Einen Herzschlag bevor Stachelkralle seine Zähne in Rußherz' entblößtem Hals versenken konnte, vernahm Taubenflug einen lauten Kampfschrei, als eine blaugraue Kätzin den riesigen Stachelkralle von Rußherz wegstieß. Stachelkralle wich frustriert jaulend zurück, in seinen Augen funkelte blanker Hass und Mordlust. Vor ihm kauerte eine Kriegerin, die Taubenflug noch nie zuvor gesehen hatte, doch Stachelkralle schien sie zu kennen. „So sieht man sich also wieder, Blaustern!", knurrte er verächtlich, sein Schweif peitschte hin und her.
Hinter Blaustern humpelte Rußherz zum Reglosen Körper von Birkenfall hinüber, während um Taubenflug herum immer noch einzelne Kämpfe tobten. Die ehemalige Anführerin des DonnerClans trat mit hoch erhobenem Kopf auf Stachelkralle zu, Sterne brachten ihren Pelz zum Leuchten. „Es reicht jetzt Stachelkralle!", knurrte sie, „Es ist genug Blut vergossen worden!" Stachelkralle schnaubte verächtlich, „Das sagst du du armseliges Exemplar einer Möchtegern-Kriegerin! Was hast du getan, um den DonnerClan zu beschützen, um Schneepelz zu beschützen!" Ein Triumphierendes Lächeln umspielte die Lippen des brutalen Kriegers. Blaustern sah ihn ungerührt an, „Ich habe meinen Clan beschützt, Stachelkralle!", miaute sie gelassen, „Vor dir und deinem Durst nach Krieg, Mord und Blut! Wärst du der Anführer des DonnerClans geworden, hättest du uns in unzählige Kämpfe geführt, die unser Untergang gewesen wären!" Stachelkralle lächelte, das Mondlicht spiegelte sich in seinen Krallen, während er einen Schritt auf Blaustern zutrat, „Ich hätte den DonnerClan wieder groß gemacht, Blaustern. Wir wären gefürchtet worden, wir wären stark gewesen. Stattdessen habt ihr ein Hauskätzchen zum Anführer gemacht und seid zum Gespött der Clans geworden!" Blausterns Schweif peitschte hin und her, „Feuerstern ist eine edlere Katze, als du es jemals sein wirst", miaute sie, was Stachelkralle zum Lachen brachte, „Um das zu beweisen!", knurrte er, „Wirst du mich töten müssen!", fauchte er. Blaustern antwortete nicht. Sie nickte nur, „Jederzeit Stachelkralle!". Taubenflug beobachtete, wie die beiden Krieger aufeinanderprallten, wie zwei Monster auf dem Donnerweg und sich mit Krallen und Zähnen gegenseitig an die Kehle gingen. Plötzlich vernahm sie schnelles Pfotengertrappel hinter ihr und wirbelte gerade noch rechtzeitig herum, um rot getigerte Kriegerin auf sie zuraste. Doch kurz bevor sie bei Taubenflug angekommen war, warf sich Graustreif dazwischen und warf die feindliche Katze mit einem Tritt zu Boden. Taubenflug vergewisserte sich schnell, dass ihr keine Gefahr mehr drohte und sah sich auf der Lichtung nach weiteren Gegnern um. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Stachelkralle und Blaustern sich auf dem Boden wälzten, in einer anderen Ecke des Lagers war Wolkenschweif in eine Auseinandersetzung mit einem schwarzen Tigerkater verkeilt, den sie als Dunkelstreif wiedererkannte. Überall waren finstere Krieger, sich mit DonnerClan Katzen oder SternenClan Kriegern rangen.
Jede einzelne Katze kämpfte um ihr Leben.
Plötzlich spürte sie einen harten Stoß in die Seite und ging überrascht zu Boden. Sie hatte sich ablenken lassen und nun stand eine schwarze Kriegerin über ihr und funkelte sie mit ihren grünen Augen boshaft lächelnd an, „Wenn du so gut hören kannst...", miaute die Kriegerin verächtlich und fuhr Taubenflug mit den Krallen über die Wange. „Warum hast du das nicht kommen sehen?" Taubenflug spürte die Schmerzen und das Blut, dass ihr die Wange hinablief kaum noch. Sie wusste instinktiv, wer diese Katze war, noch bevor Löwenglut plötzlich auftauchte, und laut ihren Namen rief, „Distelblatt!", brüllte er wütend, „Lass sie los!" Doch die schwarze Kriegerin lockerte ihren Griff nicht, „Und warum sollte ich das tun, Löwenglut!", zischte sie wütend. „Ich hätte es sein sollen! Ich hätte Teil der Prophezeiung sein sollen, und nicht sie!" Taubenflug bäumte sich unter Distelblatts Pfoten auf, doch sie konnte sich nicht befreien. Löwenglut blieb vor seiner Schwester stehen, „Distelblatt, ich bitte dich. Hör auf mit diesem Wahnsinn, solange du noch kannst." Die schwarze Kriegerin schüttelte den Kopf, „Du verstehst es nicht, Löwenglut. Ich werde erst aufhören, wenn Blattsee, Eichhornschweif und Brombeerkralle tot sind! Und dann wirst du streben, genau wie alle, die sich uns in den Weg stellen." Löwenglut seufzte und fuhr die Krallen aus. Distelblatt lachte laut auf, „Wirst du wirklich deine eigene Schwester angreifen, Löwenglut?", fauchte sie höhnisch. Löwenglut ignorierte die Worte seiner Schwester, er schnellte nach vorne und stieß die überraschte Distelblatt von Taubenflug herunter, die keuchend im Dreck liegen blieb und nach Luft schnappte. Neben ihr wälzten sich Distelblatt und Löwenglut auf dem harten Boden und schlugen mit ausgefahrenen Krallen nach dem jeweils anderen. Löwenglut gelang es nach kurzer Zeit Distelblatt zu Boden zu drücken und versenkte seine dornenscharfen Zähne in ihrer Schulter, „Komm niemals wieder!", knurrte er durch ein Maulvoll Fell. Distelblatt stieß Löwenglut wütend fauchend von sich, rappelte sich hoch und rannte davon. Im Lagereingang drehte sie sich jedoch ein letztes Mal um, „Es ist noch nicht vorbei, Löwenglut. Meine Rache wird kommen!", Schrie sie außer sich vor Zorn. Die Schatten verschluckten sie schließlich ganz. Auf der Lichtung war Ruhe eingekehrt, alle finsteren Krieger waren verschwunden. Taubenflug humpelte nun zu Rußherz und Birkenfall hinüber und kauerte sich neben den beiden auf den Boden. Birkenfall war von Stachelkralle übel zugerichtet worden, sein Pelz war blutbefleckt, Schrammen, Beulen und Schürfwunden übersäten seinen Pelz und sein rechtes Hinterbein war offensichtlich gebrochen. Aus dem Maul von Taubenflugs Vater floss ein dünner Blutstrom und er hatte eine Bisswunde an der Schulter. Rußherz kauerte sich neben sie, als Taubenflug Birkenfall mit der Nase anstupste, „Ist...ist er?", flüsterte Taubenflug heiser vor Angst. Sie konnte nicht noch ein Familienmitglied an den Wald der Finsternis verlieren. Unendlich erleichtert sah sie, wie Birkenfall langsam ein Auge öffnete und sie liebevoll ansah, „Hallo Taubenflug", krächzte er leise. „Shhhh, nicht sprechen, spar dir deine Kräfte." Miaute die graue, „Häherfeder ist gleich bei dir." Birkenfall hustete und spuckte Blut, doch sein Blick war voller Wärme, Liebe und Zuneigung, „Taubenflug", brachte er mühsam hervor, „Sag Weißflug, dass ich sie liebe. Und dass es..., dass es mir leidtut, sie verlassen zu müssen." „W...Was?". Taubenflug konnte ihren Vater nur entsetzt anstarren, während dieser mit schmerzverzerrtem Gesicht erneut tief Luft holte, „Ich werde zum SternenClan gehen, Taubenflug", flüsterte er heiser. „Nein, nein, nein!", rief Taubenflug laut, „Bitte geh nicht! Nein. BIRKENFALL!" Taubenflug spürte, dass die Blicke aller Katzen nun auf ihr und ihrem schwer verletzten Vater ruhten, der seine Tochter ein letztes Mal ansah, „Du bist so eine starke Kriegerin geworden.", flüsterte er, „Versprich mir, dass du für deine Mutter da sein wirst! Versprich mir das!" Seine heisere Stimme versagte und er holte krächzend ein weiteres Mal Luft, während Taubenflug die Tränen in Sturzbächen hinabrannen, „Ich v...verspreche...e...es", schluchzte sie voller Trauer. Birkenfall lächelte, „Ich bin...so...stolz auf dich...Das war ich schon immer!", hustete er. Taubenflug starrte ihn verzweifelt an, „Birkenfall? Nein, bitte tu mir das nicht an!" schluchzte sie, doch ihr Vater antwortete nicht. Seine Augen starrten blicklos ins LeereBirkenfall war tot.
Taubenflug warf den Kopf zurück und stieß ein verzweifeltes Heulen aus, sie spürte Rußherz kaum, die sich eng an sie schmiegte, um sie zu trösten. Tief in ihrem inneren war etwas zerbrochen, dass niemals wieder heilen würde und als Taubenflug den Leichnam ihres Vaters anstarrte, überkam sie die pure Verzweiflung, >>Birkenfall ist tot. Efeusee ist eine finstere Kriegerin. Was soll ich denn jetzt bloß machen?<<. Nicht einmal, als plötzlich schnelle Pfotenschritte vor dem Lager erklangen, rührte sich Taubenflug, zu groß war ihre Trauer. Erst als ein junger Schüler ins Lager geprescht kam, sah sie verwundert auf. Durch den Tränenschleier, der ihre Augen bedeckte, erkannte sie Feuerstern nur als verschwommenen roten Fleck, der auf den Neuankömmling zutrat, „Marderpfote? Was gibt es? Wie läuft es beim SchattenClan?", fragte er angespannt. Der junge Schüler holte tief Luft, „Schwarzstern...verliert ein Leben. Wir werden überrannt. Wir brauchen Hilfe..."
P.O.V. Efeusee
Efeusee stand auf einer Anhöhe überhalb des DonnerClan Territoriums und blickte auf den grünen Wald hinunter. Um sie herum scharrten unzählige Krieger der Finsternis ungeduldig mit den Pfoten. Da waren Schneeschopf, Spatzenfeder, Blumenfall, Distelblatt, Stachelkralle, Silberhabicht, Tigerherz, Windpelz...
Efeusee hatte den Überblick verloren, wer alles beim kommenden Sturm auf das DonnerCLan Lager dabei sein würde. Ahornschatten, Tigerstern und Braunstern kauerten vor der Katzengruppe und musterten sie mit funkelnden Augen: „Ihr alle habt heute bereits eure Treue mehr als einmal bewiesen. Doch jetzt, wartet eine weitere Herausforderung auf uns. Das Lager des DonnerClans wir nach heute Nacht dem Wald der Finsternis gehören, gefolgt vom ganzen See!", brüllte Braunstern. „Wir werden unsere Rache bekommen, die uns so lange vorenthalten wurde. Das hier ist unsere Stunde, meine Freunde!". Die Bernsteinfarbenen Augen brannten sich tief in jeden einzelnen Krieger hinein: „Tod. Den. Clans!", kreischte Ahornschatten, die Krieger des Waldes der Finsternis fielen mit ein und als Tigerstern sich umwandte und als erster der Abhang hinabraste, zögerte niemand, ihrem Anführer zu folgen. Efeusee setzte sich in Bewegung und raste den Hang hinab.
Endlich war es soweit.
Der Tag ihrer Rache war gekommen...

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Der Dunkle Pfad
AdventureWIRD AKTUELL ÜBERARBEITET!!! Der Wald der Finsternis kommt. Nichts wird uns vor der Dunkelheit retten können... Häherfeder, Löwenglut und Taubenpfote sind drei Katzen mit besonderen Gaben und dem Schicksal, die Clans am See vor den rachsüchtigen...