Im Sommer 1989 stand Stella an einer Pferderennbahn und blickte missmutig über den Platz. Sie spürte bereits, dass die Sonnencreme, die sie auf ihre nackten Arme aufgetragen hatte, heute keinen ausreichenden Schutz vor der brennenden Sonne bot.
Der Rest ihres Körpers wurde durch ein pfirsichfarbenes, luftig geschnittenes Kleid bedeckt, zu dem sie einen Hut mit einer großen Krempe und ein Paar Ballerinas trug. Damit hatte ihre Mutter sie ausreichend elegant für den Anlass eingekleidet.
Ihr Vater und Mr. Stark waren zu diesem Rennen eingeladen worden. Der Veranstalter wollte diesen Rahmen nutzen, um über anstehende Geschäfte zu verhandeln. Neben ihnen waren zahlreiche andere betuchte Gäste eingeladen. Die Veranstaltung sollte am Abend mit einem Cocktail-Empfang im Clubhaus ausklingen.
„Warum bist du so mies gelaunt?", fragte Tony, ohne sich vorher mit einer Begrüßung abzumühen. Er trug ein leichtes Sakko zu einer Jeans und einem schlichten T-Shirt.
„Ich bin bei einem Pferderennen", antwortete Stella.
„Ja. Und? Weißt du nicht, auf welches du wetten sollst?"
Sie nahm ihre große Sonnenbrille ab und schaute ihren Kumpel finster an.
„Ich bin erst 16! Und außerdem: Wie würde es dir gefallen, wenn sich einer auf dich setzt und dich antreibt, als ginge es um dein Leben?"
„Ah, daher weht der Wind! Du machst dir zu viele Gedanken. Versuche das Beste daraus zu machen. Da hinten gibt es einen Stand mit handgemachter Eiscreme. Hast du den schon gesehen?"
„Nein, ich will den jetzt auch nicht sehen", zickte sie.
Er hob abwehrend die Hände. „Musst du ja auch nicht. Dann machen wir eben was anderes."
„Ich weiß nicht, warum Dad mich hierher mitgenommen hat. Das ist die reinste Quälerei!"
„Ja, das sieht man. Du läufst ja schon rot an."
„Ich meine nicht mich. Ich meine die Tiere. Sie schinden sie und quetschen das letzte bisschen Leistung aus ihnen heraus, bis ihre Körper völlig kaputt sind. Da! Siehst du die Startnummer 7?"
„Ja?"
„Das Pferd heißt Lucky Clover. Ich war vorhin mal in den Ställen und habe mich umgesehen. Es hat entzündete Kniegelenke. Aber statt dass es mal richtig versorgt wird, wird es mit Schmerzmitteln vollgepumpt, nur damit es noch ein weiteres Rennen laufen kann."
„Ich verstehe, was du meinst. Aber was willst du schon dagegen machen?", versuchte er sie zu besänftigen.
Sie wurde ein wenig ruhiger. „Hier in der Nähe gibt es die Sunset-Ranch. Sie nehmen ehemalige Rennpferde auf und kümmern sich gut um sie."
„Also ein Altenheim für Pferde?"
„Ja, sozusagen. Man müsste Lucky Clovers Besitzer dazu überreden, ihn dorthin zu bringen. Dann wäre die Situation schon ein bisschen besser."
„Dass der alte Mr. Pearson das macht, passiert wohl erst wenn Schweine fliegen können."
Sie blickte traurig auf den Boden. „Ja, leider."
Er fasste sie vorsichtig an den Schultern und schaute ihr direkt ins Gesicht. „Dann lass uns erstmal das Beste aus dem Tag machen."
Sie nickte schmollend. Tony wollte gerade Luft holen und zu einem Vorschlag ansetzen, als eine ältere Dame begeistert Stellas Namen rief, auf sie zu stolzierte und in ein langatmiges Gespräch verwickelte. Stella blieb geduldig und hörte höflich zu, während Tony sich davon schlich und irgendwo anders amüsierte.

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Die Wege der Zeit (Avengers FF)
FanfictionStella ist eine Ärztin in der Air Force und lebt mit ihrer Familie in Cape Canaveral. Eines Tages taucht ein Patient mit einer ungewöhnlichen Geschichte bei ihr auf. Er entpuppt sich als Steve Rogers, welcher bald ein guter Freund der Familie, insbe...