Ein nasser tropfen klatschte Efeusee auf den Kopf und riss sie aus ihrem Schlaf. Grummelnd schlug sie die Augen auf und sah sich etwas verwirrt um. Dann kehrten ihre Erinnerungen an den vergangenen Tag wieder zurück. Stöhnend wälzte sie sich in ihrem Nest auf die andere Seite und starrte in den wolkenverhangenen Himmel. >>Warum nur? Habe ich nicht schon genug geopfert?<<. Schwerfällig rappelte sie sich hoch, doch bei diesem Versuch, aufzustehen, wurde Efeusee schwindelig und sie musste sich wieder auf ihr Nest fallen lassen. Frustriert schnaubend bohrte sie ihre Krallen in das vom Tau angefeuchtete Gras. >>Ich kann nicht mal stehen. Was bin ich nur für eine Kriegerin?<< dachte sie enttäuscht. Plötzlich fiel ein Schatten über sie und sie erkannte den Kater, den sie gestern kurz vor Sonnenuntergang getroffen hatte.
Flash
„Du bist wirklich eine außergewöhnliche Katze, Efeusee. Warum schläftst du hier draußen und nicht drin bei den anderen", fragte er neugierig. Doch Efeusee ging nicht auf die Frage ein: „Hau ab, Hauskätzchen!", miaute sie mit flacher Stimme. Sie wollte allein sein und nicht von einem Kater getröstet werden, der ihren Schmerz nie fühlen würde. Aber Flash ging nicht, sondern ließ sich neben ihr im feuchten Gras nieder, „Ich bin kein Hauskätzchen.", miaute er ruhig, „Ich bin ein Einzelläufer gewesen, bevor ich mir das Bein gebrochen habe." Efeusee sah ihn seufzend an, „Ist mir egal", brummte sie und sah nervös zu Boden. Doch das war gelogen, denn Flash hatte ihre Neugier geweckt. Vielleicht kannte der Kater ja einen Fluchtweg. Während Efeusee noch grübelte, was sie als nächstes tun könnte, sah Flash zum Haus hinüber, „Woher kommst du?", fragte er dann. Efeusee seufzte, „Das geht dich nichts an", wiederholte sie matt. Flash antwortete nichts auf ihre forsche Abweisung, sondern sah sie nur mitfühlend an. Er schien zu ahnen, dass sie etwas vor ihm verbergen wollte. Efeusee stöhnte und versuchte, erneut aufzustehen und schaffte es nach einer kurzen Zeit schließlich auch. Alles um sie herum begann sich für einen Moment zu drehen, aber Efeusee blieb stehen und allmählich verfolg der Schwindel wieder. Ihr Magen knurrte. >>Wann die Jungen wohl kommen?<<, fragte sie sich. >>wahrscheinlich erst in ein paar Monden<< Efeusee wandte sich zu Flash um, der noch immer im Gras saß und sie neugierig musterte: „Kennst du einen Weg hier raus?", fragte sie ihn. Flash wiegte den Kopf hin und her, „Ja und nein", miaute er, „Hinter dem Haus gibt es eine Stelle, an der der Boden sehr weich ist. Dort könnte man ein Loch graben." Efeusees Mine hellte sich etwas auf. Endlich mal eine gute Nachricht: „Und wo ist dieser Ort?", fragte sie Flash. Der Kater schüttelte den Kopf, „Das ist ja das Problem. Dieser Fleck Erde liegt im Revier der Hunde." Efeusee gefror das Blut in den Adern, „Was? hier gibt's Hunde?", fragte sie entsetzt und sah sich nervös um. Normalerweise hätte sie sich nicht vor einem Hund gefürchtet, aber ihre Jungen machte Efeusee sehr viel schwerfälliger und langsamer.
Anders gesagt, sie war praktisch Hundefutter.
Flash nickte, „Nicht hier, hinter einem anderen Zaun am anderen Ende des Gartens. Über den ist mein Freund Dorn mal drübergeklettert und hat es versucht, aber er musste fliehen, noch bevor er richtig angefangen hatte." Flash seufzte, doch Efeusee sah ihn entschlossen an, „Zeig mir die Stelle!", miaute sie mit fester Stimme. Flash überlegte kurz und nickte dann, „Na gut, folge mir"
Kurze Zeit später standen Efeusee und Flash nebeneinander vor einem kleinen Zweibeinerzaun aus Holz. Dahinter konnte man drei kleine Baue erkennen, in denen offensichtlich die Hunde lebten. „Da hinten ist die Stelle", Flash zeigte auf einen kleinen Fleck an der anderen Seite des Gartens und Efeusee erkannte, dass der Kater Recht hatte. Dort war die Erde tatsächlich etwas weicher, zudem lag der Zaun dort sogar eine Mauselänge höher über dem Boden: „Die Zweibeiner nennen es Blumenbeet", miaute Flash, sein Schweif peitschte hin und her, „Sie benutzen dort weichere Erde, um Blumen anzupflanzen." Efeusee verdrehte die Augen: >>Typisch Zweibeiner.<<, dachte sie belustigt, „Und wo sind die Hunde?", fragte sie. Flash zuckte mit den Schulter, „Wahrscheinlich drin oder in ihren Hundehütten. Keine Ahnung. Auf jeden Fall sind sie in der Nähe." Efeusee starrte ernüchtert auf das...Blumenbeet. >>Na toll. Jetzt habe ich eine Möglichkeit zu fliehen, aber die wird von Hunden bewacht. Ich kann mich nichtmal gegen einen Hund wehren, über drei brache ich gar nicht nachdenken. Ich werde hier für den Rest meines Lebens festsitzen. Ich werde Löwenglut niemals umbringen können...<<, verzweifelt wandte sie sich von den Bauen der Hunde an und stapfte davon, „He, wo willst du denn hin?", rief Flash ihr nach. Sie blieb stehen, „Ich muss eine Weile Nachdenken. Danke für deine Hilfe", miaute sie enttäuscht. Flash nickte nur, dann wandte er sich um und verschwand durch eine Katzenklappe im Zweibeinerbau
Müde stapfte Efeusee über die Wiese und setzte sich in einen schattigen Fleck des Gartens. >>Was mache ich denn jetzt?<<, fragte sie sich. >>Ich komme mir so hilflos vor<<
Als Efeusee sich am Abend in ihre Nest legte, war sie immer noch frustriert, dass eine Möglichkeit zur Flucht so nahe und doch unerreichbar weit weg war. Sie drehte sich in ihrem Nest herum, starrte in den hellen Sternenhimmel und seufzte, >>Wenn doch nur Windpelz hier wäre. Dann wäre das alles viel einfacher.<< Eine Träne kullerte ihr Gesicht hinab und sie legte den Kopf auf die Pfoten. Und plötzlich stieg ihr ein anderer Geruch in die Nase, als der des feuchten Taus und der Zweibeiner. Sie prüfte die Luft und erhob sich langsam aus ihrem Nest, >>Katzengeruch.<<, dachte sie, >>Er kommt von außerhalb des Gartens.<<, erneut prüfte sie die Luft und stutzte. Sie kannte diesen Geruch irgendwoher. Efeusee dachte angestrengt nach, >>Was ist das für ein Geruch? Warum bin ich mir so sicher, dass ich ihn kenne?<<. Erneut hob sie ihre Nase in den Wind, bevor sie ihn schließlich erkannte: >>SchattenClan Geruch!<<, dachte Efeusee verwundert, >>Was macht eine SchattenClan Katze hier im Zweibeinerort? So weit weg vom See?<<. Erneut prüfte sie die Luft und plötzlich erkannte sie den Geruch der Katze. Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus, >>Ich habe also doch noch Glück<<, dachte sie erfreut und stand langsam auf. Vielleicht hatte sie doch noch eine Chance, diesen Ort jemals wieder zu verlassen. Die Entschlossenheit, die Wut und ihre Rachelust kehrten wieder zurück, als sie an den Zweibeinerzaun trat, um die Luft erneut zu prüfen. Der Geruch war frisch und als Efeusee die Ohren spitze, hörte sie plötzlich Schritte, die immer näherkamen. Sie lächelte erneut, während aus der Dunkelheit vor ihr plötzlich zwei funkelnde Augen auftauchten.

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Der Dunkle Pfad
AdventureWIRD AKTUELL ÜBERARBEITET!!! Der Wald der Finsternis kommt. Nichts wird uns vor der Dunkelheit retten können... Häherfeder, Löwenglut und Taubenpfote sind drei Katzen mit besonderen Gaben und dem Schicksal, die Clans am See vor den rachsüchtigen...