sie auf der selben Seite stand, wie er. Silberhabicht neigte den Kopf vor dem Fremden. „Rieselstern", begrüßte er ihn respektvoll, bevor er sich wieder zu den drei Clan Katzen umdrehte, „Darf ich euch mit Rieselstern bekannt machen." miaute er. Das Gesicht des Kriegers zeigte während Silberhabichts Worten keine Regung, „Ich habe euch beobachtet. Ihr seid starke Krieger geworden." miaute er. Währender sprach, wurde Efeusee erneut sehr unwohl zumute, der Kater strahlte etwas sehr bedrohliches aus. „Wer bist du?", fragte Windpelz, „Ich habe noch nie etwas von dir gehört?" Rieselstern lächelte, „Ich bin schon sehr, sehr lange hier, Windpelz.", miaute er nach kurzem Überlegen, „Die Clans haben meine Taten anscheinend schon wieder vergessen." Efeusee war neugierig, was Rieselstern wohl getan haben könnte, doch sie fragte nicht nach. „Rieselstern ist aktuell die älteste Katze im Wald der Finsternis", erklärte Silberhabicht, „Und er ist unser Hoher Anführer." Tigerherz trat neben Efeusee, auf seinem Gesicht spiegelte sich Verwirrung wieder, „Hoher Anführer?", fragte er. Rieselstern lächelte kurz, sein rotes Auge fixierte den SchattenClan Krieger, „Im Wald der Finsternis gibt es fünf Anführer und zwei hohe Anführer, anderes als bei euch am See. Die hohen Anführer nehmen den höchsten Rang im Wald der Finsternis ein, aktuell teile ich mir den Posten mit Ahornschatten." erklärte er. Efeusee war nicht überrascht, dass auch Ahornschatten eine hohe Anführerin war, die Grausamkeit der finsteren Kriegerin war im Wald der Finsternis kein Geheimnis. „Und die fünf Anführer?", fragte Windpelz, „Was ist ihre Aufgabe?" Rieselstern warf Silberhabicht einen kurzen Blick zu, „Die fünf Anführer Stachelkralle, Habichtfrost, Tigerstern, Braunstern und ich", begann Silberhabicht, „sind für das Training der Krieger zuständig", miaute er, „Aber genug der Fragen", unterbrach er Tigerherz, der den Mund geöffnet hatte um ihn zu unterbrechen. Der SchattenClan Krieger nickte respektvoll. Rieselstern trat nach einer kurzen Pause einen Schritt vor, „Ich habe euch beobachtet. Euch drei.", begann er. Efeusee warf Tigerherz einen fragenden Blick zu, sie hatte keine Ahnung, was nun kommen könnte. Aber auch die Augen des Tigerkaters sprachen dieselbe Sprache, wie die von Windpelz und ihr selbst. Efeusee wandte sich wieder Rieselstern zu, der bereits den Mund geöffnet hatte, um weiter zu sprechen: „Ihr habt bewiesen, dass ihr wahre Krieger der Finsternis seid. Efeusee und Windpelz, ihr habt eure Treue bewiesen, indem ihr einen Verräter zur Strecke gebracht haben und ich bin mir sicher, dass auch Tigerherz uns treu ergeben ist." Efeusee war verwirrt. Sie hatte alles erwartet, aber sie hatte nicht damit gerechnet, dass der finstere Anführer sie und ihre Clan-Gefährten so sehr loben würde. „Ihr kennt ja bereits die Kriegerzeremonie der Clans", fuhr Rieselstern fort, wobei er das Wort „Clans" ausspie, als wäre es pures Gift. Efeusee und die anderen Krieger nickten zustimmend, was Rieselstern zum Lächeln brachte, „Nun, auch im Wald der Finsternis gibt es eine Zeremonie für die Krieger, die uns ihre Treue schwören. Ich und Ahornschatten sind zum Schluss gekommen, dass ihr bereit für diese Zeremonie seid." Efeusee sah ihn überrascht an. „Wir werden zu Kriegern der Finsternis ernannt?", fragte Windpelz verblüfft. Rieselstern nickte nur. Die drei Clan-Katzen sahen sich gegenseitig an, in Efeusee tobte eine Mischung aus Euphorie und Verwirrung, sie wusste einfach nicht, was sie von Rieselsterns Nachricht halten sollte. Windpelz trat schließlich als erster vor, „Was muss ich tun?", fragte er mit ausdrucksloser Stimme. Rieselstern lächelte grimmig, „Folgt mir. Ihr werdet es gleich sehen..."

Efeusee war kalt. Die fünf Krieger waren nun schon seit einiger Zeit durch den Wald gewandert und hatten dabei kein einziges Wort miteinander gewechselt. Efeusee grübelte bereits den ganzen Weg lang, wohin Rieselstern sie bringen würde, als sie bemerkte, dass der Nebel um sie herum langsam aber sicher immer dichter wurde. Und dann verstand sie. >>Der Pfad der Gefallenen. Er bringt uns zu den Nebelfeldern...<<, dachte sie. Einerseits war sie erleichtert, dass sie nicht zu den gefährlicheren Territorien, wie den Stachelklippen, gehen würden, die sie noch nicht betreten hatte, aber andererseits jagte ihr die undurchdringliche Nebelwand, die langsam vor den Katzen in Sicht kam, einen kalten Schauer den Rücken hinab. Rieselstern blieb vor der steinernen Felsenbrücke, die mitten in die Nebelfelder hineinführte, schließlich stehen", eure letzte Aufgabe als Schüler", miaute er, „Folgt mir und kommt nicht vom weg ab.