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Verwirrte braune Augen schauten zwischen Camilla und mir hin und her, musterten uns neugierig wie wir erleichtert ausatmeten und kurz lächeln mussten. Es war nur eine kleine zierliche Frau, die anscheinend dafür zuständig war, die Gänge hier sauber zu halten.

"Wir müssen uns bessere Verstecke suchen, das hätte böse enden können.", meinte Camilla, als wir an der kleinen Frau vorbei schlichen, die uns immernoch komisch hinterher schaute.
"Ist dir klar, dass er uns sowieso überall erschnüffeln kann, und das niemand mehr hier ist, dem wir vertrauen können?"
Sie blieb ruckartig stehen und drehte sich besorgt zu mir um. Die Angst in ihren Augen übertrug sich sofort auch auf mich, und ohne Vorwarnung fingen meine Hände an zu zittern, genau wie Camillas.
"Was sollen wir denn machen?", fragte sie mich mit verzweifelt klingender Stimme, und ich konnte ihr darauf keine Antwort geben, zuckte nur mutlos mit den Schultern. 

Das Schloss kam mir größer vor, oder ich fühlte mich hier in dem riesigen Gang kleiner denn je. Ich ließ Camilla stehen und stellte mich ans Fenster, um zum Hof runter schauen zu können. Viele Leute schwirrten auf dem Markt herum, verdienten Geld oder gaben es aus, und kurz hätte ich gerne mit jedem von ihnen getauscht.

"Wir müssen Nero finden.", trat Camilla langsamen Schrittes neben mich. Entweder war sie kraftlos, oder sie wollte mich nicht ausversehen erschrecken, egal was es war, sie wirkte ruhig und überfordert, was mir grade keine Hilfe war. Ich war es zwar gewohnt, um mich und mein Leben zu kämpfen, aber das hier, war eine Nummer zu groß für mich. Es kam mir alles unrealistisch vor, wie ein schlimmer Traum, aus dem ich irgenwann hoch schreckend erwachen würde.

"Ich suche das Schloss ab und du gehst nochmal in den Kerker.", schlug sie bestimmend vor, doch ich schaute ihr nur fassungslos in die Augen.
"Hast du den Verstand verloren?! Meinst du ich geh nochmal da runter?", zischte ich sie verständnislos an. Wenn Aiden wirklich hinter allem steckte, dann sicher diese zwei Riesen vor dem Gefängnis auch. Wer sonst hätte Aleks weg schaffen können, ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Den Kopf schüttelnd fiel mein Blick wieder aus dem Fenster, während sie neben mir frustriert ausschnaubte und sich mit dem Rücken an die Wand lehnte.

"Dann schlag du doch was besseres vor. So entspannt wie du aus dem Fenster schaust, ist dir Damien anscheinend überhaupt nicht wichtig.", gab sie genervt von sich  und schaute dabei auf den Boden.
In meinem Kopf ging alles drunter und drüber, und das nicht erst seid heute, und sie meinte wieder, ihr dummes Gerede bei mir abzulassen.
"Du hast keine Ahnung wie wichtig er mir ist! Aber was soll ich denn machen? Du lebst so lange hier und hast selbst keine bessere Idee, als mich den Hunden vor dem Kerker zum Fraß vorzuwerfen!", gab ich ihr wütend zurück. Langsam verblasste mein Mitleid gegenüber ihr. Sie war stärker als sie aussah und hatte in so einer Situation sogar noch die Nerven, eine Diskusion darüber anzufangen, wem von uns beiden der Prinz mehr am Herzen lag.

"Du weisst das ich ihn-"
"Camilla! Es ist doch jetzt scheiss egal wer wen verdient hat oder sonst was! Wir stehen hier wie auf dem Präsentierteller und schreien förmlich darum, von Aiden gefunden zu werden, und du denkst über so unwichtige Sachen nach!"
Ich machte ein paar Schritte nach hinten und lehnte mich ihr gegenüber an die Wand, den Blick immernoch aufs Fenster gerichtet.
"Ich gehe jetzt Nero suchen. Vielleicht  fällt dir ja auch was nützliches ein.", gab die mir zickig zurück und verschwand schnellen Schrittes um die nächste Ecke.

Kaum war sie nicht mehr zu hören, fiel mir noch einer ein, der sicher schon lange seine Zeit hier verbrachte und vielleicht wusste, wo ich Nero finden könnte, oder Aleks, oder Emma.

Entschlossen lief ich Richtung Küche und schubste mit Schwung die Tür auf. Der Glatzkopf schaute mich verwundert an und kam schließlich auf mich zu.
"Was machst du hier?", fragte er mich sichtlich genervt, doch es machte mir nichts aus.
"Können wir uns irgendwo alleine unterhalten?"
Ich schaute auf die ganzen Helfer, die hinter ihm herum eilten und ungeschickt das Geschirr an verschiedene Plätze verteilten.

Kurz starrte er mich neugierig an und gab mir ein Zeichen, ihm durch eine kleine Tür in einen Nebenraum zu folgen.  Er war kleiner als mein Badezimmer. Nur ein Tisch und zwei Stühle standen darin und selbst, wenn die Mitarbeiter hier nur Pause machten, war es viel zu eng um sich längere Zeit hier wohl zu fühlen.

Nachdem er die Tür hinter mir zuzog, blickte er mich fragend an und wartete gespannt darauf, was ich wohl von ihm wollen würde.
"Ich suche Emma und Nero. Ich dachte du bekommst ja beim Essen servieren viel mit und hab mich gefragt, ob du weisst wo sie sind?", flüsterte ich ihm leise zu. Langsam färbte Camillas Paranoia auch auf mich ab.
"Nein! Und ich möchte damit auch nichts zu tun haben!", gab er erschrocken von sich  und wollte schon nach dem Türknauf greifen, doch ich hielt seinen Arm zurück.
"Bitte!", flehte ich ihn an und versuchte ihm wenigstens einen Hauch Mitleid zu entlocken.
"Ich weiß wirklich nichts. Ich würde dir gerne helfen, aber sie sind doch nicht so dumm, in meiner Anwesenheit über solche Sachen zu sprechen."

Sein Blick zeigte mir Bedauern und das Mitgefühl, das ich erhofft hatte, doch geholfen hatte es mir trotzdem nicht. Mutlos öffnete ich die Tür und stellte erschrocken fest, das Aiden genau davor stand.
"Ihr beide? Damit hätte ich nicht gerechnet.", zwinkerte er provozierend und nahm fordernd meine Hand.
"Ich hab dich schon gesucht Melody.", zog er mich mit zu viel Kraft aus dem Nebenraum  und durch die Küche, in der alle ehrfürchtig auf den Boden starrten.

Hilflosigkeit und unbändige Wut durchströmten meinen Körper. Allein die Berührung meiner Hand von seiner, jagte mir einen Schauer über den Rücken und nach Luft schnappend wurde ich einfach von ihm die Treppen  herunter geführt und ins Cabrio gesetzt.  Ohne das ich mich bewegte oder eine Reaktion zeigte, zog er mir die Schlüssel aus der Hosentasche und knallte die Tür zu, um anschließend zur Fahrerseite zu laufen. Ich fühlte mich, als würde jemand mein Herz punktieren, als säßen Angst und Wut tief darin und wechselten sich ab wie Tag und Nacht.

Mein letzter Blick, bevor wir los fuhren, ging hoch zu dem Fenster, das einst mein Zimmer war, und wie erstarrt, sah ich Camilla, die mir entsetzt entgegen blickte.

"Willst du dich nicht anschnallen?", kam es belustigt von Aiden. Doch ich gab ihm nicht die Genugtuung einer Reaktion von mir und starrte einfach auf meine Hände, die ich am liebsten sofort um seinen Hals gelegt hätte.

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1102 Wörter

( Wird Überarbeitet!!!) The Prince's Mate - Die neue Welt der WölfeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt