Efeusee schob sich an einem vertrockneten Ginsterbusch vorbei und betrat die Versammlungslichtung. Die Spitze des großen Felsens, auf dem Tigerstern immer seine Ansprachen gehalten hatte, war im dichten Nebel verborgen.
Die silbergraue Kriegerin sah sich kurz um. Auf der Lichtung waren nur bereits tote Katzen anwesend, mit Ausnahme von Rotweide und Tigerherz, die Efeusee am Rand der Lichtung ausmachen konnte. Tigerherz nickte der Silbergrauen kurz freundlich zu, die ehemalige DonnerClan Kätzin erwiderte den Gruß ihres Clan Gefährten.
Efeusee entdeckte auch Blumenfall in der Menge, als sie sich ein zweites Mal umsah. Sie saß auf der anderen Seite der Lichtung und unterhielt sich gerade mit einer fremden Kätzin, die Efeusee nicht kannte.
Dann wandte die silbergraue den Kopf und sah, wie Windpelz auf sie zukam und sie mit einem warmen Lächeln begrüßte. Sie erwiderte seinen Willkommensgruß, indem sie sich an ihn schmiegte. „Schön dich zu sehen", murmelte Windpelz, „Bereit für das Treffen?" Efeusee nickte nur und löste sich von ihrem Gefährten.
Letzte Nacht hatte Ahornschatten ihr im Traum mitgeteilt, dass es eine große Versammlung im Wald der Finsternis geben würde, um was genau es jedoch gehen würde, hatte die hohe Anführerin jedoch nicht gesagt. „Weißt du um was es geht?", fragte sie Windpelz also. Ihr Gefährte schüttelte den Kopf. „Sie haben es nur unter den Anführern besprochen", gab er zu. „Lass dich überraschen". Die silbergraue war etwas enttäuscht, nickte aber. „Wie geht's Wind?", fragte Windpelz. Efeusee lächelte.
Dann dachte sie an ihren Sohn und an die schwere Aufgabe, die sie ihm gestellt und die er bereitwillig angenommen hatte.
„Du wirst einen gefangenen Kater spielen. Wir werden eine DonnerClan Schülerin gemeinsam mit dir einsperren.". Die silbergraue erinnerte sich noch genau an ihre Worte, die sie zu Wind gesagt hatte. Ihr Sohn war begeistert gewesen, dass er auch endlich mal eine wichtige Aufgabe erfüllen durfte. „Ich hocke ja sonst immer bloß im Lager rum und langweile mich zu Tode", hatte Wind immer gemault. Nun, wenn alles glattging, dann würde er bald im DonnerClan Lager herumsitzen. Und dort würde er sich nicht zu Tode langweilen...
Der einzige Haken an der Sache war Winds Ähnlichkeit zu seinem Vater. Häherfeder, Löwenglut und Taubenflug waren nicht dumm und Efeusee machte sich ab und an Sorgen, dass sie vielleicht Verdacht schöpfen könnten. Allerdings wusste niemand aus dem DonnerClan, dass sie trächtig gewesen war, niemand hatte eine Ahnung, dass sie einen Sohn hatte. Es bestand sogar die Möglichkeit, dass der DonnerClan glaubte, sie wäre nach dem Kampf gestorben. Schließlich hatte sie schwere Verletzungen davongetragen und hatte es nur den Zweibeinern zu verdanken, dass sie überlebt hatte.
Ein lauter Ruf riss die Finstere Kriegerin aus ihren Gedanken und ließ sie zum großen Felsen blicken. Dort oben hatten sich drei sehr bekannte Gestalten aufgebaut.
Der hünenhafte Stachelkralle hockte ganz oben und begutachtete mit finsteren Blicken die Menge der Katzen vor ihm. Links von ihm hockte Ahornschatten in geduckter Haltung, sie wirkte so, als würde sie gleich losspringen wollen, um der nächstbesten Katze an die Kehle zu gehen. Rieselstern auf der anderen Seite saß etwas weiter hinten auf dem Stein und war halb im Nebel verborgen. Der hohe Anführer fixierte Efeusee mit seinem roten Auge, seine Schnurrhaare zuckten einmal, dann sah er wieder weg.
Unter dem Felsen saßen drei weitere Katzen. Eine davon war Silberhabicht, der Efeusee kurz freundlich zunickte. Die anderen beiden Katzen kannte Efeusee nicht. Sie lehnte sich deshalb zu Windpelz, um ihren Gefährten zu fragen. Vielleicht wusste er etwas über die beiden. „Wer sind die beiden Katzen neben Silberhabicht?", fragte sie ihren Gefährten.
Der Blick des ehemaligen WindClan Katers folgte dem ihren. „Der Rechte von beiden heißt Madenschweif", antwortete er nach einem kurzen Schweigen und deutete auf einen schwarz- weiß getigerten Kater. Kurz kreuzten sich Efeusees Blicke mit dem Kater namens Madenschweif, die silbergraue erschauderte kurz, als sich dessen unheilvoll wirkende, gelbe Augen in die ihren bohrten. Madenschweif schien ähnlich durchsichtig zu sein, wie Ahornschatten und verbreitete eine unheilvolle Aura, die Efeusee erschaudern ließ.
„Und was ist mit der anderen?", fragte sie und versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Die andere Katze war eine kleine Kätzin, die ihren Kopf auf ihre Vorderpfoten gelegt hatte und alles mit zu schmalen Schlitzen zusammengekniffenen Augen verfolgte. Windpelz runzelte kurz die Stirn. „Ich habe sie nur einmal gesehen. Ich glaube ihr Name war Wolfspelz." Er zuckte kurz mit den Schultern.
Efeusee sah die Kätzin an. Der Name Wolfspelz passte zu ihr, denn ihr Fell war genauso grau und langhaarig, wie das eines Wolfes. >>Madenschweif kommt mir sehr viel unheimlicher vor << dachte Efeusee
„Katzen des Finsteren Waldes versammelt euch!", dröhte Stachelkralles Stimme über die schlammige Lichtung. Mittlerweile waren die Gespräche verstummt und die Katzen blickten alle mit wachsamen Augen nach oben zu den Anführern des Waldes hinauf.
Efeusee und Windpelz nahmen nun ebenfalls Platz und beobachteten Stachelkralle, der nun zu sprechen begann.
„Die Niederlage gegen die Clans ist noch nicht lange her...", begann er mit vor Gift triefender Stimme. „Aber unsere Wunden sind nun verheilt und der Schmerz über die Niederlage wurde ersetzt durch einen Wunsch nach blutiger Rache."
Stachelkralle spie das Wort Niederlage aus, wie ein vergammeltes Beutestück, dass er versehentlich gefressen hatte, während seine Worte für zustimmendes Jaulen sorgte, dass die Lichtung erfüllte.
„Wir sind bereit für die zweite Runde", knurrte Schneeschopf laut, der nicht weit weg von Efeusee aufgesprungen war. Efeusee erinnerte sich noch, wie sie den Kater im WindClan Lager gerettet hatte.
Stachelkralle ließ die Katzen für einen Moment ihren Hass herausschreien, dann sorgte er mit einem lauten Heulen wieder für Ruhe.
„Die erste Schlacht hat uns viel gelehrt.", fuhr der stachelige Krieger fort und ließ dabei seine Muskeln spielen. „Wir haben dazugelernt. Dieses Mal werden uns die Clankatzen nicht aufhalten können. Wir werden sie überrennen und das Gesetz der Krieger ein für alle Mal zerstören! Wir werden kämpfen und wir werden siegen"
Wieder ertönten Jubelrufe auf der Lichtung, in die Efeusee begeistert miteinfiel. Windpelz neben ihr knurrte lediglich wütend, in seinen Augen brannte ein kaltes Feuer. Der silbergrauen war klar, dass er an Löwenglut dachte.
Seinen Mörder.
„Du wirst ihn schon noch kriegen", raunte Efeusee ihm zu. WIndpelz nickte stumm, seine Augen glühten hasserfüllt.
„Wir haben in den letzten Monden kaum trainiert. Dass ändert sich ab heute.", miaute nun Ahornschatten und erhob sich aus ihrer Kauerstellung auf die Pfoten. „Wir werden intensiver trainieren. Wir werden besser kämpfen, effizienter töten, schneller rennen und weiter springen, wenn wir unseren zweiten Angriff starten. Und dieses Mal werden die Clans fallen." Ihre Stimme überschlug sich vor Begeisterung. Rieselstern auf Stachelkralles anderer Seite hatte eine grimmige Mine aufgesetzt und schien nichts hinzufügen zu wollen, die Entschlossenheit in seinem Blick reichte aber auch völlig aus.
„Ihr alle folgt mir nun. Lasst uns trainieren. Für unseren Sieg". Schrie Ahornschatten und löste eine neue Welle der Begeisterung aus. Die Lichtung war erfüllt mit jubelnden Katzen, die Ahornschatten, ohne zu zögern folgten, als diese vom Felsen sprang. Efeusee wollte ihr schon nachlaufen, hielt aber inne, als sie bemerkte, dass Silberhabicht ihr einen Blick zugeworfen hatte. Schon kam ihr Mentor zu ihr herüber. „Warte einen Moment", miaute der silberne Kater. „Du kannst gehen Windpelz", miaute er dann in Richtung von Efeusees Gefährten. Der ehemalige WindClan Kater nickte nur und verabschiedete sich von Efeusee, bevor er Ahornschatten folgte. Die silbergraue beobachtete, wie seine Schwanzspitze in den Schatten verschwand, dann wandte sie sich zu Silberhabicht um.
„Was gibt es?", fragte sie ihn. „Ich habe gehört, du hast ein paar Freunde gefunden", miaute er. Efeusee nickte. „Eine Streunergruppe unterstützt uns", miaute sie, „Ihr Anführer will dasselbe wie wir. Die Clans tot sehen." Silberhabicht nickte. „Seid euch nicht zu sicher. Streuner sind hinterhältig." Warnte er. „Keine Sorge. Dunkelschweif hat sie unter Kontrolle.", beruhigte Efeusee ihren Mentor. „Ohne einen Befehl gehen sie nirgendwo hin". Silberhabichts Gesicht blieb ausdruckslos. „Wenn sie dir in den Rücken fallen...", er ließ den Satz unvollendet in der Luft hängen. „Lass dir sagen, dass ich dich gewarnt habe". Efeusee nickte bloß. >>Dunkelschweif wird uns nicht in den Rücken fallen. Nicht bevor Kurzstern tot ist. << sagte sie sich selbst.
„Wir werden uns vorbereiten", fuhr Silberhabicht fort, „und bald erneut angreifen. Eure Aufgabe wird es sein, die Clans zu schwächen, sodass sie keine Chance haben, wenn der Tag der Abrechnung gekommen ist."
Ein Lächeln huschte Efeusee übers Gesicht. „Das war von Anfang an unseren Plan", meinte sie nicht ohne Stolz, „Wir haben einen Spion im DonnerClan. Der WindClan schottet sich von den anderen Clans ab und wir stehlen dem SchattenClan die Beute. Irgendwann fangen sie an, sich selbst zu zerfetzen. Und das wird der Moment sein, in dem der Wald der Finsternis mit geballter Macht zuschlagen wird"
Silberhabicht wirkte bei diesen Worten sehr zufrieden. „Das hört sich gut an, meine Liebe", miaute er, „Sorge dafür, dass alles gutgeht. Dieses Mal dürfen wir nicht versagen." Efeusee lächelte, „Keine Sorge. Ich verspreche, dass dieses Mal die wahren Krieger den Sieg davontragen werden."
Silberhabicht nickte langsam. „Und ich weiß, du wirst dein Versprechen halten", miaute er leise und sah dann in die Richtung, in die Ahornschatten verschwunden war. Mittlerweile war die Lichtung vollkommen leer.
„Geh zu den anderen. Geh trainieren. Sei bereit, wenn es beginnt" Miaute Silberhabicht zum Abschied, kehrte Efeusee den Rücken und verschwand in den Ginsterbüschen des finsteren Waldes. Die silbergraue sah ihm einen Moment nach. „Das werde ich", flüsterte sie und folgte dann Ahornschattens Spur.
>>Taubenflug! Ich hoffe du bist bereit dafür. Denn wenn nicht, dann kann dich nichts mehr vor dem Untergang bewahren. Sei bereit<<
Der Wald verschluckte ihre Silhouette und auf der Lichtung herrschte nun Stille.
Es war wie eine Ruhe vor dem Sturm.
Hey zusammen, hier kommt das nächste Kapitel. Es ist wiedermal ein bisschen kürzer, aber wird das nächste deutlich länger werden. Ich hoffe trotzdem, dass es euch gefällt. Das nächste Kapitel kommt sicher in der kommenden Woche, weil ich wieder etwas mehr Zeit habe, ihr könnt euch generell auf regelmäßigere Updates freuen, weil ich eine meiner anderen Geschichten fast fertig habe.
Noch eine kurze Info zu den beiden neuen Katzen, die ich eingeführt habe, nämlich Madenschweif und Wolfspelz. Madenschweif existiert in den Büchern nämlich tatsächlich und ist ein Finsterer Krieger. Ihr könnt ein paar Infos über ihn auf dem WarriorCats Wiki nachlesen. Wolfspelz ist keine offizielle Katze, sondern ein OC von mir.
DIe beiden werden in den kommenden Kapiteln auch noch eine Rolle spielen. Sagt mir gern eure Meinung zu den beiden und generell, wie ihr das Kapi fandet.
Ich wünsche euch alles Gute.
Beste Grüße Dunkelpelz

DU LIEST GERADE
Der Dunkle Pfad
MaceraWIRD AKTUELL ÜBERARBEITET!!! Der Wald der Finsternis kommt. Nichts wird uns vor der Dunkelheit retten können... Häherfeder, Löwenglut und Taubenpfote sind drei Katzen mit besonderen Gaben und dem Schicksal, die Clans am See vor den rachsüchtigen...