Kapitel 50

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PoV. Wei Ying

Nach nur wenigen Minuten war ein komplettes Chaos ausgebrochen und ich hatte Lan Zhan aus den Augen verloren. Gerade kämpfte ich Seite an Seite mit den zwei Drillingen, die normalerweise immer bei Lan Yahui waren. Ihre Bewegungen waren komplett aneinander angepasst, doch obwohl ich mich auf meine eigenen Gegner konzentrierte fiel mir die Lücke in ihrer Verteidigung auf, die wahrscheinlich daher stammte, weil normalerweise noch eine dritte Person an ihrer Seite war.

Während ich eine Marionette nach der anderen Feng Qui zu spüren gab fiel mir auf, das die meisten bläulich-grauen Gesichter mir bekannt vorkamen. Manche von ihnen waren sogar Wens (Marionetten, die ich vor über 16 Jahren kontrolliert hatte), während andere neuere Gesichter waren. Teilweise welche aus dem JilinWu-Clan, aber vor allem Kultivisten, die in irgendeiner Verbindung mit ihnen gestanden hatten und durch den Jin-Clan umgebracht wurden.

Wie es aussah hatte Wu Baihu seine eigenen Armee erschaffen, indem er andere die Drecksarbeit hatte machen lassen. Wut machte sich in mir breit. Wut, an der die Siegel sich nähren wollten. Es reichte nicht mehr viel, bevor die Macht der Siegel meine Mauern einreißen würde und Überhand annehmen würde.

Mit einer fließenden Bewegung trennte ich einer Marionette den Kopf ab und stieß ihrem Nachbarn die Klinge ins Herz. Meine Ärmel waren von den Händen der Marionetten aufgerissen und lange Kratzer zogen sich unter ihnen lang. Ich rutschte fast auf dem von Blut durchtränktem Boden aus, als ich einer weiteren auswich. Aus dem Augenwinkel nahm ich eine vertraute Gestalt wahr, die über den Körpern von zwei anderen in weiß gekleideten Personen stand.

Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als ich Lan Zhan sah und wie er eine Marionette nach der anderen mit Bichen niedermähte. Ich achtete gar nciht darauf, wenn er da verteidigte, meine Aufmerksamkeit lag viel zu sehr auf dem Fakt, dass er langsam in Bedrängnis kam und schon lange nicht mehr die vollkommene Freiheit hatte um Bichen schwingen zu können.

Seine Worte hallten in mir wider, als ich sah wie die Marionetten ihn anfingen zu überrennen. Wenn wir wieder Zuhause sind. Es würde kein wir oder Zuhause geben, wenn er da nicht rauskam. Die Härchen in meinem Nacken stellten sich auf, während mein Gehirn von selbst die Schlüsse zog. Ein Durcheinander aus Gefühlen brach aus mir hervor, allen voran die Angst ihn zu verlieren und die Wut auf alles was ihn verletzten wollte.

Jede von mir so sorgfältig errichteten Mauern, die ich um meinen Geist gezogen hatte um mich vor den Siegeln zu schützen stürtzte in diesem Moment ein. Um mich herum klärte sich alles, als die Siegel meinen Verstand einnahmen. Die Bewegungen der Marionetten und Kultivisten schien langsamer zu sein als zuvor. Die Schreie und Rufe kamen gar nicht mehr bei mir an, stattdessen umgab mich eine tödliche Ruhe, die jeden zu verschlucken drohte, der sich in meinen Weg zu Lan Zhan stellen sollte.

Schneller als je zuvor schwang ich Feng Qui, der sich aufeinmal leichter in meiner Hand anfühlte und ein Eigenleben zu haben schien. Er raste wie von selbst auf die Marionetten nieder und nahm ihnen ihr nicht so ganz lebendiges Leben. Mit jedem Schritt kam ich ihm näher und zugleich füllte die Wärme des Siegels einen weiteren Teil meines Körpers aus. Es fühlte sich an, wie als würde gleißendes Licht durch meine Adern anstatt von Blut schießen und alles andere Verdrängen. Ein Drachen wütete in mir und wollte seine ganze Kraft entfalten. Und in dem Moment, wo eine der Marionetten Lan Zhan von hinten ansprangen und ihm die Zähne in den Nacken schlagen wollte entkam dieser Drache meiner Kontrolle.

Eine Druckwelle ging von mir aus und dann ging alles ganz schnell. Die Marionetten sackten in sich zusammen und selbst die Kultivisten wurden umgeschmissen. Nichts war vor dieser unglaublichen, von mir entfesselten Macht sicher, nur Lan Zhan stand dazwischen und sah mich aus großen Augen an.

Ich wusste nicht, was sie wiederspiegelten. War er enttäuscht? Angewidert? Hatte ich etwas falsch gemacht? Ich wollte den Drachen wieder einfangen und in dem Siegel einsperren, doch jetzt wo er draußen war war ich nicht in der Lage ihn in seine Schranken zu weisen.

Um uns herum sprang der Drache aus reinem Licht, nicht aufzuhalten und angefeuert von meinen Gefühlen. Mein Blick ging zu dem Höhleneingang über dem Wu Baihu stand. Gierig starrte er auf die entfesselte Macht, nicht wissend, dass sie gerade an mich gefesselt war und niemand in der Lage sein würde diese Macht wieder einzufangen.

Doch dann fiel mein Blick auf das halbe Siegel, das er in der Hand hielt. Mit der Hilfe des anderen Siegels würde man sein Gegenstück beruhigt bekommen. Mein Körper fühlte sich schwer an, wie als würde das Siegel mich langsam von innen ausbrennen lassen, als ich nach meiner Hälfte griff. Kein Laut verließ meine Kehle, als ich versuchte Wu Baihu auf mich aufmerksam zu machen. Mit dem Verlust meiner Stimme trat der Schwindel ein. Plötzlich war da eine Hand an meinem Arm, die mich festhielt.

Lan Zhans braune Augen, die im Licht wie Bernsteine aussahen musterten mich. Ich musste nichts sagen, er verstand auch so. Mit bebenden Händen nahm er die Hälfte des Yin-Tiger-Seals entgegen. Er sah mich nocheinmal an, bevor er den kleinen See umrundete in dem leblose Körper schwammen und sich auf den Höhleneingang zu bewegte. Um ihn herum erhoben sich langsam die Kultivisten, doch wirklich viel bekam ich nicht mehr mit. Die Welt kippte vor meinen Augen, als ich in mich zusammensackte und die Augen nicht mehr geöffnet bekam. Heißes Licht umgab mich und verblendete alles um mich herum. Allein die Hoffnung, dass Lan Zhan mich verstanden hatte und einen Weg finden würde den Drachen wieder einzufangen ließ mich gegen die aufsteigende Hitze ankämpfen.


Das wars für heute^^

Mir ist einfach heute aufgefallen, dass bei mir nächste Woche wieder Schule beginnt und ich jetzt einfach in die Abiturvorbereitende Phase komme...help

The Yang-Dragon-SealWo Geschichten leben. Entdecke jetzt