Kapitel 21

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PoV. Lan Jie (Höflichkeitsname: Lan Yahui)

Feucht klebten leichte Strähnchen an meiner Stirn. Unangenehm heiß lag der Stoff des Hanfus auf meinem Körper und löste das Bedürfnis in mir aus, meine Kleider abzulegen und in einer kühlen Quelle zu baden. Da ich so wenig aufsehen wie möglich erregen wollte, hatte ich Anweisungen gegeben, dass wir uns mit den billigen Stoffen, wie sie Bauern trugen, kleideten. Ungemütlich kratzte der minderwertige Hanfu auf meiner Haut. Meine Beine waren von der Wanderung schwer und ich bezweifelt noch weit ohne Rast zu kommen. Kurz warf ich einen Blick über die Schulter. Die Drillinge waren direkt hinter mir und zeigten auch erste Anzeichen der Erschöpfung. Von den Schülern musste ich gar nicht erst anfangen. Ein paar waren mittlerweile zurückgefallen und schienen dem Tempo nicht mehr stand halten zu können. Es würde nichts bringen, wenn ich heute Schüler verlieren würde, nur weil wir nicht so schnell vorankamen, wie ich es mir wünschte.

Ich wollte so schnell wie möglich aus dem Radius der möglichen Mörder für Jin Gang. Außerdem hatte ich fast alle meine Schüler aus der Akademie mitgenommen und nur ein paar Mitglieder des Clans dagelassen, weshalb ich schnell zurückkehren wollte und nach dem rechten sehen.

Vor uns hatte sich eine Schlucht aufgetan. Sie bildete die Grenze zwischen Qinghe und Yunnan. Sie war an ihrer breitesten Stelle breit genug, dass drei Kutschen neben einander hätten fahren können, wenn dort keine Bäume wachsen würden. Von dem Punkt, wo wir standen sah man auf ein grünes Blättterdach, wo jeder Baum ums überleben kämpfte und höher wachsen wollte, um mehr Licht zu ergattern. Es war noch nicht lange her, dass diese Schlucht nicht überwindbar gewesen war und man durch Qishan reisen musste um Qinghe zu erreichen oder weiter nach Lanling zu gelangen. Vor ein paar Jahren wurde an einer Stelle in der Nähe von Ganquan ein Abstieg auf beiden Seiten in die Wand gemeißelt. Er lag ein wenig versteckt, sodass es schwer zu entdecken war, wenn man nicht wusste das es ihn gab. "Wenn wir unten sind machen wir eine Rast." Verkündete ich. Erleichterte Seufzer kamen aus meinen Reihen.

Vorsichtig hockte ich mich hin und suchte mit den Füßen nach dem ersten Halt. Relativ schnell hatte ich ihn gefunden und kurz drauf befand ich mich auf der schmalen Treppe. Die Stufen baren gerademal so breit das ich immer mit einem Fuß auf einer stehen konnte. In die Steinwand waren Rillen gemeißelt, an denen man sich festhalten konnte. Obwohl ich wusste, dass es nur Angst schüren würde warf ich einen Blick in den Abgrund. Wir befanden uns immer noch weit über den Baumspitzen. Kalte Windböen jagten durch die Schlucht und bewegte die Baumwipfel. Einerseits war der Luftzug angenehm und kühlend, anderseits könnte er den Tod bedeuten, wenn man sich nicht nah genug an der Wand hielt.

Mit zitternden Beinen begann ich den Abstieg. Mein Puls raste unnormal schnell und ich wünschte ich könnte etwas gegen diese Höhenangst machen. Hinter mir hörte ich etwas hartes aufschlagen. Erschrocken hielt ich Inne, doch ich konnte mich nicht so weit verdrehen, wenn ich nicht etwas sehr waghalsiges machen wollte. "Alles ok?" Meine Stimme wurde vom Wind weggetragen. Schließlich entschloss ich mich weiterzugehen. Wenn wir unten wären würde ich immer noch erfahre können, was passiert war.

Langsam verlor ich mein Zeitgefühl. Immer wieder hatte ich das Gefühl, dass mein Blick verschwamm. Schmerzhaft krallten sich meine Finger in die Rille. Warmes Blut quoll aus den feinen Schnitten, die über meine Hände und meinen linken Arm verteilt waren, weil ich die ganze Zeit an der Wand lang schabte. Zitternd holte ich Luft und versuchte mich weiter auf die Stufen zu konzentrieren. Wir waren knapp unter den Baumkronen, doch somit fehlte uns ein großteil an Licht und es war noch schwerer die Stufen zu erkennen.

Ein Schrei ließ mich zusammenzucken und in meiner Bewegung verharren. Irgendwas fiel hinter mir, doch ich konnte nicht ausmachen was. Einzig mein Herzschlag war zu hören.

The Yang-Dragon-SealWo Geschichten leben. Entdecke jetzt