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"Ich wünsche dir nur das Beste!"

Glücklich nahm ich die Kleine in meine Arme und drückte sie ein letztes Mal, während Aiden darauf wartete, sie bis zum Rand eines Lagers zu bringen, welches ich nur zu gut kannte und das mir jede Nacht in meinen Träumen erschien.
"Danke Melody, ich kann dir gar nicht genug danken.", weinte sie in meinen schwarzen Pullover, doch dieses Mal waren es Tränen vor Freude, die mich fast auch zum weinen brachten.

Aiden nahm ihre Hand, nickte mir kurz zu und zusammen liefen sie die lange Brücke entlang. Natürlich nicht, ohne das Emma sich mehrmals zu mir umdrehte und über das ganze Gesicht strahlte. Sie so zu sehen, gab mir die Gewissheit, das Richtige getan zu haben. Egal was jetzt folgen würde, egal wie mein Leben weiter gehen würde, ihr Lächeln hatte sich tiefer in mein Herz eingebrannt, als der Hass und die Verzweiflung, die schon so lange alles in mir einnahmen, es je könnten.

Alleine stand ich unter dem großen Tor, sah ihnen zufrieden hinterher, wie sie immer kleiner wurden, und verabschiedete mich gedanklich für immer von ihr. Einen kurzen Augenblick, war ich wunschlos glücklich. Ich schloss meine Augen, zog die Luft tief in meine Lungen, und stellte mir Aleks vor, wie froh er sein würde, seine Schwester wieder bei sich zu haben. Mein Herz schmerzte zwar, aber es war ein guter Schmerz, der mich in Sehnsucht nach Liebe hier zurück ließ, und mir trotzdem ein Lächeln auf die Lippen zauberte.

"Was hast du getan?", riss Camilla mich aus meinen Gedanken. Sie stand plötzlich neben mir, schaute verwirrt den beiden hinterher, die kaum noch zu erkennen waren, und sah dann wieder zu mir.
"Bist du ernsthaft einen Deal mit Nero eingegangen?" Ich verdrehte nur die Augen und schaute dann wieder nach vorne. Sie lachte auf und lief dann rüber zu einem Stand voller Schmuck, bei dem sie sich mehrere Ketten in die Hände nahm und genau anschaute.  Mein Blick fiel erst auf ihren Rücken, dann nachdenklich nach oben. Noch immer bedeckten dunkle Wolken den gesamten Himmel, doch wenigstens hatte der Regen aufgehört, wenn auch noch nicht sehr lange.

Neugierig darauf, was es von ihrer Seite aus zu lachen gab, lief ich langsam zu ihr und stellte mich genau neben sie, musterte dann genau wie sie ein paar Schmuckstücke, die mich überhaupt nicht interessierten.
"Was hat dich gerade zum lachen gebracht?", fragte ich ohne sie eines Blickes zu würdigen, begutachtete immernoch die Ware dieses Händlers.
"Wenn du denkst, Nero würde seine Versprechen halten, dann hast du dich getäuscht Melody. Ich weiss, ich bin nicht dein Lieblingsmensch, aber nicht jeder gegen den du kämpfst ist dein Feind, und nicht jeder, der dir das verspricht, was du hören willst, ist dein Verbündeter."

Jetzt schaute ich doch verwirrt zu ihr rüber, ohne zu verstehen was sie mir sagen wollte. Ich hatte doch mit eigenen Augen gesehen, wie Nero seinen Teil der Abmachung einhielt, wieso erzählte sie mir dann so einen Schwachsinn.
"Sie will Damien nicht an dich verlieren! Merkst du eigentlich gar nichts mehr?!"

Mit großer Wahrscheinlichkeit hatte Saphir recht, und Camilla wollte mich nur manipulieren. Mir einreden ich hätte einen Fehler gemacht, damit ich meine Entscheidung zurück nehme. Irgendwie konnte ich sie verstehen, beneidete sie sogar ein bisschen. Sie hatte sich wirklich in Damien verliebt, kannte ihn ihr ganzes Leben. Es brauchte zwischen ihnen keine Verbindung, und dieser Gedanke, lag mir plötzlich schwer im Magen, fraß sich tief in mein Bewusstsein.

Nach Luft schnappend stützte ich mich auf dem Stand ab, versuchte das erneut über mich herfallende Chaos zu beseitigen. Alles in mir wehrte sich gegen meine Entscheidung, zumindest alles menschliche. Während mein Herz schmerzhaft pochte, zog mein Magen sich unangenehm zusammen. Ich hatte gehofft, endlich nicht mehr zerissen zu werden, sobald ich mich entweder für, oder gegen Damien entscheiden würde. Aber mein Körper gab meinem Verstand kein Recht dazu, diese Entscheidung alleine zu treffen, so schrie mein gebrochenes Herz nach wahrer Liebe, während meine Hände anfingen zu zittern und die langen Beine mich fast nicht mehr halten konnten.
"Was ist denn mit dir los?", schaute Camilla mich besorgt an, und obwohl ich das von ihr niemals erwartet hätte, legte sie einen Arm um meinen Rücken und half mir rüber zur Treppe zu laufen, um mich hinzusetzen.
"Ich hol dir ein Glas Wasser."

Ich wusste nicht, was gerade mit mir passierte, aber es fühlte sich schrecklich an. Womöglich wurde mir gerade erst wirklich bewusst, das jetzt mein Teil der Abmachung dran wäre, womit ein Teil von mir ihm gehören würde, mich ewig an ihn binden würde. Dazu musste man zusätzlich zu einem Biss, auch noch mit seinem Mate schlafen, um die Verbindung komplett abzuschießen.

Bei dem Gedanken daran, Sex mit ihm zu haben, brachte mein plötzliches Herzrasen mich zum aufspringen. Ich würde gleich ersticken, so fühlte es sich an. Mit großen Augen hielt ich mir an die Brust und versuchte mich zu beruhigen. Versuchte meinem Körper einzureden, dass alles gut  werden würde. Ein erneuter Kampf zwischen Seele und Körper, der mir hier auf der Treppe  Todesangst bereitete.

"Hier, trink das.", hielt Camilla mir ausser Puste ein Glas Wasser hin. Sie musste gerannt sein.  Kleine Schweißperlen lagen auf ihrer Stirn und ihre Brust bebte von der schnellen Atmung.
"Danke.", krächzte ich und trank einen großen Schluck. Das Wasser zog den Schleim in meinem Hals mit sich hinab in die Tiefe. Es kühlte mich ab, gab mir einen Teil der Kontrolle wieder. Immernoch zitternd ließ ich mich zurück auf eine Stufe fallen und stellte das Glas vorsichtig neben mir ab.
"Also, wenn es dir dann besser geht,  gehe ich mal wieder."
Camilla hörte sich genauso verwirrt an, wie sie aussah, und kurz dachte ich darüber nach, sie zum Bleiben zu bitten, aber dazu hatte ich kein Recht. Nicht nachdem ich ihr die große Liebe nehmen würde. Ich nickte ihr nur dankend zu und hörte ihre langsamen Schritte hinter mir die Treppen hoch steigen.

"Kein Mitgefühl! Die hatte sowieso nie ein Anrecht auf ihn.", knurrte Saphir, doch sie verstand es nicht. Für Wölfe gab es nur Verbindungen und Besitzansprüche, keine wirklichen Gefühle.

Nachdem es mir ein wenig besser ging, das zittern nachließ, lief ich nochmal zum Tor und schaute in den dichten Wald, stellte mir kurz Aleks blaue Augen vor, wie sie heute noch strahlen würden und machte mich dann langsam auf den Weg zum Esszimmer, in dem ich schon erwartet wurde.

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1060 Wörter

( Wird Überarbeitet!!!) The Prince's Mate - Die neue Welt der WölfeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt