Im Krankenhaus führte Sam Stella in das Zimmer einer seiner Schützlinge. Er ist bereits vor ein paar Tagen hier eingeliefert worden. Nachdem Sam die beiden einander vorgestellt hatte, unterhielt Stella sich eine Weile allein mit dem Patienten und beobachtete aufmerksam sein Verhalten, um sich wie versprochen ein Bild von ihm zu machen.
Als sie aus dem Zimmer wieder herauskam, wartete Sam auf sie.
„Und, was denkst du?", fragte er, ohne ihr einen Hinweis zu seiner Meinung zu geben.
Sie seufzte niedergeschlagen: „Er hat diese Psychosen noch nicht lange oder? Zumindest noch nicht in der Schwere?"
Sam schüttelte den Kopf. „Nein. Er hat mir erzählt, dass er nachts nicht schlafen kann, und auch tagsüber immer wieder Flashbacks erlebt. Vor ein paar Monaten ist er dann irgendwie auf den Trichter gekommen zu versuchen, das Ganze mit Drogen zu bekämpfen."
„Er befindet sich jetzt in einer Abwärtsspirale, aus der er nicht ohne weiteres hinaus kommt. Das übersteigt meine Möglichkeiten. Du weißt, dass das nicht mein Fachgebiet ist. Und, ohne dir zu nahe treten zu wollen, vermute ich, dass auch du ihm nicht ausreichend helfen kannst. Er müsste sich für eine Weile in stationäre Behandlung begeben. Damit man ihn rund um die Uhr betreuen kann."
„Das habe ich ihm schon vorgeschlagen, aber er war von der Idee nicht so sehr begeistert. Auch nachdem er jetzt mit der Überdosis hier eingeliefert wurde. Und keiner kann ihn zwingen."
„Ich habe versucht, ihn davon zu überzeugen, und ich denke, er kann den Gedanken daran jetzt langsam annehmen."
Sam lächelte etwas erleichtert. „Genau das war meine Hoffnung: Dass er eher darauf hört, wenn eine nette Außenstehende ihm das näher bringt."
„Er kann von der Air Force finanzielle Hilfe dafür bekommen. Es gibt hier in der Nähe eine gute Klinik, die sogar offiziell unterstützt wird", merkte sie an.
„Ja, die kenne ich. Den Antrag sollte ich dann am besten bald mit ihm zusammen machen. Bevor diese Reform in Kraft tritt und alles komplizierter wird."
Sie nickte zustimmend.
„Danke für deine Zeit. Soll ich dich noch ins Hotel bringen?"
„Nein, ich werde mir ein Taxi nehmen. Das ist kein Problem", sagte sie freundlich.
„Es stört dich dann nicht, wenn ich noch ein bisschen bei ihm bleibe?"
„Nein, es ist gut, wenn du dich um deinen Freund kümmerst."
„Also gut." Sam fiel jetzt etwas ein und er kramte zwei Stücke Papier aus seiner Hosentasche hervor. „Ich hätte fast vergessen, dir den Flyer zu geben, den du haben wolltest. Und hier hast du auch meine Nummer. Ruf mich gerne an, wenn du mal reden willst."
Sie nahm beide Zettel entgegen. Erst hatte sie überlegt, ob sie den Flyer auch gleich an Steve weiter geben könnte. Doch sie glaubte, dass er sich nicht so einfach zu dieser Selbsthilfegruppe schicken lassen würde, auch wenn er bald in diese Stadt zog. Sie wollte den Flyer aufbewahren, für den Fall, dass sich trotzdem eine passende Gelegenheit ergibt.
„Danke."
„Wann geht dein Flug zurück?"
„Der geht erst morgen." Sie überlegte kurz, bevor ihr die nächste Frage einfiel: „Ich habe mir überlegt, früh am Morgen laufen zu gehen. Das Wetter soll morgen nicht ganz so warm werden. Kennst du eine gute Strecke?"
Sam kratzte sich am Kinn. „Ich bin da ehrlich gesagt nicht sehr kreativ. Meistens laufe ich einfach eine Runde um die National Mall. Es ist aber schön dort, morgens bevor die Touristen kommen. Da ist das Grün, das Wasser – alles scheint dort friedlich zu sein." Er lachte: „Und man kann sich nicht verlaufen."
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Die Wege der Zeit (Avengers FF)
Fiksi PenggemarStella ist eine Ärztin in der Air Force und lebt mit ihrer Familie in Cape Canaveral. Eines Tages taucht ein Patient mit einer ungewöhnlichen Geschichte bei ihr auf. Er entpuppt sich als Steve Rogers, welcher bald ein guter Freund der Familie, insbe...