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Erschrocken riss ich die Augen auf und japste nach Luft. Ich erkannte nichts, stockfinster war es in der kleinen Hütte, in der sich nur mein Bett und ein kleiner Tisch befand.  Schweiß sammelte sich in kleinen Perlen auf meiner Stirn, eine unheimliche Hitze nahm mich vollkommen ein und brachte mein Herz zum rasen.

Ein Alptraum holte mich wohl zurück in die Realität, ließ mich nicht mehr in Ruhe weiter schlafen, gönnte mir keine Erholung, ausgerechnet jetzt, wo ich mich ohne Saphir schwächer denn je fühlte.

Als ich meine vor Müdigkeit schweren Beine mühsam vor das Bett schwang, und gerade aufstehen wollte, drang ein fürchterlicher Schrei direkt in mein Bewusstsein. Es war kein Traum stellte ich fassungslos fest und schloss kurz meine Augen, um mich zu sammeln. Musste meinen Körper zwingen, nachzusehen woher der Schrei kam, egal wie viel Angst ich davor hatte, was mich draußen in der Dunkelheit erwarten würde.

Entschlossen riss ich kleine Tür auf und sah mich erstmal um, musste einen Überblick bekommen. Doch meine Augen hatten sich noch nicht an die Dunkelheit gewöhnt, gaben  mir keine Möglichkeit irgendetwas wirklich klar erkennen zu können.

Die Glut des kleinen Feuers war das Einzige, das ich erfassen konnte, bis plötzlich ein grauer Wolf langsamen Schrittes auf mich zu kam. Mein Herz überschlug sich bei dem Blick auf sein blutverschmiertes Maul. Einen Moment lang schaute ich Calvin angsterfüllt in die Augen. Ich hatte keine Angst, das er mir etwas tun könnte, dafür liebte er mich zu sehr. Ich hatte Angst davor herausfinden, wessen Blut an ihm herunter tropfte.

Wie erstarrt schaute ich hinter ihn, jetzt wo ich langsam immer mehr meiner Umgebung wahr nehmen konnte, und sah mehrere Männer blutend am Boden liegen. Sie quälten sich unter unfassbaren Schmerzen, wälzten sich auf dem kalten Waldboden hin und her. Wahrscheinlich sehnten sie sich den Tod herbei.

Eine Hand riss mich ruckartig weg von Calvin. Aleks schrie mich an, rüttelte an mir, zeigte in die andere Richtung, doch ich konnte kein Wort verstehen. Wollte er etwa das ich abhaue. Er war so klug, er müsste doch wissen, dass egal wie schnell ich rennen würde, ich keine Chance hätte zu entkommen.

Calvin schnappte mehrmals vor uns in die Luft und knurrte dem braunhaarigen entgegen, woraufhin er sich zwischen uns stellte und sein Schwert zog. Im Gegensatz zu dem riesigen Wolf, sah das Schwert in seiner Hand wie ein kleiner Zahnstocher aus.

Panik durchfuhr mich, brachte mich zum zittern. Voller Verzweiflung riss ich an Aleks Armen, wollte ihn von dem Wolf weg ziehen, der sowieso nur mich wollte, und ich wäre bereit dazu mich zu ergeben, um Aleks zu beschützen, ihm einen qualvollen Tod zu ersparen.
"Melody geh endlich!", drehte er sich zu mir um. Ich riss die Augen auf und sah Calvin auf Aleks springen, der ihn umriss und mich nach hinten fallen ließ.

Ich spürte den Schmerz des Aufpralls an meinem Rücken, wimmerte kurz vor Schmerzen, doch das Adrenanlin ließ mich die Verletzungen schnell ausblenden. Auf dem Boden sitzend sah ich, wie Calvin über Aleks stand, der sein Schwert seitlich an den Hals des Wolfes hielt, um ihn davon abzuhalten, ihm die Kehle durch zu reißen.

Mein Puls drohte mir einen Schock zu versetzen, doch ich fand den Weg zurück auf meine Beine, stand nur wenige Meter von den beiden  entfernt, musste irgendwas tun. Lange würde Aleks ihn nicht mehr zurück halten können, hörte das schnappen des Wolfes, das mir durch Mark und Bein ging.
"Geh runter von ihm!", lief ich auf die beiden  zu und versuchte Calvin am Fell von Aleks runter zu reißen, doch der beachtete mich überhaupt nicht.

Panisch schnappte ich Äste und Steine, warf es mit voller Kraft gegen  ihn, doch er ließ nicht locker. Er hatte seine Beute fest im Griff. Verzweifelt schrie ich, hielt mir den Kopf, der vor Dröhnen zu platzen drohte und plötzlich, völlig unerwartet, knurrte Saphir so laut auf, das selbst ich Angst vor ihr bekam. Sie ließ die Verwandlung zu, war endlich wieder komplett eins mit mir. Meine reinen Gefühle für den Menschen mussten bis zu ihr durch gedrungen sein.

Mein schwarzes Fell wärmte mich sofort, die Pfoten ließen mich den Boden intensiver wahrnehmen. Ich hörte jedes noch so kleine Geräusch und konnte in der Dunkelheit alles ganz genau erkennen.

Ich stürzte mich mutig auf den grauen Wolf, biss mich in seinem Hals fest, zog mit voller Kraft, während Saphir gleichzeitig jaulte und knurrte. Wie im Rausch biss ich immer wieder fester zu, ließ ihn nicht mehr los, selbst als er vor Schmerz zornig wurde und sich von Aleks abwandt um mich ins Visier zu nehmen. Der Geschmack seines Blutes breitete sich in meinem Mund aus. Ich musste mehrmals schlucken, mich angewidert schütteln.

Knurrend drehte er sich wieder zu dem braunhaarigen, der immernoch am Boden lag, uns beide mit großen Augen anstarrte. Entschlossen dazu, mein Leben für ihn aufs Spiel zu setzen, sprang ich zwischen die beiden und fletschte warnend meine Zähne, fixierte Calvin, ließ ihn nicht eine Sekunde aus den Augen. Sein Blick fiel auf mich, bis er verwundert den Mann ansah, der hinter mir lag, sein Schwert zitternd in der Hand hielt.

Calvins Augen veränderten sich. Er sah mich nicht mehr an, als hätte er  Gefühle für mich, sondern voller Verachtung. Ich wusste was in ihm vorging. Nie würde sich ein Wolf gegen seines gleichen stellen, um einen Menschen zu beschützen, die in dieser Zeit unsere größten Feinde waren. Ich konnte es ja selbst nicht glauben, was ich hier gerade tat. Vermutlich würde Aleks mir den Todesstoss versetzen, sobald dieser Kampf hier vorbei wäre. Aber ich wusste, ich tat das Richtige. Es ging hier nicht darum, ob Mensch oder Wolf. Für mich gab es seid Emma keine Unterschiede mehr. Ich unterschied nur noch zwischen guten und schlechten Menschen, und hier wusste ich ganz genau, welcher der beiden eine reine Seele hatte, und welcher gar keine besaß.

Bevor Calvin zum Sprung ansetzen konnte, biss ich ihm tief in die Kehle, doch er er schaffte es mich abzuwehren und sich über mich zu stellen. Immer wieder versuchte ich ihn zu verletzen , doch er wich aus und biss mir voller Kraft in die Schulter. Die Schmerzen zogen mir durch den ganzen Körper, ließen mich aufjaulen und mich unter im zittern. Als ich ihm dann wimmernd tief in die Augen blickte, hörte wie er ein letztes Mal knurrte, um mir das Leben auszulöschen, sah ich wie seine Augen sich plötzlich weiteten und mich fassungslos anstarrten.

Blut lief aus seinem offen stehenden Maul auf mich herunter. Jeden Tropfen spürte ich ganz genau auf meinem Fell ankommen. Tiefe schnelle Atemzüge hauchte er mir entgegen, bis auf einmal alles Leben aus seinen Augen verschwand und sein lebloser Körper auf mich fiel, mich unter ihm eingequetschte, wo ich nur noch wimmernd vor Angst und Schmerzen die Augen schloss. Es war vorbei.

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1132 Wörter

Ich hoffe trotz des Kampfes und der Wendung hat euch dieses Kapitel gefallen ♡

( Wird Überarbeitet!!!) The Prince's Mate - Die neue Welt der WölfeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt