Mein Körper bebte von der nachhallenden Energie, als ich meine Augen aufschlug und mich auf der Lichtung wiederfand. Jede Faser meines Körpers schmerzte und bettelte geradezu nach Entspannung. Langsam ließ ich meinen Blick um mich schweifen - der Drache war verschwunden. Die Kultivisten lagen am Boden - ob sie bewusstlos oder tot waren, vermochte ich von hier nicht zu sagen. Mit zitternden Beinen erhob ich mich und bewegte mich schwankend auf den Höhleneingang zu.
Als mein Blick nach rechts schwenkte erkannte ich aufeinmal die Personen, über denen Lan Zhan gestanden und verteidigt hatte. Lan Xichen lag am Boden. Ein unterarm langes Messer steckte in seinem Rücken. Lan Yahui war über ihm zusammengebrochen, wie als hätte sie versucht ihn in ihren letzten Momenten umzudrehen. Grausame Bissspuren zeichneten sich auf ihrem Hals ab und erklärten ihren Tod. Jeder Schritt fiel mir schwerer als der zuvor, während ich durch die toten Körper derjenigen lief, die ich noch wenige Stunden zuvor hatte lachen hören.
Die ersten Tränen liefen über mein Gesicht, als ich die sanften vor schreckverzerrten Züge von Huaisang vor mir liegen sah. Seine Augen waren vor Entsetzten und nackter Angst geweitet. Ich lief an den beiden brutal aufgerissenen Drillingen vorbei, dessen Bruder sie nie wieder sehen würde und dann hob ich meinen Kopf und sah auf den Platz, wo Wu Baihu gestanden hatte und ich Lan Zhan hin geschickt hatte. Etwas in mir zerbrach, als ich den in sich zusammengesunkenen Körper sah, der sich schützend über einen kleineren Körper gebeugt hatte.
Die Luft entwich aus meinen Lungen und das irre Grinsen auf Wu Baihus Gesicht, der das vollständige Siegel siegesgewiss in die Luft streckte. Mit unterdrückten Schluchzern rannte ich auf den am Boden liegenden Lan Zhan zu, das irre Lachen von Baihu ausblendend.
Übelkeit überkam mich, als ich erkannte, dass er nicht mehr eins war. Sein lebloser Körper umarmte selbst im Tod das kleine Mädchen, dass er vor der Klinge ihres Vaters hatte beschützen wollen, doch das seidig, schwarze Haar durch das ich so gerne mit den Fingern gefahren war lag wenige Meter entfernt mit dem dazugehörigen Kopf. Ich versuchte das grässliche Bild auszublenden, doch meine Beine gaben unter mir nach und ich sackte neben ihm zusammen.
Wu Baihu verhöhnte mich, doch ich nahm seine Worte nicht wahr. Viel zu sehr war ich damit beschäftigt Luft zu holen, während heiße Tränen über mein Gesicht liefen und den blutgetränkten Stoff befeuchteten. Mit zitternden Händen versuchte ich die verkrampfte Hand von dem Hanfu der Kleinen zu lösen. Warum war auch sie so starr?
Seine Hand fühlte sich kalt an und ließ sich einfach nicht lösen. Ich wusste nicht, warum ich so gerne einfach nochmal seine Hand halten wollte, doch Panik machte sich in mir breit, als ich sie nicht zu lösen bekam. Ich wünschte ich hätte ihn nocheinmal umarmt, wie ich es eigentlich tun wollte, als wir den Marionetten entgegenlaufen waren. Mein Blick verschwamm und mit jedem Schluchzer ging ein beben durch meinen Körper.
Die Dunkelheit kam plötzlich und umfing mich kalt . So kalt, dass ich anfing gar nichts mehr zu spüren, nur noch den Kloß in meinem Hals, der sich in den letzten Minuten dort gebildet hatte und mich nach Luft schnappen ließ.
Und dann spürte ich gar nichts mehr.
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The Yang-Dragon-Seal
Fanfic[beendet] Drei Jahre ist es her, dass Wei Ying und Lan Zhan getrennte Wege gingen. Die Jahre vergingen und Wei Ying täuscht sogar seinen Tod vor, um seinem Ruf als Yiling Patriarch zu entgehen. Die Zeit brachte Wei Wuxian einen neuen Clan in welchem...