Wei Ying PoV.
Die Sonne war vor wenigen Momenten hinter den Bergen verschwunden und ließ nun mit seiner Abwesenheit die Sterne am Himmel hell leuchten. Mein Blick wanderte zu dem fast vollkommen gefüllten Mond. Nicht mehr lange, bis die nächste Versammlung stattfinden sollte. Mit jeder Minute die verstrich wuchs der Konflikt in mir, ob ich die Suche nach Li-Ming und Baihu auf den Zeitpunkt nach der Versammlung verschieben oder doch lieber sofort das Wolkennest verlassen und nach den beiden Suchen sollte.
Eine weiß gekleidete Gestalt, die eilig den Weg zu Lan Zhans Räumlichkeiten lief, lenkte meine Aufmerksamkeit auf sich. Überall würde ich diese Person wieder erkennen. Ein vollkommenes Glücksgefühl füllte mich aus, als ich los joggte und ihn von hinten ansprang. Liebevoll umschlang ich seine Taille mit meinen Armen und vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge. Ein wohliges Kribbeln, ausgelöst von der plötzlichen Nähe zu ihm, durchfuhr mich.
Vorsichtig drehte sich Lan Zhan in meinen Armen, bis er mich ansehen konnte. Im dunkeln war es schwer seinen Gesichtsausdruck zu lesen, was mich mehr verunsicherte, als es eigentlich sollte. Doch bevor ich weitere unnötige Gedanken verschwenden konnte, zog er mich näher an sich.
Sein vertrauter Geruch umhüllte mich, während seine Arme mich davon abhielten auf Abstand zu gehen - was ich eh nicht gewollt hätte. Lächelnd löste ich mich soweit, dass ich gemütlich zu ihm hoch gucken konnte. Sanft küsste er mich, bevor er sich löste und meine Hand in seine nahm.
„Hast du ihm von Lan Yahui erzählt?" Fragte ich. „Mmh..." „Ist alles ok?" Nachdenklich legte er eine Pause ein. „Xichen hat mir erzählt, dass die Marionetten anscheinend einen bestimmten Ort anpeilen, aber niemand bis dorthin durchdringen konnte und wir deshalb auch nicht den Grund kennen, warum sie dorthin wandern."
Es schien in mehr zu beschäftigen, als ich für möglich gehalten hatte. Natürlich war Lan Zhan auch ein Mensch, der Sorgen hatte und manchmal nicht weiter wusste, dennoch ertappte ich mich immer wieder dabei, dass ich dachte, dass er immer alles unter Kontrolle hatte. Sanft übte ich leichten Druck auf seine Hand aus, um ihm zu zeigen, dass er über seine Sorgen mit mir reden konnte.
Den restlichen Weg liefen wir schweigend nebeneinander her. Die kühle Abendluft strich angenehm über mein Gesicht und wehte einzelne Strähnen, die sich im Laufe des Tages gelöst hatten, aus meinem Gesicht. Kurz bevor wir Lan Zhans Zimmer erreicht hatten blieb ich stehen und wand mich an ihn.
„Lan Zhan..." „Mmh." „Ich will nach der Versammlung nach A-Ming und dem Mann, der sich als Wu Baihu ausgibt suchen." Im Schein der Laternen sah ich, wie das dunkle braun seiner Augen mich aufmerksam fixierte. „Ich muss wissen, dass es wirklich Baihu ist ind was es damit auf sich hat, dass er A-Ming dort alleine gelassen hat und warum sie mir erzählt hat, dass er Tod ist." Ein verstehendes Nicken ging von ihm aus.
Das Bedürfnis ihn zu fragen, ob er mich begleiten würde unterdrückte ich schließlich und zog ihn mit rein ins Warme, wo ich mich wenige Minuten später an ihn kuschelte und in einen unruhigen Schlaf verfiel.
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Wir ruhten uns einen Tag im Wolkennest aus, bevor wir zusammen mit Lan Xichen nach Lanling reisten, um an der Versammlung teilzunehmen. Es war geradezu unangenehm mit Lan Zhans Bruder zu reisen, da er und die ganze Zeit von der Seite beobachtete und dabei dieses wissende Lächeln auf den Lippen trug.
„Wei Wuxian, wie fühlst du dich eigentlich gerade?" Durchbrach der Clanführer die Stille. Wenn man vom Teufel spricht...
Fragend sah ich ihn an, da das Interesse an meinem Wohlbefinden ziemlich plötzlich kam.„Bei deinem letzten Besuch konntest du kein festes Essen zu dir nehmen und sahst ziemlich krank aus." Verstehend nickte ich. „Mir gehts es gut." Log ich. Ich brauchte nun wirklich nicht den Bruder meines Partners -was waren Lan Zhan und ich eigentlich? - mit meiner fehlenden Gesundheit, dank eines Siegels und einer unausgeglichenen spirituellen Energie, behelligen.
Anscheinend hatte ich damit unsere Unterhaltung beendet und es trat wieder Stille ein. „Wie ist sie?" Die Frage traf mich komplett unerwartet. In Lan Xichens Stimme schwang eine ungewohnte Verletzlichkeit. Ich brauchte ein bisschen um zu verstehen, dass er seine Schwester meinte. Zögernd holte ich Luft. Es wäre unpassend ihm zu sagen, dass seine Zwillingsschwester einen sehe gewöhnungsbedürftigen Charakter hatte mit einer düsteren Ausstrahlung, wenn sie mit dem falschen Fuß aufgestanden war.
„Sie ist...nett?!" „Du kannst mir ruhig die Wahrheit sagen." Schmunzelte er mich an. „Nein nein, wenn man mehr mit ihr zutun hat ist sie ganz nett, aber naja ich hatte nicht so viel Kontakt zu ihr." Redete ich mich schließlich heraus. Es tat mir Leid die Enttäuschung in seinen Augen zu sehen, doch ich wollte ihm auch nichts falsches erzählen.
Mein Blick ging zu Lan Zhan, der ein wenig vor und lief und wahrscheinlich alles mitbekommen hatte. Seine Schultern waren angespannt. Wahrscheinlich hatte er seinem Bruder nicht viel mehr erzählt. Entschuldigend sah ich zu Lan Xichen, bevor ich weiterlief.
In der Ferne sah man die Umrisse von Lanling.
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The Yang-Dragon-Seal
Fanfiction[beendet] Drei Jahre ist es her, dass Wei Ying und Lan Zhan getrennte Wege gingen. Die Jahre vergingen und Wei Ying täuscht sogar seinen Tod vor, um seinem Ruf als Yiling Patriarch zu entgehen. Die Zeit brachte Wei Wuxian einen neuen Clan in welchem...