Kapitel 33

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"Weil ich dachte, dass sie Tod ist."

Seine Antwort machte mich neugierig und traurig zu gleich. Ich hatte noch nie etwas davon gehört, dass es neben den Zwillingsjaden noch ein drittes Kind im Wolkennest gegeben haben sollte. Dazu noch ein Mädchen. Perplex setzte ich mich auf das eine Bett und versuchte die Information erstmal zu verarbeiten. Irgendwie kam es nicht in meinen Kopf rein, dass diese Frau seine Schwester sein sollte. Dazu hatte sie anscheinend, wenn ich sie jetzt nicht missverstanden hatte, auch Jin Gang umgebracht. Mein Blick wanderte zu Lan Zhan, der ein wenig verloren im Raum stand. Vorsichtig erhob ich mich und ging zu ihm.

"Woran denkst du?" Versuchte ich ihn aus seiner Starre zu holen. Er legte eine lange Pause ein, bevor er zum sprechen ansetzte. "Ich frag mich, warum sie verschwunden ist." "Sie ist verschwunden?" Brachte ich das Gespräch ins rollen. "Mmh...nach dem Tod unser Mutter war sie unauffindbar." Verzweifelt rang ich nach Worten, da ich einfach nicht wusste, wie ich darauf reagieren sollte. "Warum fragst du sie dann nicht?" "Denkst du, sie würde es mir sagen?" Langsam fragte ich mich wirklich, wo der Lan Zhan war, den ich kannte. Noch nie hatte ich erlebt, dass er so offen seine Unsicherheit zeigte. Sanft drehte ich ihn so, dass er mich ansah. "Du kannst es nur herausfinden, wenn du sie fragst." Nervosität spiegelte sich in seinem Blick wieder, bevor er stockend einatmete und wieder der vertraut kontrollierte Gesichtsausdruck mich anguckte. Ein lächeln stahl sich auf meine Lippen, als ich ihn behutsam in eine Umarmung zog. "Du schaffst das." Murmelte ich in seine Schulter. Ich war mir nicht sicher, ob er es gehört hatte, doch ich hoffte, dass es ihm helfen würde.

Endlich spürte ich, wie er meine Umarmung erwiederte. Der betörende Geruch von Kiefern und Lan Zhan stieg zu mir auf und ich atmete ihn genüßlich ein. Warm schlangen sich seine Arme um mich, während er mich näher ran zog. Ein breites Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus, dass in seiner Schulter vergraben war. Hier könnte ich die nächsten Stunden verbringen, obwohl ich eine liegenden Position bevorzugen würde, da meine Bein kurz vorm einschlafen waren.

Langsam löste sich Lan Zhan von mir und schenkte mir ein liebevolles lächeln, dass mein Herz schneller schlagen ließ. Ohne sich nocheinmal umzudrehen verließ er den Raum, während  ich mich auf das Bett fallen ließ. Ich hoffte, dass er die Sache mit seiner Schwester geklärt bekam. Grübelnd begab ich mich in eine meditative Haltung und begann mich mit den Siegeln zu verbinden, um die Verbindung zu testen und zu gucken, ob ich in der Lage wäre mich etwas mehr zu trennen. Ich war nämlich zu dem Schluss gekommen, dass ich es vielleicht schaffen würde die Verbindung zu lösen, wenn ich sie über einen großen Zeitraum hinweg nach und nach zertrennte. Ob es klappen würde, war noch unklar, aber ein Versuch war es ja wert.

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Lan Yahui PoV.

Schweigend standen wir neben einander und starrten auf den See. Ein Chaos aus Gefühlen tobte in mir, doch es wäre sicherlich unangebracht gewesen meinen mittlerweile Erwachsenen Bruder an mich zu drücken, um sicher zu gehen, dass er wirklich da war. Aufgewühlt zupfte ich an meiner Kleidung, nach einem Thema suchend, dass die unangenehme Stille durchbrechen würde.

"Warum bist du verschwunden?" Erschrocken, weil die Frage so plötzlich kam, zuckte ich zusammen. Erst nach kurzem Überlegen, verstand ich, dass er auf den Todestag unser Mutter anspielte. Ich spürte, wie sich mein Herzschlag bei der Erinnerung unnatürlich verschnellerte und meine Hände anfingen zu schwitzen. Es fühlte sich an, wie als würde sich ein Kloß in meinem Hals bilden und mir den Atem abschneiden. Nach Luft schnappend wand ich mich ab und versuchte mich zu beruhigen. "Bist du krank?" Die Stimme von Lan Zhan holte mich zurück in die Realität, auch wenn das beklemmende Gefühl nicht wirklich nachlassen wollte. "Mir gehts gut. Lass uns reingehen, dann erzähl ich dir von dem Tag."


The Yang-Dragon-SealWo Geschichten leben. Entdecke jetzt