Ardy klingt doof.

#6 Ich muss hier weg!

02.01.2013

Ich halte das einfach nicht mehr aus.

Über sechs Jahre war es nun her, dass mein bester Freund mich verlassen hatte. Und über sechs Jahre pflegte ich die Gedanken an ihn. Es war das einzige was mir blieb.

Jede Nacht, jede verdammte Nacht, hatte ich mich in den Schlaf geweint. Wie sehr ich mein altes Leben doch vermisste.

Und das schlimmste: Ich war auf mich allein gestellt. Meine Eltern waren gestorben. Vor fünf Monaten. Jaron war in den letzten Wochen ausgezogen, und Sinan war dauernd bei einem Freund. Schule abgebrochen..und so weiter. Aber das war nicht mein Problem. Ich hatte genug mit mir zu tun.

Wieso? Keine Ahnung.

Was ich wusste war, dass mir das alles über den Kopf stieg. Ich konnte nicht mehr klar denken, geschweige denn handeln. Ich war nur noch in meinem alten Zuhause, wo vor fünf Monaten noch so viel Leben drin gesteckt hatte, und weinte vor mich hin.

Innerlich fraß es mich auf, dieses Leben. Doch äußerlich sah man es mir nicht an.

In Gedanken versunken, legte ich mich wieder auf mein Bett.

Tiara, schau nur was aus dir geworden ist. Azu ist weg, okey es ist schwer, aber du wirst es überleben! Schließlich war es ja auch irgendwie deine Schuld, dass du aus Frust dein Handy zerstört hast. Er hätte dir schreiben können...
Deine Eltern sind tot, aber ist es für dich ein Grund, nicht mehr glücklich zu sein? Ändern kannst du es nicht. Nimm dein Leben in die Hand! Es ist das Beste. Ein Neuanfang.

Warte.

Genau! Ein Neuanfang!

Ich...ich werde dieses Haus verkaufen und wegziehen! Einfach weg! Aber wohin?...Nach Köln. Da wollte ich doch immer einmal Leben! Nun hatte ich die Chance. Und wer weiß, vielleicht wird sich ja noch alles zum besseren wenden.

Kurzerhand hatte ich neue Lebenskraft. Ich schöpfte den Mut, setzte mich runter auf die Couch und zog mir meinen Laptop, der auf dem Tisch stand, an mich heran.

[Achtung. Es wird unrealistisch, bla bla..]

"www.immobilien-easy-verkaufen.de. Haus verkaufen. Altbau.", nuschelte ich, während ich das alles in meinen Laptop eingab.

Was soll Ihr Haus kosten? Stand auf der Homepage.

Was sollte ich sagen?

"70.000€. Mehr ist das hier nicht mehr wert." Und so gab ich ein: 70.000€.

Okey, unser Haus war sehr groß, aber auch schon sehr alt. Also reichten 70.000€.

Sehr gut.

Ihr Haus wird nun online gestellt.
(// 10% )
(/////80%// )
(////100%///)
Ihr Haus wird nun zum Verkauf freigestellt.

Nun gab es kein Zurück. Doch ich war froh. Ich lachte seit Monaten das erste Mal wieder.

[...]
______________
-Ein paar Wochen später-

Mein Haus wurde gestern erfolgreich verkauft!

Ich konnte mein Glück kaum fassen. Aber natürlich teilte ich das Geld unter meinen Brüdern und mir gerecht auf.

Die Wohnung, die ich in Köln nun beziehen würde, war billig für ihre Größe. Noch mehr Glück. Ich wurde immer fröhlicher.

Und heute war der Tag, an dem ich endlich einziehen durfte. Mit einem Umzugslaster fuhren Jaron, Sinan und ich in die neue Stadt, zu meiner neuen Wohnung. Sie war nah am Dom, und es war recht laut.

Aha, darum war sie so billig. Egal, ich kann froh sein, dass sie so groß ist, und ich sie haben durfte.

[...]

Meine Brüder und ich packten den restlichen Tag noch Kartons aus und so konnte ich meine Wohnung auch schon an diesem Tag 'bewohnbar' nennen.

"Danke Leute, hab euch lieb. Und ich werde euch sehr vermissen." Ich stellte mich auf die Zehenspitzen, um meine mittlerweile größeren, kleinen Brüder zu umarmen.

"Wir dich auch."

"Pass auf dich auf, Süße.", meinte Sinan. Kaum zu glauben das er der jüngste war. Denn er war eindeutig am reifsten.

"Mach ich."

Mit diesen Worten verließen meine Brüder mein neues Zuhause und ich war ganz alleine.

Ganz alleine in einer neuen Stadt, in der ich niemanden kannte.

Und ich war froh.

Froh, weg von allem zu sein. Von allem, und jedem. Außer meinen Brüdern, die vermisste ich ein wenig.

Morgen werde ich mir einen Job suchen.

Müde schmiss ich mich auf mein Bett, welches wir eben noch zusammengebaut hatten und schlief mit dem Gedanken ein:

Alles wird gut.
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