Den Rest des Sonntags hatte Stella mit Hausarbeiten verbracht. Nachdem alles Wesentliche abgeschlossen war, hatte sie sich noch weitere Aufgaben gesucht und unter anderem alle Fenster geputzt, ihren Kleiderschrank aufgeräumt und ihre Unterlagen im Arbeitszimmer sortiert. Sie wollte am Abend möglichst müde sein, um wieder einen traumlosen Schlaf zu bekommen.
In den frühen Morgenstunden holte sie der Traum von dem Fremden in New York schließlich doch wieder ein. Sie konnte sich selbst zum Aufwachen bringen, noch bevor der Traum richtig unheimlich wurde, und lag eine Weile wach da.
Der Wecker war auf eine frühe Uhrzeit gestellt, doch da sie nicht mehr einschlafen konnte, beschloss sie, schon vorher aufzustehen.
Nachdem Stella sich gewaschen und angezogen hatte, ging sie zunächst ins Wohnzimmer und war wenig überrascht, dass sie Steve wieder auf der Terrasse entdeckte. Er war dieses Mal nicht im Schlafanzug, also muss er zumindest kurz in seinem Bett geschlafen haben, um dann sehr früh aufzustehen.
Steve stand an der Brüstung und schaute in Richtung Meer. Er war sichtlich angespannt, sein Atem war schnell und seine Hände waren zu Fäusten geballt. Stella ging zu ihm heraus, stellte sich neben ihn, legte vorsichtig eine Hand auf seinen Arm und versuchte Blickkontakt herzustellen. Er versuchte jetzt bewusst, seine Hände wieder zu öffnen, da er nicht wollte, dass sie ihn so sieht. Doch als er für einen Moment die Augen schloss, ballten sich seine Hände gleich wieder.
„Sieh mich an!", forderte sie ihn sanft auf.
Als er sich zu ihr umdrehte, sah sie in seinen Augen eine Spur Zorn und einen Anflug an Verzweiflung.
Sie legte jetzt beide Hände auf seine Oberarme.
„Versuch ganz tief in den Bauch zu atmen", sagte sie mit ganz ruhiger Stimme und machte eine scheinbar übertriebene Atembewegung vor.
Er versuchte es einmal nachzumachen.
„Sehr gut! Durch die Nase tief einatmen und durch den Mund ganz langsam wieder aus."
Sie machte es noch ein paar Mal vor. Er machte es nach und glich dadurch seine Atemfrequenz ihrer an. Seine Anspannung löste sich langsam und seine Hände öffneten sich automatisch. Als sie den Eindruck hatte, dass er jetzt ruhiger war, nahm Stella ihre Hände herunter und blickte ihn weiterhin ruhig an. Er wandte seinen Blick ab und dachte nach.
Was mache ich hier nur? Ich kann doch nicht jede Nacht auf dieser Terrasse verbringen. Ich kann doch nicht ewig hierbleiben, damit sie mir gut zureden kann. Und jetzt steht sie gerade da und wartet darauf, dass ich irgendetwas sage.
„Warum bist du eigentlich wieder so früh auf? Ist alles gut bei dir?", fragte er schließlich und hoffte, von sich ablenken zu können.
„Ich bin heute ein bisschen früher auf, weil ich nachher noch mit Mr. Tanaka verabredet bin. Wenn du magst kannst du mitkommen und es auch ausprobieren?"
„Tai Chi?"
„Ja. Einen Versuch ist es wert. Wenn es dir nicht gefällt, muss du es kein zweites Mal machen."
Er sah ihr einen Moment lang in die Augen. Sie hatte diesen aufmunternden Blick, den sie in den letzten Tagen immer dann hatte, wenn sie fest entschlossen war, ihm zu helfen.
„Dann kann ich ja fast nicht >>Nein<< sagen", antwortete er und zwang sich zu einem kleinen Lächeln.
Stella sah nach einer Weile auf die Uhr und forderte Steve auf mit zu kommen. Sie gingen in den Hausflur und klingelten im Erdgeschoss an Mr. Tanakas Wohnung.
Als er ihnen die Tür öffnete, begrüßte er sie freundlich. Stella stellte ihm Steve vor.
Um in den Garten zu kommen, mussten sie durch Mr. Tanakas Wohnung laufen. Der Einrichtungsstil war von klaren Linien und ruhigen Farben geprägt. Hier und da stand eine Orchidee oder eine kleine Skulptur. An einer der Wände hingen mehrere Schwerter übereinander.
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Die Wege der Zeit (Avengers FF)
FanfictionStella ist eine Ärztin in der Air Force und lebt mit ihrer Familie in Cape Canaveral. Eines Tages taucht ein Patient mit einer ungewöhnlichen Geschichte bei ihr auf. Er entpuppt sich als Steve Rogers, welcher bald ein guter Freund der Familie, insbe...