Stimmen. Sie hörten sich so an, als wären sie ganz nah und trotzdem nahm ich sie nur gedämpft wahr. Mit Mühe kämpfte ich mich aus den Tiefen meines Bewusstseins an die Oberfläche. Frische Luft strömte durch meine Lungen. Ich saß mit überkreuzten Beine auf einer kalten und harten Oberfläche und hatte meine Augen geschlossen. Wie lange war iich bewusstlos gewesen udn was war mit A-Ming passiert? War sie angekommen?
Als ich meine Augen aufschlug blickte ich in die Gesichter von Jin Ling, Lan Sizhui und Lan Jingyi. Erschrocken fuhr ich zuammen. Meine Güte die mussten aber auch überall ihre Nasen reinstecken. "Meister Wei WuXian, Sie sind wach?!" Die besorgte Stimme von Lan Sizhui drang zu mir durch. Noch ein bisschen benebelt stimmte ich zu. "Wie kommt es, dass man sagt, du wärest vor drei Jahren bei einem Unfall verunglückt, wenn du eigentlich seit drei Wochen hier zwischen erledigten Marionetten sitzt und nicht ansprechbar bist?" Jin Lings Stimme klang alles andere als erfreut, über mein dasein. Genervt verzog er sein Gesicht. "Nun guck nicht dumm herum...Lan Sizhui hat uns gezwungen die ganze Zeit nach dir zu gucken und uns darum zu kümmern, dass du nicht angegrifen wirst. Ist ja nicht so, dass ich fr-..." Bevor Jin Ling seinen Satz beenden konnte unterbrach Lan Jingyi ihn. "Wir hätten natürlich Han Guang Jun gerufen, wenn du noch länger unansprechbar gewesen wärst, aber wenn du mir diese Frage erlaubst, aber wann hast du das letzte Mal etwas gegessen? Du siehts aus, wie als wärst du kurz vorm Hungertod." Diese Aussage brachte ihm nur einen scharfen Blick von A-Yuan ein, bevor dieser sich wieder mir zuwand und mich besorgt musterte. Ihre Fragen bekam ich nur am Rand mit, da ich viel zu beschäftigt mit meinen eigenen war. Wie lange war ich wirklich weggewesen und hatte A-Ming es geschafft? "Wo ist A-Ming?" Drei fragende Augenpaare sahen mich an. "Wu-..Liang Li-Ming?" Harkte ich nochmal nach. "Im Wolkennest ist vor gar nicht allzulanger Zeit ein Mädchen namens Wei Li-Ming eingetroffen. Sie ist auf Xiao Ping Gou gekommen und hat sich als deine Tochter vorgestellt...als Han Guang Jun sie gesehen hat haben wir sie reingelassen." "Also ist sie sicher angekommen?" Fragte ich nochmal erleichtert nach. Zaghaft nickten die drei.
Vorsichtig tastete ich nach den Siegeln und spürte sie unmittelbar unter meinem Herzen in den Beutelchen. Als ich mich aufrichtete fiel mein Blick auf Chen Quing, die neben mir lag. Zarte weiße Zeichnungen zogen sich über das schwarze Holz- Überbleibsel des Yang-Dragon-Seals. Auch wenn ich jetzt mein Bewusstsein nach der Macht der Siegel ausstreckte war ich schon mit ihnen verbunden. Sie füllten meinen Geist aus und pflanzten sich in mein Bewusstsein.
Zusammen mit den drei jungen Kultivisten verließ ich die Grabhügel. Auf die Fragerei der Jungen ging ich nicht ein, obwohl ich selber gerne meine Frage, warum sie zusammen unterwegs waren beantwortet bekommen hätte. Ich spürte, wie die Siegel etwas an mir veränderten. Etwas an ihnen begann sich in meinem Verstand einzunisten.
Nach einem längeren Marsch kamen wir shcließlich in Yiling an. Geschäftiges Treiben belebte die Straßen und holte Erinnerungen an längst vergangene Zeiten hervor. Ehe ich mich versah saßen wir auch schon in dem Gasthaus, wo ich schon vor Jahren mit Lan Zhan gegessen hatte. "Meister Wei WuXian, alles in Ordnung?" A-Yuans besorgte Stimme drang zu mir durch und holte mich zurück in die Realität. Wie war ich an den Tisch gekommen und seit wann stand Essen vor mir? Auf Lan Sizhuis Frage nickte ich nur leicht. Obwohl etwas in mir mich warnte etwas zu mir zu nehmen, griff ich nach dem Essen. Schon kurz drauf wurde ich dafür, dass ich mein nicht auf mein Bauchgefühl gehört hatte, bestraft. Es war, wie als würde sich mein Magen einmal umkrempeln, verbunden mit einem drückenden Gefühl in der Bauchgegend. Ich schaffte es gerade noch so aus dem Gasthaus, bevor mir das gerade gegessene wieder hochkam. Der beißende Geruch von Kotze stieg mir in die Nase. Angewidert wendete ich mich ab und sah die drei Jungen an, die mir gefolgt waren. Ihre Blicke ruhten teils angeekelt, teils besorgt auf mir. Ein fremder Mann sprach laut genug, damit ich es hören konnte. "Also wirklich, die Leute werden immer unverschämter...rennen mittlerweile aus guten Gasthäusern und übergeben sich auf der Straße. Schämen sie sich den nicht?" Angestaute Wut kochte in mir hoch, von der ich gar nicht gewusst hatte, dass sie da war. Ein Kultivist aus irgendeiner niedriegen Familie hatte sich vor mir aufgebaut und sah mich herablassend an. "Pass auf mit dem was du sagt!" Knurrte ich warnend. "Pff was willst du mir schon tun. Armer Bettler." Gut, ich sah komplett fertig an, aber dank dem Yang-Dragon-Seal war mein Körper für Höchstleistungen bereit. Unbewusst festigte ich die Bindung zu den Siegeln und richtete mich auf. Ich spürte, wie sich Feng Qui in meiner Hand materialisierte...ich hörte den verschnellerten Herzschlag meines Gegenübers. Langsam schlug ich meine Augen auf, von denen ich nicht bemerkt hatte, dass sie geschlossen gewesen waren. Mit Pechschwarzen Augen fixierte ich den Mann vor mir, der es immer noch für nötig hielt vor mir zu stehen und diese herrablassende Miene aufrechtzuerhalten. Mit einer übernatürlichen Geschwindigkeit sprang ich vor und durchschnitt den Ärmelstoff des Hanfus von dem Kultivisten. Er hatte sein Schwert auch gezogen, doch konnte er meinen Bewegungen nicht folgen. Innerhalb von wenigen Augenblicken hatte ich ihn zu Boden gebracht, wo er sich den verwundeten Arm hielt. Das er noch lebte verdankte er schließlich Lan Sizhui, der geistesgegenwärtig Feng Qui abgeblockt hatte und sich nun vor dem Mann hin stellte. Jin LIng und Lan Jingyi griffen mir von hinten unter die Arme und zogen mich von dem Ort des Geschehens weg.
"Was war denn das? Hast du deinen Verstand vollständig verloren?" Motze mich Jin Ling an. "Er hat mich provoziert." Fassungslos sahen mich die drei an. Tatsächlich war ich von meinem Handeln und dieser Aussage selber überrascht. Es war, wie als wäre ich im Körper einer anderen Person, die ihre Handlungen durchführte, während ich nur tatenlos zu gucken konnte. "Was ist eigentlich mit deinen Augen?" Die Stimme von Lan Jingy zitterte leicht. Schnell löste ich einen Teil der Verbindungen zu den Siegeln und schlagartig nahmen meine Augen wieder ihre menschliche Farbe an. Mit dieser Veränderung klärte sich auch mein Verstand und ich war wieder Herr über meinen Körper. "Ich glaube wir bringen dich lieber zu Han Guang Jun." Stellte A-Yuan fest. Bei der Erwähnung, von Lan Zhan machte mein Herz einen Purzelbaum. Was war bitte mit mir los?
"Meister Wei WuXian, wie kommt es eigentlich, dass ihr eine Tochter habt? Alle dachten, das Sie und Han Guang Jun...naja Sie wissen schon." Nein, ich wusste nicht worauf er hinaus wollte und hätte nichts gegen eine Erklärung. Was war den mit Lan Zhan und mir? "Sie ist nicht meine leibliche Tochter." Erklärte ich knapp. "Hat Lan Zhan eigentlich mittlerweile einen Lebensgefährten. Ihr müsst wissen, dass ich in den letzten Jahren nicht wirklich etwas mitbekommen habe." Wie als hätte ich etwas unglaublich lutiges gesagt fingen die drei an zu kichern. "Das kann nicht dein Ernst sein?! Natürlich hat er jemanden schon vor langer Zeit 'auserkoren'", brachte Lan Jingyi unter lachen hervor. Ein stechender Schmerz breitete sihc in meiner Brust aus. Mit dieser Information war mein Interesse wie weggeblasen und wir führten den restlichen Weg stillschweigend fort.
Zu viert liefen wir den schmalen Pfad zum Wolkennest hinauf. Pflichtbewusst, wie der Lan-Clan nun mal war, standen zwei Wachen vor dem Tor und ließen mich erst nach zureden von Lan Sizhui durch. Erst jetzt fiel mir auch die Schülerkleidung an JIn Ling auf und musste mir daraufhin einen krampfhaft einen Kommentar verkneifen.
Es hatte sich kaum etwas im Wolkennest verändert, wie mir beim Betreten auffiel. Ein kleiner Teich auf dem Innenhof schien neu zu sein. Interessiert näherte ich mich diesem und erschrak vor meinem eigenen Spiegelbild. Ein mageres Gesicht mit tiefen Augenringen sah mich mit zusammengezogenen Augenbrauen an. Erschöpft seuftzte ich auf. Irgendetwas taten die Siegel mit mir und es war beängstigend.
"Wei WuXian?" Lan Xichens Stimme ließ mich herumfahren. Zögerlich nickte ich. "Man hat mir schon erzählt, dass du sehr wortkarg geworden bist." Seine Stimme klang sanft und mitfühlend. "Aber eine Frage würde ich wriklich gerne beantwortet bekommen. Wie hast du es schon wieder geschafft von den Toten aufzuerstehen?" "Ich war nicht tot." Brachte ich hervor. Nachdenklich musterte er mich. "Ze Wu Jun, ich würde gerne eure Bibliothek aufsuchen.", versuchte ich so höflich wie möglich eines meiner Anliegen zu formulieren. Vielleicht würde ich dort mehr über die Siegel und deren Energie herrausfinden. "Was suchst du denn bestimmtes? Vielleicht kann ich dir ja weiterhelfen." Ich wusste nicht ob es besonders ratsam wäre von den Siegeln und vor allem von meinem Diebstahl ihm zu erzählen, deshalb wihc ich auf eine Notlüge aus. "Ich suche nach Informationen über einen Clan." Ich betet, dass er es durchgehen lassen würde und tatsächlich funktionierte es. "Na meinetwegen...folge mir."
Kurz darauf fanden wir uns in der Bibliothek des GusuLan-Clans wieder. Unmengen an Schriften befanden sich in den Regalen, die nur darauf warteten ihr Wissen zu teilen und gelesen zu werden. Nachdem Lan Xichen die Räumlichkeiten verlassen hatte wendete ich mich der Suche nach dem Yang-Dragon-Seal und deren Energie zu. Gefühlte Stunden hockte ich über Schriftrollen und drang immer tiefer in das Wissen der Welt ein. Um so länger ich suchte und doch nichts fand, um so Hoffnungsloser fühlte sich die ganze Sache an. Vertieft in die - alles andere als spannende - Lektüre, merkte ich nicht wie jemand die Bibliothek betrat.
"Wei Ying?"
DU LIEST GERADE
The Yang-Dragon-Seal
Fanfic[beendet] Drei Jahre ist es her, dass Wei Ying und Lan Zhan getrennte Wege gingen. Die Jahre vergingen und Wei Ying täuscht sogar seinen Tod vor, um seinem Ruf als Yiling Patriarch zu entgehen. Die Zeit brachte Wei Wuxian einen neuen Clan in welchem...