25 - Muttertag

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Noch schnell 12 Minuten vor Ende des Muttertags...

Als ich noch klein war, mochte ich Muttertag richtig gerne. Da konnte man was basteln und dann eine kleine Bescherung machen, bei der die Mama das Gebastelte und bei uns traditionell eine Packung Cashewkerne bekam (fragt mich nicht, wie diese Tradition entstanden ist, die kam irgendwie so, immer zu Nikolaus und zum Muttertag).

Heute, nachdem ich mich zum Thema Equal care/ gendercaregap und ähnlichem gebildet habe, blicke ich auf den Muttertag mit gemischten Gefühlen. Ich mag immernoch die feierliche Stimmung, aber bei so einigen Dingen die ich sehe, ploppt bei mir der Gedanke auf: "Ach, das hätte jetzt auch in der Insta-Story von einem von den Accounts, die sich mit Klischees etc beschäftigen, sein können." Darauf folgt dann ein tiefer Seufzer.
Eine Sache, die ich in diesem Zuge problematisch finde ist, dass man eigentlich unbezahlte Carearbeit belohnen will - was ja ansich keine schlechte Idee ist - aber genau damit Dinge wieder verschlimmert. Druck aufbaut durch Geschenke, die Arbeit machen oder für die Arbeit gedacht sind (z.B. Bügeleisen o.ä.), oder auch sexistische Klischees rausholt z.B. Beauty-Produkte, weil "die Frau ja nicht durch die Hausarbeit unattraktiv werden soll" oder einfach durch Sprüche. Das Ding ist, in den meisten Fällen ist es ja gar nicht so gemeint oder die meisten kommen auch gar nicht auf die Idee, dass man es so verstehen könnte. Sprüche sind lustig und können auch als Bewunderung verstanden werden, bessere Haushaltsprodukte sollen die Arbeit erleichtern, und Frauen können auch schön sein wollen und sich deshalb Beauty-Produkte wünschen, ohne dass Sexismus dahintersteckt. Aber in der Kombination und Masse kann es eben auch so eine Art surface pressure erzeugen, ums mal mit Disney (Encanto) zu sagen. Das gefährlichste ist ja manchmal das Unbewusste, was sich so unter der Oberfläche versteckt.

Vorhin saß ich an einer Story für meinen (privaten) insta-Account, in der ich eine Liste von einem geteilten Post fortsetzen wollte zum Thema "Liebe geht raus an Mütter, die..."
Und dabei bin ich dann über das Thema "Väter" gestolpert.
Wir haben nie Vatertag gefeiert.
An Himmelfahrt ist Himmelfahrt und da feiert man das, so war es auch in den Familien meiner Eltern und so ist das. Vatertag gibt's nicht.
Wirkt sich das in christlichen Familien, die das auch so handhaben, zusätzlich zur generell manchmal traditionelleren Sozialisierung aus? - die Frage kam mir in den Sinn. Und was ist überhaupt besser, getrennt oder ein Elterntag zusammen? Immerhin werden am Vatertag auch wieder bierlastige Klischees reproduziert, nichtbinäre Eltern bräuchten dann eigentlich auch noch einen extra Tag und bei einer Zusammenlegung könnte man eventuell Klischees vermindern.
Auf der anderen Seite würde dann vielleicht wieder der Vorwurf kommen, Männer nehmen den Muttertag ein, und vielleicht würden sie den plötzlich dominieren und uff, ich befürchte, dass es nicht so einfach ist, Klischees dann tatsächlich zu minimieren. Dafür hängen die Menschen einfach zu sehr daran... Ein gemeinsamer Tag würde Unternehmen definitiv nicht von Gendermarketing abhalten.
Darf man auch Papas zum Muttertag gratulieren bzw alles Liebe wünschen? Vor allem, wenn man eben keinen Vatertag feiert und somit anderenfalls nur den Müttern gratulieren würde und damit ja in dem Sinne die Strukturen stärken würde, dass nur Mütter unbezahlte Carearbeit leisten und dann einmal im Jahr ein paar Blumen und ein neues Bügeleisen dafür bekommen, während die Väter das nicht brauchen, weil sie Lohnarbeiten gehen?

Wie steht ihr zu dem Thema?

How I accidentally became an AllyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt