Der Duft von Kiefern umgab mich, als ich meine Augen wieder öffnete. Ich fand mich im Jingshi wieder, wo ich in einem Bett lag und mich nun verwirrt umguckte. Sah so das Jenseits aus? Der Ort an dem man sich am meisten zurück gewünscht hatte? Meine Schultern fühlten sich unglaublich leicht an, doch mein Magen schmerzte und es fühlte sich an, wie als hätte jemand meinen goldenen Kern einmal zerrissen und dann wieder versucht zusammen zu setzten.
Das gleichmäßige ein- und ausatmen war neben mir zuhören und als ich meinen Kopf zur Seite wand, blickte ich in Lan Zhans Gesicht. Er saß auf dem Boden, seinen Kopf auf seinen Arm gestützt und döste vor sich her. Tiefe Augenringe lagen unter seinen Augen und er wirkte insgesamt älter. Vorsichtig hob ich meinen Arm, der sich verdammt schwer anfühlte, und strich im eine der langen schwarzen Strähnen aus dem Gesicht. Sein Kopf ruhte auf seinen Schulter, doch ich musste mich denoch davon überzeugen und schob den Stoff seines Hanfus ein wenig beiseite. Da war nichts, nichtmal eine Narbe.
Sofort schlug er seine Augen auf und war kurz darauf über mich gebeugt. "Wie fühlst du dich?" Unruhig beobachtete er mich, wie als könnte ich jeden Moment einfach wieder ohnmächtig werden. "Scheiße!?" Antwortete ich wahrheitsgemäß, doch es schien ihm auszureichen, um zu wissen, dass ich anwesend wahr. Sanft setzte er sich neben mich und wechselte den feuchten Stofflappen auf meiner Stirn, der anscheinend meine Temperatur regulieren sollte. Warum musste meine Körpertemperatur hier reguliert werden?
Behutsam legte er mir eine Hand in den Rücken als ich mich aufsetzten wollte. "Geh's ruhig an." Murmelte er mir zu, was ich mit einem Nicken abtat, was könnte denn jetzt noch schlimmes passiern? Sobald ich aufrecht saß überkam mich eine unglaubliche Übelkeit und bevor ich noch einen Warnruf ausstoßen konnte, übergab ich mich über Lan Zhan. Naja, ich spuckte er Wasser auf ihn, was nicht gerade angenehmer war.
Er ignorierte es gekonnt und wischte mir mit einem frischen Tuch übern Mund. "Du solltest es ruhig angehen." Doch der Blick, mit dem er mich betrachtete hatte nicht anschuldigendes, sondern eher etwas dankbares. "Was ist passiert?" Brachte ich mit brennendem Hals hervor. "Ich erzähls dir, wenn du und ich wieder sauber sind und du irgenwas in Magen bekommen hast."
Sanft zog er seine Hand von meinem Rücken weg und erhob sich. Während er sich im Nebenzimmer umzog, stützte ich mich auf meine Knie und versuchte zu realisieren was passiert war. Konnte es sein, dass das ganze nur ein Traum gewesen war und ich noch lebte. Das würde alles erklären, oder?
Kurz darauf war er wieder bei mir und half mir mein Untergewand zu wechseln. Schließlich schnappte er sich eines seiner Gewänder, das er mitgebracht hatte, und zog es mir über. Sein Duft umhüllte mich und ohne das ich es wollte kamen mir die Tränen hoch. Verwirrt musterte er mich, als ich nach seiner warmen Hand griff und sie mit meiner verschränkte. Warm - sie war warm und lebendig.
"Wei Ying?" Ich genoss den Klang seiner Stimme und was sie für ein warmes Gefühl in meiner Brust auslöste. Mein Blick verschwamm, während ich ihn anlächelte und ich die salzigen Tränen auf meinen Lippen schmeckte. Er bedachte mich mit diesem liebevollen Ausdruck, bei dem mir jedesmal leicht ums Herz wurde. Wortlos stützte er mich, während er mich aus dem Jingshi führte. Eine kühle Brise strich mir entgegen und wirbelte das am Boden liegende Laub auf.
Ein wohl vertrautes Kinderlachen schallte durchs Wolkennest und kurz darauf kam A-Ming auf mich zugerannt. Ein wunderschönes Leuchten stahl sich in ihre Augen, als sie die Arme ausbreitete und sich an mein Bein warf.
"Vorsicht Li-Ming." Lan Zhans Stimme war mahnend, denoch klang er anders. Ich hatte ihn nie erlebt, als er A-Yuan groß gezogen hatte, doch jetzt zeigte sich vor mir die väterliche Seite von ihm. Mit einem einfachen Griff hob er das kleine Mädchen hoch und unterstützte die Umarmung, sodass ich nicht unter ihrem Gewicht zusammenbrach.
Sie war in den vergangenen Wochen größer geworden und wahrscheinlich auch schwerer. Behutsam drückte ich sie an mich, bevor Lan Zhan sie wieder runterließ. Von unserm Standpunkt aus konnte man das ganze Wolkennest überblicken. Weiß gekleidete Personen wuselten geordnet umher. Ich atmete nocheinmal die frische Luft ein, bevor ich zusammen mit den beiden runterging.
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The Yang-Dragon-Seal
Fanfiction[beendet] Drei Jahre ist es her, dass Wei Ying und Lan Zhan getrennte Wege gingen. Die Jahre vergingen und Wei Ying täuscht sogar seinen Tod vor, um seinem Ruf als Yiling Patriarch zu entgehen. Die Zeit brachte Wei Wuxian einen neuen Clan in welchem...