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Die ersten Sonnenstrahlen erhellten langsam den Raum, zeigten ihn in neuem Licht, dass mich ziemlich verbittert aussehen ließ.

Wütend saß ich auf einem Scheiterhaufen, hab ihm kein einziges  Kleidungsstück ganz gelassen. Alles Fetzen, die aus Wut über ihn entstanden sind, die nicht zu bändigen war.
"Du solltest dich beruhigen!", riet mir Saphir, und es war wirklich ironisch, das mir das eine Werwölfin sagte, die eigentlich ständig voller Zorn war.
"Und du solltest die Schnauze halten.", gab ich ihr sauer zurück, was sie auch zum schweigen brachte.

Bevor ich aufstehen und mich frisch machen konnte, kam Damien ins Zimmer zurück, machte langsame Schritte auf mich zu und blieb dann erstaunt stehen. Er schaute hin und her, immer wieder zwischen mir und dem Kleiderhaufen, auf dem ich saß, und setzte sich dann langsam zu mir, um mir schweigend seine Hand zu reichen.

Seine Reaktion machte mich völlig durcheinander. Ich fühlte mich schuldig, aber auch befreit, als hätte ich einen Teil meiner Wut raus lassen können. Ich schaute kurz rüber zu ihm, wie er genau neben mir saß, meinen Blick erwiderte und mir ein kleines Lächeln schenkte, dass ich nicht deuten konnte. Entweder wollte er mich damit trösten, mir die Scham nehmen, oder er dachte ich wäre verrückt und hatte Angst ich würde ihn gleich auch noch zerreissen.

Egal was es bedeutete, er gab mir damit ein aufmunterndes Gefühl und ich nahm seine Hand entgegen, um mich ein wenig besser zu fühlen. Er drückte sie fest, legte seine andere Hand auch noch um meine, als würde er sie schützen wollen.

"Es tut mir leid. Ich weiss nicht mit dir  umzugehen, oder eher gesagt mit dieser Situation. Ich hab so lange auf dich gewartet, hatte schon die Hoffnung aufgegeben, und dann finde ich dich in einer Kneipe ihm nirgendwo und bin seitdem völlig überfordert."
Während er sprach, lag meine ganze Aufmerksamkeit auf seinem Gesicht, das makellos schön war. Besonders seine braunen Augen, die funkelten wie Sterne und mir damit die Schmetterlinge in den Bauch brachten. Ich konnte mich kaum auf seine Worte konzentrieren, bis ich mich von seinen Augen löste und auf unsere Hände schaute.
"Mir tut es leid um deine Klamotten.", flüsterte ich beschämt und drehte den Kopf zur anderen Seite. Mir fiel es nicht leicht Fehler zuzugeben. Erst recht nicht vor jemanden, der mir vorher weh getan hatte.
"Komm hoch.", stand er plötzlich auf, ohne meine Hand los zu lassen und zog mich vorsichtig auf die Beine.
"Ich hab so viele Klamotten. Hauptsache es geht dir jetzt besser."

Er stand genau vor mir. Seine schwarzen Haare fielen ihm seitlich ins Gesicht, während sein Lächeln mir auch ein Lächeln entlockte, mir die Gewissheit gab, er würde mir für meine Aktion nicht den Kopf abreissen.
"Mir geht's wirklich besser.", schaute ich ihm schmunzelnd entgegen. Mein Herz überschlug sich, wie immer wenn er mir so nahe war, wie immer wenn er mich so intensiv musterte.
"Wir gehen was essen okay? Du hast sicher deine ganze Kraft verbraucht."

Sein Lachen klang herrlich, wenn auch eine kleine Provokation darin steckte, die mich herausfordern wollte.
"Ein wenig Kraft hätte ich noch.", entriss ich ihm meine Hände, um mich an beiden Seiten seines schwarzen Pullovers fest zu krallen. Es machte mir wirklich Spass mit ihm zu spielen. Ein ausgeglichener Machtkampf, der mit Calvin nie möglich gewesen war. Bei ihm hatte ich immer verloren, denn er ließ sich keine Niederlage gefallen.
"Ich will auch mit spielen!", kicherte Saphir, und kurz kam es mir so vor, als wäre alles im Einklang, alles verbunden miteinander. Ein Puzzle, dessen Teile nach und nach zueinander fanden. Ich vergaß sein rüpelhaftes Benehmen, seine Unwissenheit was Frauen anging, und nahm mir vor, ihm wirklich eine Chance zu geben, unter der Bedingung, dass er mir Zeit lassen würde.

"Bitte lass mir wenigstens diesen einen Pullover."
Grinsend nahm er meine Hände und zog mich raus in dem Flur, um mit mir gemeinsam zum Frühstück zu tänzeln. 
"Ich wusste gar nicht das du auch mitfühlend sein kannst.", schaute ich zu ihm rüber und sah wieder sein süßes Lächeln.
"Eigentlich bin ich das gar nicht. Ich mache bei dir nur eine Ausnahme, sonst muss ich wohl bald nackt durchs Schloss stolzieren."
Ein Zwinkern von ihm und schon verdrehte ich wieder die Augen. Er verstand es wirklich einem den Kopf zu verdrehen, zumindest war es bei mir so.

Als würde man jeden Tag zurück spulen und von vorne erleben, stand Nero wie jeden Morgen am Kopfende des Tisches und empfing uns herzlich. Heute kam mir sein übertriebenes Strahlen aber zum ersten mal ehrlich vor, als hätte er einen Teil seiner Maske abgelegt.
"Guten Morgen. Es freut mich euch zusammen zu sehen.", nickte er uns zu und nahm auf seinem gewohnten Stuhl platz.

Damien rückte mir einen Stuhl zurecht und ließ sich dann neben mir nieder, zwinkerte mir erneut verspielt zu. Auch Aiden gesellte sich zu uns, und ich war neugierig zu erfahren, wie alles mit Emma abgelaufen ist.
"Wie ist es gelaufen?", schaute ich ihn aufgeregt an, doch er wich meinem Blick sofort aus und ignorierte meine Frage. Als ich dann rüber zu Nero schaute, sah er mich auch nur flüchtig an und spielte mir ein Lächeln vor, das aufgesetzter schien als sein ganzes Dasein.
"Was ist hier los?"
Meine Stimme wurde lauter, forderte sie auf mir zu antworten. Doch die beiden konzentrieren sich nur auf ihr Essen, machten sich nichtmal die Mühe überhaupt aufzuschauen.
"Es ist alles in Ordnung", kam es von Damien, der meinem Blick ebenfalls auswich. Ein ungutes Gefühl machte sich in mir breit und brachte mich hast um den Verstand. Am liebsten hätte ich mir alle drei gepackt und sie geschüttelt, doch was hätte es genutzt.

"Mach dir keine Sorgen um Emma. Es geht ihr gut, versprochen."
Aiden nahm mir endlich die Anspannung, die gerade noch alles in mir einnahm, und beruhigt fing ich jetzt auch an zu essen. Es entging mir aber nicht, dass die drei sich gegenseitig stumme Blicke zuwarfen.

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985 Wörter

( Wird Überarbeitet!!!) The Prince's Mate - Die neue Welt der WölfeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt