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Kurz nachdem ich mich zu ihr gesetzt hatte, kam Aiden die Treppen herunter, direkt auf uns zu und das, anmutig wie immer.
"Melody, du wirst zum Essen erwartet.", teilte er mir mit. Mein Blick fiel auf Emma, die plötzlich wieder angespannt wirkte.
"Und was ist mit Emma?", fragte ich ihn, während ich meine Hand auf ihre legte, und versuchte, ihr die Anspannung zu nehmen.
"Sie isst mit mir, keine Sorge."

Keine Sorge. Das sagte er so leicht, doch vorhin war er mit Damien zusammen noch der Meinung, sie wäre nichts wert.

Widerwillig ließ ich die beiden gehen und trat langsam die Treppen hoch, hinein ins Schloss, wo Nero mich lächelnd empfing.
"Guten Morgen liebste Melody. Folge mir bitte."
Irritiert starrte ich kurz in sein übertrieben erfreutes Gesicht, musterte seinen schwarzen Anzug, der ihm ein bisschen zu eng um die Brust lag. Er war ein Schauspieler, das sah man an seinen braunen Augen, die eine andere Sprache sprachen, als sein Mund. Sie waren leer, leblos und kalt.

Als er los lief, folgte ich ihm rechts entlang durch das Schloss, wo sich im ersten Raum ein langer Esstisch befand. Er war reichlich gefüllt mit den leckersten Köstlichkeiten. Das Wasser lief mir bei diesem Anblick im Munde zusammen, viel zu lange hatte ich schon auf darauf gewartet, endlich wieder etwas zu mir nehmen zu können.

Nero zog einen Stuhl etwas zurück, wartete darauf das ich Platz nahm. Er war nicht der einzige gute Schauspieler hier, ich hatte auch die Fähigkeit, meine wahren Gefühle zu verstecken, also lächelte ich freundlich und nahm dankend vor ihm an dem braunen Tisch Platz.

Elegant lief er zur anderen Seite, ließ sich am Kopfende nieder. Mindestens vier Personen hätten zwischen uns sitzen können, aber wahrscheinlich wollte er mich genauso wenig in seiner Nähe, wie ich ihn in meiner.

Ohne zu wissen, was ich als nächstes tun sollte, starrte ich einfach auf meinen leeren Teller, auf dem eine schön gefaltete weiße Serviette lag.
"Wie gefällt es dir hier?" Mein Blick fiel wieder auf Nero, der die Hände vor sich faltete und mich ernst anblickte.
"Es ist ganz nett.", antwortete ich leicht grinsend. Eine kleine Provokation floss mit den Worten aus mir heraus. Er dachte nicht ernsthaft, das ich sein menschenverachtendes Königreich in den Himmel loben würde. So ein Idiot konnte er kaum sein, sonst wäre er nicht König geworden.
"Nett? Ein großes Schloss, einen schönen Prinzen an deiner Seite und Kleider, die mehr wert sind als manches Leben, und du findest das alles nett?", lachte er auf, was mich so wütend machte, dass Saphir mich zu beruhigen versuchte.
"Also erstens gehört dieses Schloss nicht mir, und ist auch nur ein großer  Käfig, der euch glauben lässt, ihr hättet das Recht alles zu tun was ihr wollt. Auf einen Prinzen, der mehr Schoßhündchen als Werwolf ist, kann ich auch verzichten, und kein Kleid dieser Welt, schafft es auch nur annähernd, an den Wert eines Daseins heran zu kommen. Können wir jetzt bitte anfangen zu essen, ich langweile mich und habe besseres zu tun.", sagte ich mit einer Ruhe, das er mich nur noch irritiert anstarrte. Ich hatte mit allem recht, auch wenn er das nicht einsah.

"Wie kannst du nur so über Damien sprechen?", knurrte Saphir, doch ich ignorierte ihr durch drehen. Soll sie sich doch zum Lämmchen machen, aber nicht mit mir.

Kurze Zeit saßen wir schweigend da, und während der ach so tolle Herr König, mich immer wieder von der Seite musterte, sah ich mich in dem Raum genauer um. Große Fenster ließen alles im Tageslicht glänzen. Selbst die hinterste Ecke, bei der ein schönes Regal voller Bücher stand, bekam genug der Sonne ab, die hinein schien. Die Vorhänge, weinrot, fielen bis auf den Boden, gaben dem sonst so kalten Zimemr eine gewisse Wärme.

Bevor ich mich auf der anderen Seite umschauen konnte, nahm ich Schritte  auf dem Gang wahr, und beobachtete Nero, der sich freudig erhob.

"Camilla meine Liebste.", umarmte er sie, um anschließend Damien, der mit ihr Hand in Hand den Raum betrat, auch kurz zu begrüßen.
"Er gehört uns! Wie lange willst du noch rum sitzen und nichts gegen sie tun. Gib mir die Kontrolle, ich besorge uns das, was uns gehört!"
"Besorg es dir doch selbst!", zischte ich und wurde sofort von den anderen angestarrt, die gerade Platz nahmen, lächelte ihnen gespielt  freundlich entgegen und tat so, als wäre nichts gewesen.

Camilla setzte sich genau mir gegenüber, Damien an ihre Seite. Was war er überhaupt für ein Heuchler. Meinte er nicht, er will sie nicht haben, und nun sitzt er da, würdigt mich keines Blickes. Das machte mich rasend vor Wut, doch ich schluckte den Hass herunter und nahm den bitteren Nachgeschmack in Kauf.

"Lasst es euch schmecken.", erhob Nero seine Arme, um uns seine Erlaubnis zu erteilen, an seinem Mahl teilzunehmen. Das alles hier kam mir so aufgesetzt vor. Ein schlechtes Theater Stück, mehr war das hier nicht.
"Und Camilla ist die tragische Figur, die ihr Leben lassen muss.", lachte Saphir.
Ich schüttelte den Kopf über sie. Als wäre Damien das einzige, was sie auf dieser Welt noch wollte. Doch ich konnte sie irgenwie verstehen, wofür ich mich am liebsten sofort selbst geohrfeigt hätte.

Immer wieder erwischte ich mich beim Essen dabei, zu ihm rüber zu schauen. Wie perfekt er da saß, und einfach nur eine Geborgenheit ausstrahlte, die ich bis zu mir herüber  spüren konnte. Seine starke Brust, seine warmen Augen und die schönen Lippen, die man ein ganzes Leben küssen könnte, ohne die Lust zu verlieren.
"Endlich denken wir mal das gleiche Schwester. Schnapp ihn dir!"

Ein Kribbeln im Bauch überkam mich, als seine Augen auf meine trafen, und Saphir in meinem Kopf, machte alles nur noch schlimmer mit ihrer Art und ihrem ständigen Gejaule. Ich schnaubte genervt aus  und stand auf. Das die drei mich verwirrt anstarrten, war mir völlig egal. Ich schnappte mir schnell noch ein Brötchen und lief nach draußen, einfach nur raus an die frische Luft.

Kaum draussen, fasste ich mir an meine bebende Brust und schnappte nach Luft. Dieses Gefühl war schrecklich, als würde ich ersticken ohne seine Nähe, und doch war seine Nähe auch gleichzeitg an diesem Chaos schuld.
"Wieso bist du-"
Mit geschlossenen Augen und den Händen am Geländer der Treppe stand ich da, mit meinem perfekten Kleid, und schmiss Saphir wütend aus meinen Gedanken. Eine paar Stunden ohne ihre nach Damien sabbernde Art, wären sicher mal gut für mich.

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1051 Wörter
Seid ihr für Saphir oder für Melody:)

( Wird Überarbeitet!!!) The Prince's Mate - Die neue Welt der WölfeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt