Ardy klingt doof.

33# Laut gedacht?

"Du lügst!" Vollig außer Kontrolle, rannte ich durch das Wohnzimmer.

Das kann doch garnicht sein!! Dieses A-loch ist sowas von dran, wenn er lügt! Dann!..ist es offiziell! Über tote Menschen macht man keinen Spaß!

"Stimmt.", meinte er dann gelassen. Dann grinste er mich schäbig an, so, dass ich hätte reinschlagen können.

"Was?" Mit dem Versuch ruhig zu bleiben, ballte ich meine Hände zu Fäusten. Er war sowas von unten durch bei mir. Sowas von.

"Ich hab' gelogen. Ardy hat mir das alles nur erzählt, ich hab' keine Ahnung wie deine Brüder oder deine Eltern aussehen. Aber dein Gesicht war es wert! Hahaha!" Felix fing so stark an zu lachen, dass er sich die Hände vor den Bauch halten musste. Als er sich dann doch endlich einmal beruhigt hatte, fragte er eine sehr, in irgendeiner Weise, dumme Frage: "Und wie geht es unseren Eltern?"

"Sind tot.", das sagte ich nur so nebenbei, denn mir fiel es schwer darüber nachzudenken. Außerdem war ich gerade dabei weg zu gehen. Gerade als ich von der Couch aufstehen wollte, hielt er mich am Arm fest. "Oh. Das wusste ich nicht.."

"Steck' dir das in deinen Allerwertesten!", schrie ich ihn an. Sein Blick wechselte von entschuldigend zu traurig und er ließ seine Hand langsam von meinem Arm gleiten. Dann nahm er seinen Kopf in die Hände und meinte: "Ich bin so ein Arsch..."

"Das stimmt-...nicht immer." Ich setzte mich wieder auf die Couch zu ihm. Wieso konnte ich ihm nicht böse sein?
Felix fing an zu schluchzen und ich nahm ihn reflexartig in den Arm. Sofort drehte er sich in meine Richtung und schlang seine Arme um mich. "Bitte..glaub mir.." Es schockierte mich ein wenig, dass er so traurig war. Wer Felix war, konnte nicht traurig sein. Das wollte ich nicht. Mir war dieses tollpatschige, nervige, unlustige, egoistische Spielkind lieber, das ich so mochte. Okay, vielleicht waren es nicht die besten Eigenschaften, die ich nannte, aber ich mochte ihn wirklich. Vermutete ich mal. Also nahm ich es ihm ausnahmsweise einmal nicht übel. Eigentlich wusste er ja auch nicht, dass meine Eltern gestorben waren. Felix hatte etwas an sich, das mich dazu brachte, ihn zu mögen, obwohl er ein Idiot war. Ein ziemlich großer.

"Ich glaube dir doch." Vorsichtig streichelte ich Felix' Rücken, an dem eine leichte Gänsehaut zu spüren war. "Macht es dir was aus, wenn ich dich im Arm habe?", flüsterte ich ruhig. Er schüttelte seinen Kopf und meinte: "Im Gegenteil."

"Wie meinst du das?"

"Ich mag es, wenn du mich berührst. Also-", er löste sich schnell von mir und fing an zu grinsen, was bei diesen roten Augen nicht sehr normal aussah, "-nicht falsch verstehen! Ich will nur nicht, dass wir uns immer streiten.."

"Machen wir doch ga-"

"Ty, mit deinen Blicken tötest du mich jeden Tag mindestens 800 Mal.", grinste er freundlich. Junge, der hatte Stimmungsschwankungen. Okay...ich auch.

Tu ich das?

"Jaaahaaa!"

"Hab' ich gerade laut gedacht?" Ich merkte wie mir das Blut in den Kopf stieg.

"Nein, haha. Als ob man in IMMER ausgerechnet in den unpassensten Momenten laut denkt. Macht doch niemand. Nur hast du dieses eine Gesicht, das so viel zeigt wie 'Wirklich?!'", grinste er und ich fing an zu lachen.

"Ehm..du, Ty, ich müsste jetzt eigentlich noch aufnehmen. Wenn es dir nichts ausmacht...?" Er hatte wieder dieses freche Grinsen drauf, was ich so liebte. Ehh...mochte! Mochte.

Ich mochte es.

Mögen.

Also nickte ich und ging die Stufen herunter zur Haustür, da sein Wohnzimmer in einer anderen Etage war. Er folgte mir und wollte gerade die Tür aufmachen, doch ich kam ihm gleich. Unsere Hände berührten sich und ich wartete einfach, bis er seine wegzog. Das tat er aber nicht. Er ließ unsere Hände einfach ineinander liegen. Als es uns dann unangenehm wurde lächelte ich ihn mit meinem hochrotem Gesicht in sein hochrotes Gesicht und wollte die Wohnung verlassen, als er mich wieder am Arm festhielt.

Alter? Ist da 'n Magnet?!

Dieses Mal fasste er mich nicht so lange an, sondern zog mich in eine Umarmung. Da ich fast 20cm kleiner war, legte er seinen Kopf auf meinen und wir schaukelten ein wenig auf der Stelle.

Wieso tue ich das hier überhaupt? Okay egal, ich genieße den Moment.

"Okay, dann...bis dann, Ty. War echt total cool heute. Und ehm- tut mir sau leid. Ich mach' sowas nie wieder. Nie." Felix löste sich mit hochrotem Kopf an. Ich lächelte verzeihend und verließ darauf die Tür. "Bis morgen!", rief ich ihm noch hinterher.

[...]
"Wo warst du!?", fragte er völlig aus der Fassung.

"Mann, Azu, ich war nur bei Felix!", lachte ich.

"Das ist es ja! Du bei Felix!" Azus Worte brachten mich noch mehr zum Lachen. Als ob es so etwas unnormales wäre, bei einen Freund zu gehen. Und genauso sagte ich ihm das dann. "Freunde?! Seit wann verachtest, hasst, ignorierst-"

"Komm' auf den Punkt, Azu."

"Felix nicht mehr?! Ich war nur kurz aufnehmen und hab' plötzlich ein total anderes Weltbild, Junge!" Er fing auch an zu lachen, und so endeten wir beide lachend auf der Couch.

"Mir war langweilig, und da hab' ich gedacht gehe ich zu Felix.-"

"Komische Sache #1.", lachte er.

"Ach, sei doch leise. Und dann war da Alex, oder Izzi, oder wie auch immer. Zusammen haben wir dann Fifa gezockt. [...] Als ich ihm aber dann gesagt hatte, dass sie tot waren, tat es ihm so leid, da konnte ich ihm nicht mehr böse sein. Und jaa, ab da haben wir uns verstanden."

"Sie sind tot?!", rief er dann. "Deine-..tot?!" Er stand von der Couch auf und lief in die Küche. "Wieso sagst du mir sowas nicht?! Was ist mit Sinan und Jaron?! Okay, Jaron ist 18-"

"19."

"-erwachsen! Aber wo lebt Sinan jetzt?!"

"Bei einem Kumpel, glaube ich."

"Er kann doch-"

"Lass' ihn." Da ich keine Lust mehr auf Diskussionen hatte, ging ich in die Küche und nahm mir ein Wasser. Dann ging ich zurück, doch Azu war nicht mehr da.