Rache

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Tigerherz, der nach wie vor unter Löwengluts Pfoten gefangen war, lachte wieder. „Nur zu, hilf deinem Clan.", sagte er leise und bedrohlich, „Aber wenn du mich jetzt gehen lässt, wirst du es bereuen." Er grinste hinterhältig, „Ich werde jede Clan Katze töten, die ich kriegen kann. Bis auf den letzten Krieger, den letzten Schüler, die Jungen auch wenns sein muss.", drohte er mit einem Blick voller Brutalität und Hass, der Löwengluts Herz einen Schlag aussetzen ließ.
Sein Kopf drehte sich, als er realisierte, dass er eine unmögliche Entscheidung treffen musste und er hatte keine Ahnung was er jetzt tun sollte, als er in Tigerherz triumphierend leuchtende Augen blickte. Die Schreie seiner Clan Gefährten im Lager wurden derweil immer lauter und panischer.
Dann spannte Löwenglut seine Muskeln an und traf schließlich doch eine Entscheidung.
>>Das werde ich bereuen<<, dachte er, bohrte seine Krallen ein letztes mal in Rigerherz' Schultern und ließ den Finsteren Krieger schließlich los. In dem Moment, in dem Tigerherz endgültig frei war, wirbelte der Goldene jedoch bereits herum und raste davon so schnell ihn die Beine trugen. >>Ich muss zurück<<, schoss es ihm immer wieder durch den Kopf, während er wieder den schmerzerfüllten Schreien im Lager lauschte. Entsetzt stellte er fest, dass die Rufe wieder leiser geworden waren. >>Oh SternenClan bitte mach dass ich nicht zu spät komme! <<, dachte er entsetzt, als er die Böschung zum Lager hinuntersprintete.

Doch genau das war der Fall.

Er war zu spät.

Als Löwenglut im Lagereingang stehen blieb, fiel sein Blick zuerst auf Taubenflug und Dornenkralle, die schwer atmend und blutbefleckt auf der Lichtung kauerten. Sie waren wohl, nachdem sie die WindClan Katzen weggebracht hatten, vor ihm hier angekommen. Neben ihnen kauerte die Königin Eichhornschweif auf dem Boden, sie wirkte noch erschöpfter und blutete aus einer Wunde an der Flanke. Und neben den drei Katzen lag ein blutbefleckter Körper auf dem Boden, der sich nicht bewegte.
Löwenglut stockte der Atem, als er erkannte, dass es Graustreif war, der dort zusammengebrochen war. >>Oh nein...<< dachte der goldene und wankte zum Ort des Geschehens, ihm war speiübel.
>>Was habe ich getan? << dachte er immer wieder. Taubenflugs Blick wanderte von Graustreifs Körper zu Löwenglut, in ihren Augen schimmerten Tränen, entsetzt von den Geschehnissen. „Wir haben sie verjagt", flüsterte sie, während der Blick des Goldenen sich in sie bohrte. „Wer?", war alles was er aus seiner trockenen Kehle hervorpresste.
„Rotweide, Blumenfall und drei andere die ich nicht kannte. Streuner wahrscheinlich."
Die Graue schüttelte fassungslos den Kopf. Ein Schatten fiel derweil auf Graustreifs Körper, als der herbeigeeilte Häherfeder sich über ihn beugte. „Er lebt" Meinte er grimmig, „Aber ich muss ihn sofort behandeln." Mit diesen Worten begann der Heiler die schlimmsten Wunden des zweiten Anführers mit Spinnenweben abzudecken, während Löwenglut realisierte, dass sein Bruder Recht hatte. Unendliche Erleichterung machte sich in ihm breit, als er sah, wie Graustreifs Flanke sich leicht hob und senkte. >>Dem SternenClan sei dank<<, dachte er. Dann fiel sein Blick plötzlich wie durch Zufall auf die Kinderstube. Dem Goldenen stockte der Atem, als er einen zusammengesunkenen Körper in einem Loch in der Seitenwand entdeckte.
„Bitte lass das nicht Eiswolke sein", flüsterte Löwenglut entsetzt.
Wie von selbst setzte er sich in Bewegung, lief zu dem zerstörten Bau hinüber, blieb vor dem großen Loch in den Dornen stehen und starrte entsetzt auf die dort leblos daliegende Minka. Der Kopf der Kätzin war eigenartig verdreht, ihr Maul leicht geöffnet und ihre Augen starrten blicklos ins Nichts.
>>Sie ist tot<<, dachte Löwenglut entsetzt und hätte sich beinahe übergeben. Nur schwer konnte er sich von dem grauenhaften Anblick losreißen und blickte ins Innere der Kinderstube, in dem ein weiterer Körper lag. „Eiswolke?", flüsterte Löwenglut. „Eiswolke!", wiederholte er etwas lauter und drückte sich an Minkas Leichnam vorbei ins innere der Kinderstube. Unendlich erleichtert sah er, wie seine Gefährtin schwach den Kopf hob. „Löwenglut", flüsterte die weiße Kätzin schwach, während der goldene sich an sie schmiegte, „Geht es dir gut?", fragte er, „Dir und den Jungen?"
Eiswolkes Stimme war voller Schmerz, als sie sich mühsam aufrichtete. „Sie sind hier eingedrungen. Und sie haben Regenjunges mitgenommen", flüsterte sie leise, „Ich konnte nichts tun, weil ich auf Salbeijunges und Schneejunges aufpassen musste." Ihre Augen waren voller Tränen. „ich habe unser Junges im Stich gelassen", schluchzte sie und drückte ihren Kopf in Löwengluts Fell. Der Goldene schüttelte den Kopf. „Nein!", meinte er harsch, seine Stimme brach fast vor Traurigkeit. Eiswolke hob erneut den Kopf. „Lilienpfote hat auch die Kinderstube verteidigt. Als einer von ihnen mich festgehalten hat und der andere das Junge gepackt hat, hat sie ihn angegriffen, aber dann ist Blumenfall aufgetaucht und hat sie einfach aus der Kinderstube geschleppt." Die Worte sprudelten nur so aus Eiswolkes Mund, während sie sich verzweifelt aufrichtete, „Ich konnte nichts tun...ich...ich", Die Königin weinte leise, während Löwenglut sich nur fassungslos an sie schmiegte. Er hatte Lilienpfotes Körper nirgendwo draußen auf der Lichtung entdeckt, deswegen vermutete er, dass die Kätzin ebenfalls entführt worden war, genau wie seine Tochter Regenjunges. >>Lilienpfote und Regenjunges sind fort... und Minka ist tot...Oh SternenClan warum? <<.
Von draußen vernahm der goldene Pfotenschritte, gleich darauf erkannte der Krieger die Gerüche von sich nährenden DonnerClan Katzen, offensichtlich Brombeerstern und seine Patrouille.
>>Sie kommen zu spät.<< dachte er entsetzt, während er sich wieder aufrichtete. „Ich erstatte Bericht", flüsterte er leise und trabte durch die zerstörte Wand der Kinderstube, fassungslos über die Zerstörung, die die Finsteren Krieger hinterlassen hatten.
Ein Gedanke quälte Löwenglut jedoch nach wie vor. Was war mit Efeusee? War die silbergraue ebenfalls dort gewesen? Und wenn nicht, wo war sie dann?

War sie an ihren Wunden nach dem großen Kampf gestorben? Oder war sie am Leben?

Noch während Löwenglut darüber nachgrübelte, sah er, wie Häherfeder sich neben ihn stellte. „Wie geht es Graustreif?", fragte er sofort. Der Heiler seufzte. „Es geht ihm einigermaßen gut. Die Wunden sind nicht tief.", meinte er, dennoch konnte Löwenglut Besorgnis aus der Stimme seines Bruders heraushören. „Was ist es dann?", fragte er also. Er wusste sofort, dass seinen Bruder etwas beschäftigte. Häherfeders düsterer Blick bohrte sich in den seines Bruders.
Auf das was dann kam, war er nicht vorbereitet...

„Weißflug wurde vergiftet." Sagte Häherfeder



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Es hatte alles geklappt, so wie Efeusee es sich erhofft hatte.
Dunkelschweifs Angriff auf den Windclan war schon perfekt gelaufen und auch Tigerherz und Rotweide hatten tief ins DonnerClan Territorium eindringen können, um dort Beute zu jagen, ohne gesehen zu werden.
Es war fast schiefgegangen, als Weißflug beinahe Tigerherz entdeckt hatte, allerdings hatte Rotweide Efeusees Mutter zu Boden geworfen und sie so von Tigerherz abgelenkt.
>> Sie ist nicht meine Mutter<<, korrigierte sich die silbergraue selbst, während sie sich erneut an Rotweide Bericht erinnerte.
Es war großes Glück gewesen, dass die beiden ehemaligen SchattenClan Katzen nicht entdeckt oder sogar erkannt worden waren, das wusste Efeusee, während sie aus einem Gebüsch heraus ins DonnerClan Lager starrte.
>>Jeden Moment geht es los...<< dachte sie sich
Sie sah, wie Löwenglut und Graustreifs sich unterhielten. Dann lief Graustreif plötzlich los und schnüffelte an den Beuteresten. Wegen der Art, wie der zweite Anführer sich verhielt, ahnte Efeusee, dass ihr kleiner Trick aufgeflogen war. >>Genau wie wir es wollten<<, dachte sie zufrieden und beobachtete dann wie Wolkenschweif mit schnellen Schritten das Lager verließ.
Darüber ärgerte sich die silbergraue. Sie hatte gehofft, Graustreif würde Löwenglut losschicken.
>>Dann eben Plan B<<, dachte sie sich schulterzuckend und beugte sich zu einem der Streuner namens Distel hinüber, der links neben ihr kauerte. „Lauf ihm nach. Halte ihn auf", befahl sie leise. Distel nickte und verschwand sofort im Gebüsch.
Als der Streuner weg war, beugte sich Efeusee zu Tigerherz, der an ihrer anderen Seite kauerte. „Schleich dich da rüber. Wir machen es wie besprochen. Sobald Löwenglut dich oder mich entdeckt hat, wird er das Lager verlassen. Und dann greift die zweite Patrouille das Lager an." Sagte sie selbstsicher. Alles kam darauf an, dass Löwenglut den DonnerClan Katzen nicht helfen konnte. Sie mussten dem Clan seine größte Waffe nehmen, um richtig zuschlagen zu können. Tigerherz nickte Efeusee zu. „Gut.", fand er und tauchte in einen Dornenbusch, während Efeusee Löwengluts Blick suchte. Doch der goldene Krieger schien sie nicht zu bemerken, sein Blick fand eine Stelle rechts von Efeusee. Dann riss der goldene überrascht die Augen auf
>>Er hat Tigerherz gesehen<<, begriff Efeusee, was ein hinterhältiges Lächeln auf ihr Gesicht zauberte, das noch breiter wurde, als Löwenglut überstürzt das Lager verließ.
Nur wenige Herzschläge später schlichen sich fünf dunkle Gestalten aus den Büschen und glitten wie lautlose, tödliche Schatten ins Lager des DonnerClans.
Graustreif bemerkte die Gefahr als erster, konnte aber nicht mehr schnell genug reagieren, bevor Rotweide ihn einfach umrannte und seinen Kopf in die Erde drückte. Er hatte noch nicht einmal Zeit zu schreien. Blumenfall und die Streunerinnen Krypta und Gaia sprinteten sofort zur Kinderstube, aus der im selben Moment Eichhornschweif herausschoss und die ehemalige Gefährtin von Mephisto umwarf. Das interessierte Blumenfall und Gaia aber herzlich wenig, die beiden machten sich einfach an der Kinderstube an die Arbeit, während Rotweide Graustreifs blutenden Körper achtlos liegen ließ und Wolf, dem fünften Mitglied der Angriffspatrouille zunickte. Der massige Kater stürzte sich sofort mit in die Schlacht und griff Eichhornschweif an. Mittlerweile hatten Blumenfall und Gaia die Dornenwand der Kinderstube aufgebrochen, die jedoch immer noch von Minka und Eiswolke bewacht wurde.
Dann ertönte jedoch auf einmal ein Kampfschrei vom Lagereingang. Efeusees Kopf wirbelte herum und sah, wie Taubenflug und Dornenkralle ins Lager stürmten. Ihr Blick brannte vor Hass und bohrte sich in ihre Schwester und sie musste sich beherrschen, um nicht ins Lager zu stürmen.
>>Nein! Sie sollen noch nicht wissen, dass ich noch am Leben bin<<, dachte sie sich und verfolgte aufmerksam das Geschehen. Rotweide und Krypta, die sich aus Eichhornschweifs Griff befreit hatte, verwickelten die beiden neu angetroffenen sofort in ein Gefecht, das verschaffte Blumenfall und Gaia die Zeit, die sie benötigten. Der massige Wolf schien keine Probleme zu haben, er schleuderte Eichhornschweif gerade mühelos über die blutbefleckte Lichtung.

Der Dunkle PfadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt