Was ist schon normal?
Niemand will behindert oder krank sein, aber jeder hat so seine Sachen, die ihn behindern, vom "Normalzustand" unterscheiden. Jeder hat seine "special needs". Aber irgendwo ist da dieser Punkt zwischen gesund und behindert. Oder? Wo ist er?
Wenn jemand normal wirkt, sagt man "der ist unsportlich, buh". Wenn jemand im Rollstuhl sitzt, schweigt man. Aber ist es ein gesundes Schweigen oder ein krankes Schweigen?
Alles schreit nach Inklusion, doch diskriminiert man so viel wie nie zuvor. Eine Diagnose zählt. Wenn du ohne Diagnose schwach bist, bekommst du nix.
Alle haben irgendwie das Bedürfnis, normal zu sein - oder möglichst besonders.
Aber niemand will als krank oder behindert abgestempelt werden.
Das fällt mir auch immer wieder in der LGBT-Community auf und ich denke viel drüber nach. Man fühlt sich verletzt, wenn man als krank bezeichnet wird. Oder aber auch nicht. Manche sagen "ich bin krank, aber nicht wegen LGBT, sondern wegen anderem." Alles schreit danach, Dinge zu normalisieren. Aber was bedeutet überhaupt normalisieren? Bei manchen Dingen handelt es sich um Minderheiten. Sind Minderheiten automatisch unnormal?
Wie definiert sich normal, wie krank, wie behindert?Das ist ein Thema, über das ich in letzter Zeit öfters nachdenke. Darf man heutzutage noch krank sein? Warum ist "krank" so negativ belegt? Denkt man zu sehr an Krankheiten wie die Grippe? Das erinnert mich an diesen Spruch: "Homosexualität ist eine Krankheit!" - "Ja hallo, kann heute nicht zur Schule kommen, bin gay." Dabei gibt es ja so viele chronische Krankheiten, bei denen man trotzdem (zumindest phasenweise) zur Schule geht!
Ähnliches Problem mit der Definition "etwas, was Leid bereitet": Es gibt viele Dinge, die normal sind, aber dennoch Leid bereiten können - mir fallen da als erstes immer die berühmt berüchtigten Weisheitszähne ein oder auch die Periode.
Oder ist es wie bei anderen Wörtern, dass damit einfach zu viel beleidigt wurde?
Oder dass es immer in Zusammenhang mit "falsch" gebracht wird? Immerhin bedeutet "krank", dass etwas nicht so ist, wie es sein sollte, wie es ursprünglich gedacht ist. Im Falle von Homosexualität würde das bedeuten, dass man eingesteht, dass es falsch ist, nicht das Urkonzept. Aber das Urkonzept war nach der Bibel auch nicht Fleisch essen und wenn es keine kranken Zähne gäbe, müsste es auch keine Weisheitszähne geben und... (übrigens etwas, was ich ein ziemlich interessantes Paradoxon finde, nämlich dass etwas Gutes durch moderne Medizin zum Problem wird). Aber manche neuen Konzepte werden spätestens im neuen Testament für ok erklärt und andere nicht. Warum? (Und damit sind wir quasi mitten in einer spannenden theologischen Diskussion und ich könnte jetzt glatt total vom Thema abdriften... Aber das verschiebe ich mal auf einen neuen Teil xD)Jeder ist irgendwie schwach. Aber manchmal wird mehr Schwäche mehr akzeptiert als weniger Schwäche.
Früher dachte ich, ich wäre faul.
Früher dachte ich, es wäre ungerecht, wenn ich weniger machen muss, dabei kämpfe ich bei der gleichen Sache einfach viel mehr. Gib einem Pferd und einer Robbe die gleiche Strecke an Land zum Zurücklegen und es ist offensichtlich ungerecht, aber Robbe und Pinguin? Pinguine sind sehr gute Läufer, aber es fällt nicht mehr auf. Und im Wasser würde sich das Blatt nicht so stark wenden wie es bei Pferd und Robbe der Fall wäre (obwohl Pferde auch nicht schlecht schwimmen).
Es gibt da auch so eine nice Zeichnung mit einem Baum, auf den verschiedene Tiere klettern müssen, mit der Überschrift: "Damit es gerecht ist, bekommen alle die gleiche Aufgabe".
Ich habe immernoch ein schlechtes Gewissen, wenn ich weniger mache als andere. Und ich will immer machen, zumal es ja auch viele Dinge gibt, die mir Spaß machen. Aber manchmal sitze ich dann da und brauche Pause. Ich muss selbst lernen, die mir zu gönnen, auch wenn andere um mich herum mich dann als faul ansehen.Spätestens jetzt bin ich weit weg von der ursprünglichen Idee dieses Kapitels, aber das kommt dann später mal :D
Jetzt erstmal alles Gute zum Autismus pride day und zum Trigender Pride day! 🥳
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How I accidentally became an Ally
CasualeEinmal nicht aufgepasst und - zack - schon ist es passiert: Man hat sich ein kleines bisschen zu viel mit LGBT beschäftigt und plötzlich stellt man fest, dass man ein Ally geworden ist. Und dann nur noch ein weiterer "kleiner" Schritt, bis man fests...