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Als ich langsam wieder wach wurde, musste ich mich erstmal in Ruhe  sammeln, alles Geschehene auf mich wirken lassen. Kaum öffnete ich die Augen, blendete mich die helle Sonne, es musste mitten am Tag gewesen sein. Mühsam raffte ich mich auf und schaute mich um. Wir waren immernoch von dichtem Wald umgeben, doch die Strasse, glich nur noch einem kleinen Feldweg.
"Guten Morgen.", grinste der Blonde mich an. "Möchtest du jetzt etwas trinken?"
"Ja bitte.", gab ich ihm leise zurück, den Blick auf den Schwarhaarigen gerichtet, dessen Augen seid Anfang der Fahrt stur auf die Strasse gerichtet waren.

Seine Vertrautheit ging mir nicht mehr aus dem Kopf, fragte mich immernoch woher er mir bekannt vor kam, bis der Blonde mir eine Wasserflasche reichte.
"Das kann nicht sein.", flüsterte ich zu mir selbst.

Auf dem Etikett der Flasche war ein wunderschönes Schloss abgebildet, über dem stand:
Königsteins Quelle

Fasziniert lehnte ich mich nach vorne und erkannte ihn endlich. Es war Damien, der Sohn unseres Königs Nero, über den man allerlei Geschichten hörte. Nero war der Grund, wieso wir überhaupt im Krieg mit den Menschen waren, was genau geschah, wusste keiner. 

"Du bist Damien!", stotterte ich ihm entgegen, in der Hoffnung er würde endlich mal mit mir reden. Doch enttäuscht musste ich feststellen, das er mich weiterhin ignorierte. Kurz dachte ich darüber nach, ihn provokant aus der Reserve zu locken, indem ich die Jacke ein Stück weiter aufmachen würde, doch dann kam mir eine bessere Idee.
"Aiden mein Süßer, vielen Dank für das Wasser.", hauchte ich dem Blonden so süß ich konnte entgegen, lehnte mich dabei nah an sein rot gewordenes Gesicht. Ein leises Knurren kam von Damien und grinsend ließ ich mich wieder nach hinten fallen. So kalt wie er sich gab, war er anscheinend doch nicht.

Den Rest des Tages fuhren wir schweigend durch Berg und Tal. Wunderschöne Seen, große Berge, dass alles konnte ich zum ersten Mal erblicken, kannte vorher nur unser kleines Dorf und den Wald, der dieses umgab. Mit großen Augen erspähte ich am Horizont ein riesiges Schloss. In der Abenddämmerung sah es aus wie ein wunderschönes Gemälde, das der begabteste Künstler der Welt erschaffen haben müsste. Es war hintenrum umgeben von Wald. An der linken Seite lag ein großer See, indem sich die untergehende Sonne spiegelte. Weisse Türme an den Seiten, ein großes Tor, und Flaggen von Wölfen zierten des Königs zu Hause.

Doch wo Licht ist, gibt es auch Schatten, und dieser sollte mich in vollkommende Dunkelheit hüllen.

Bevor wir über eine Brücke fuhren, um ins Schloss zu gelangen, fuhren wir langsam durch ein kleines Dorf. Hier lebten anscheinend die Arbeiter. Sie verneigten sich respektvoll, als sie Damien erblickten. Schmutzige Kleidung lag um ihre schmalen Körper, kein einziger von ihnen lächelte. Ich sah alte Männer angestrengt Holz fällen, sah zu wie Frauen zitternd zu uns rüber schauten, und dann trafen mich plötzlich die schönsten blauen Augen, die ich je gesehen hatte.

Ein kleines zierliches Mädchen stand inmitten mehrerer Hühner und fütterte sie. Ihre dünnen Arme waren überseht mit blauen Flecken, das Gesicht an manchen Stellen zerkratzt. Die dunkelblonden Haare sahen aus, als wären sie noch nie gewaschen worden. Ihr Anblick ließ mich erschaudern.
"Halt bitte an.", bat ich den schwarzhaarigen, doch er ignorierte mich gekonnt.

Irgendwas in dem Mädchen erinnerte mich an mich. Sie musste viel zu viel durchgemacht haben, war dazu sicher ein paar Jahre jünger als ich.
Entschlossen stellte ich mich in dem alten Cabrio auf die Füsse und sprang mit einem Satz raus. Alle Augen der Bauern waren auf mich gerichtet, doch mir war das ziemlich egal.
Nur mit einer Jacke bekleidet, lief ich zu ihr rüber, stellte mich vor sie und schaute ihr tief in die verloren wirkenden Augen. In dem Augenblick, wo ich ihr so nah war, wurde mir sofort bewusst, das sie kein Werwolf war. Sie war ein Mensch, und wurde hier anscheinend als Sklavin gehalten.
"Hallo, mein Name ist Melody. Und wie ist dein Name?"
Sie schaute erschrocken zu einem älteren Mann, der abseits von uns stand und sie boshaft anstarrte. Vorsichtig nahm ich ihr Kinn in meine Hand und drehte sie wieder zu mir.
"Keine Angst."
"Mein Name ist Emma.", flüsterte sie leise und fing mit dem Blick hinter mich an zu zittern.

"Steig sofort wieder ins Auto.", gab Damien kühl von sich.
"Nur wenn sie mit darf!", erwiderte ich und stand auf um ihm in die Augen zu blicken.  Er sah rüber zu dem Mann, warf ihm eine Goldmünze vor die Füße und gab uns beiden ein Zeichen ins Auto zu steigen.

Wieder im Auto sitzend, fiel mein Blick erneut auf den Mann, der strahlend die Goldmünze in den Händen herum drehte.  Es kam mir alles immer lächerlicher vor. Zwar waren wir von den Menschen zurück getrieben worden, doch mussten wir wirklich ganz von vorne anfangen. Während der zukünftige König ein Cabrio fuhr, schöne Kleidung trug und moderner aussah, als jeder den ich bisher kennen lernte, kamen diese Bauern mir wie aus einer anderen Zeit entsprungen vor.

"Danke Melody.", flüsterte das kleine Mädchen neben mir, schaute schüchtern auf ihre von Arbeit blutenden Hände.
"Alles wird gut okay.", hauchte ich ihr zu. Am liebsten hätte ich meine Jacke um ihren zierlichen Körper gelegt, doch ich hatte leider selbst nur Unterwäsche drunter an.

Angekommen auf der Brücke die zum Schloss führte, standen mehrere Männer mit Gewehren. Sie salutierten ohne uns genauer anzuschauen und gaben den Befehl, das Tor zu öffnen.
Mein Herz raste vor Aufregung, und auch Emma hob neugierig ihren Kopf, als das riesige Tor hoch gezogen wurde.

Dahinter war ein großer Platz, an dem mehrere Menschen versammelt waren. Sie schauten fröhlich in unsere Richtung, waren anscheinend froh darüber, ihren Prinzen wieder zu haben. Dieser stieg als erstes aus und half uns beiden auf dem Auto, während Aiden sofort die Treppen hoch lief und im Schloss verschwand.

Bevor ich Damien fragen konnte, was ich hier zu suchen hatte, kam eine wunderschöne Frau strahlend auf uns zu. Ihre braunen Locken fielen ihr fast bis zur Taille. Von einem perfekt zu ihr passenenden gelben Kleid umhüllt, ging sie auf Damien zu, um ihm einen leidenschaftlichen Kuss zu geben.

"DAS IST UNSER MATE!", brüllte Saphir plötzlich in meinem Kopf. Ihr Knurren war so kraftvoll, dass ich es nicht unterdrücken konnte, es mir aus der Kehle heraus trat und alle mich verwirrt anstarrten.

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1047 Wörter

( Wird Überarbeitet!!!) The Prince's Mate - Die neue Welt der WölfeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt