Probleme beim Kampf gegen Rassismus, Transphobie und Co
Heute will ich mal ein paar Beobachtungen aufschreiben, die ich so in letzter Zeit gemacht habe im Bezug auf den Kampf gegen Rassismus, Transphobie, Homophobie, Ableismus...
Etwas, was ich beobachte, ist dieses Gefühl: "Man kann eigentlich gar nichts mehr richtig machen, weil alles was man tut irgendwie falsch ist."
Das hab ich schon öfter so oder so ähnlich von anderen gehört und beobachte es auch teilweise bei mir selbst, wenn ich zum Beispiel einen Post auf insta finde, der schon wieder allem widerspricht und ich rausfinden muss, was man jetzt eher sagen/nicht sagen sollte/will.
Da ist diese allgemeine Verunsicherung, weil man auf superviele Sachen einfach nicht kommt, wenn man sich nicht monatelang intensiv mit dem Thema beschäftigt hat (und selbst dann übersieht man Dinge oder denkt mal nicht an etwas oder muss lange überlegen, um eine Formulierung zu finden, die passt). Und dann weiß man nicht: ist das jetzt wirklich gut oder sehe ich das Problem nur nicht, weil es sehr versteckt ist?
Wie macht man also den Weg frei für Allys, die nicht diese Kapazitäten haben, sich über eine lange Zeit hinweg da rein zu fuchsen? Wie ist es mit der Bevölkerung, die sich nicht so arg für das Thema interessiert, aber eigentlich gar nicht bewusst queerfeindlich, rassistisch, ableistisch etc sein will? Wie verhindert man, dass am Ende alle nur noch genervt sind und sich dann auch gar nicht mehr bemühen?
- Wichtige Fragen, auf die ich leider auch keine wirkliche Antwort weiß. Ich werde mir trotzdem im Folgenden ein paar Gedanken dazu machen.
Letztens bin ich auf einen Post bei Insta gestoßen, der besagt hat, dass der Begriff "BiPOC" jetzt auch schon wieder nicht mehr verwendet werden soll. Nun ist ja nicht gleich jeder Post die neue Regel für alles, zumal sich viele Posts ja gegenseitig widersprechen. Aber einfach ignorieren bis genügend mit derselben Message kommen, ist ja auch keine Lösung, oder? Jedenfalls vor allem dann, wenn die Person tatsächlich zu der entsprechenden Gruppe gehört. Das macht ja auch nochmal einen Unterschied, der überall und immer wieder betont wird. Personen, die nicht zu der entsprechenden Gruppe gehören, aber meinen, trotzdem Dinge bestimmen zu können, können auch tatsächlich zum Problem werden, wobei man da meiner Meinung nach schon auch nochmal Abgrenzungen vornehmen muss. Aber tatsächlich ist es oft umso problematischer, je studierter oder professioneller sie sind, weil manche dann nicht mal mehr einsehen, dass sie nicht alles wissen... (Trifft wie bei so vielem natürlich nicht für alle zu, aber hab neulich erst wieder so einen Kommentar gesehen, der mit den Worten "I studied psychologie for eight years - so don't come at me" endete. Wohlgemerkt hatte die Person in dem Kommentar seine Meinung nicht nur recht emotional ausgedrückt, sondern es war auch eine, wo die Mehrzahl der Betroffenen widersprechen würde.)
Aber wie umgehen damit?
Ein großes Problem ist denke ich, dass selbst jemand, der sich schon seit längerem mit einem Thema beschäftigt, immer wieder über Sachen stolpert, sich falsch ausdrückt oder vielleicht sogar weiß, was er nicht sagen will, aber keine oder nur sehr umständliche Alternativen findet. Und wenn selbst jemand wie ich, der sich in seiner Freizeit stundenlang mit dem Thema LGBT und Ableismus beschäftigt, manchmal keine Worte findet um auszudrücken, was man ausdrücken will - wie soll das dann allen anderen gehen? Manches könnte man vielleicht auch komplett umformulieren. Aber es kostet immer viel Konzentration und irgendwo auch Sprachtalent... Und das kann wieder gegen Barrierefreiheit im sprachlichen Bereich gehen.
Ich denke, dass ein wichtiger Punkt ist, Unsicherheiten abzubauen. Widersprüche. (Was quasi unmöglich ist angesichts der Tatsache, dass keine Community wirklich homogen ist.) Und überlegen, was tatsächlich wie etwas mit welchen Menschen macht. Also: Reproduziert man eigentlich gerade Negatives, indem man es in den Fokus rückt oder muss das aufgezeigt werden, damit es abgebaut werden kann? Sind diese Dinge überhaupt noch in den Köpfen so drin und müssen reflektiert werden, weil sie Schaden anrichten, obwohl sie den meisten gar nicht bewusst sind? Oder richten wir eher Schaden damit an, dass wir sie hervorkramen? Richten wir kurzfristig Schäden an, aber langfristig kann es besser werden - aber nur, wenn die nächste Generation da weiter macht?
Und wie ist das mit Mauern? Sie können unüberwindbare Hindernisse darstellen, aber sie schützen auch und sind wichtig. Sie markieren Eigentum, das nicht (mehr) gestohlen werden soll, aber sie trennen auch. Sie legen fest: das hier ist mein sicheres Territorium/meine Frisur/mein Kulturgut, und das darfst du nicht ausbeuten! Hier ist mein Safe Space, und den benötige ich! Das Land gehört rechtmäßig mir, aber du hast es eingenommen und mir damit Leid angetan!
Die Reaktionen darauf sind unterschiedlich: die, die das Land vorher genutzt haben, wollen es nicht verlieren und sind sauer oder traurig. Manche verstehen die Mauer nicht, sind verunsichert und/oder trotzig und halten sich extra weit davon fern. Mit allen Konsequenzen. Manche missachten die Grenze auch einfach und fangen einen Krieg an. Krieg war schon immer größtes Hobby der Menschheit. Krieg passiert so oder so, mit oder ohne Grenzen, aber es zeigt sich unterschiedlich.
Manche motzen auch einfach nur rum: "Also allmählich wird es albern, man darf ja heutzutage gar nichts mehr sagen!"
Aber bekanntlich: Dürfen darfst du tun, aber is die Frage, was das mit dir und den anderen macht...

DU LIEST GERADE
How I accidentally became an Ally
RandomEinmal nicht aufgepasst und - zack - schon ist es passiert: Man hat sich ein kleines bisschen zu viel mit LGBT beschäftigt und plötzlich stellt man fest, dass man ein Ally geworden ist. Und dann nur noch ein weiterer "kleiner" Schritt, bis man fests...