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Während wir zusammen unter dem Apfelbaum saßen, und die Stille genossen, verschwand die warme  Sonne langsam hinter den aufziehenden Wolken. Der Wind wehte stärker, brachte meine Haare dazu, vor meinem Gesicht zu tanzen. Ich schaute flüchtig zu Damien, der mich lächelnd beobachtete, wie ich versuchte meine schwarze Mähne unter Kontrolle zu bekommen, was auch mir ein kleines Grinsen entlockte, auch wenn die Situation zwischen uns alles andere als zum belächeln war.

"Ist dir kalt?", fragte er mich mit tiefer Stimme und schaute mir dabei liebevoll in die Augen.
"Nein ist schon okay.", wandt ich den Blick hoch in die Äste des Baumes, die vom Wind hin und her geweht wurden.

Die ersten Tropfen fielen auf die Blätter über mir, landeten dann sanft auf meinen Haaren und brachten den angenehmen Geruch, der immer in der Luft lag, sobald der Regen auf den Wald traf.
"Wir sollten gehen.", stand Damien auf, während es jetzt langsam immer mehr anfing zu schütten.
"Ich bin ganz deiner Meinung.", nahm ich seine Hand, die er mir reichte, um mir beim aufstehen zu helfen.

"Das ist ja mal richtig praktisch.", teilte ich ihm meine Meinung über sein Cabrio mit, während der Regen wie aus Kübeln auf uns herunter prasselte, mein Kleid und meine Haare komplett durch nässte.
"Planung ist nicht so mein Ding. Ich liebe die Spontanität!"
Ein tiefes Lachen kam aus seiner Kehle, dann wandt er sich dem Schiebedach zu und sah wirklich angestrengt aus, als er daran rum riss.

Diese Situation mit ihm, gab mir plötzlich ein seltsames Gefühl der Verbundenheit, dass nichts mit Saphir zu tun hatte. Wir schafften gerade eine Erinnerung, die nur uns beide einschloss. Keine Camilla, kein Aleks, kein Calvin war hier. Nur wir beide standen auf der Wiese unter dem Regen und würden, so wie es momentan aussah, so schnell hier nicht mehr weg kommen. Er war zwar ein Werwolf, dazu noch der nächste König, und war in vielen Sachen anderen deutlich überlegen,  aber ein Cabrio regendicht zu machen, gehörte definitiv nicht dazu.

"Würdest du bitte.", neigte der seinen Kopf auf die andere Seite des Autos, um mich um Hilfe zu bitten.  Ich wischte mir das Wasser aus dem Gesicht und schaute ihm zu, um es ihm gleich zu tun.

Meine Hände an das Dach gelegt, blickte ich statt auf das was er tat, in sein wunderschönes Gesicht, das er sich immer wieder mit dem durchnässten Ärmel seines Pullovers trocken rieb, während der Regen seine Haare ins Gesicht fallen ließ.
"Also?", lächelte er mir zu. Ich riss peinlich berührt die Augen auf. Er hatte mich beim starren erwischt. Eigentlich war ich immer selbstsicher,  aber das war mir echt  unangenehm. Schnell blickte ich auf seine Hände und legte meine Finger genau wie er um das Schiebedach.

"Auf 3. 1...2...3!"
Jeder auf seiner Seite versuchten wir es anzuheben, doch es klemmte, ließ sich keinen Zentimeter bewegen, selbst nach dem fünften Versuch nicht.
"Wir sollten uns einfach unterstellen und abwarten.", rief ich ihm zu. Der Regen traf mittlerweile so laut auf den Boden, dass es im Kopf dröhnte.
"Worauf warten? Das das Auto gleich überflutet ist?", schaute er mich fragend an.
"Dann mach es doch selbst.", ließ ich sauer los und kehrte ihm den Rücken zu.

Elegant, so wollte ich vor ihm wirken als ich ein paar Schritte auf den Wald zu machte, doch ich sah alles andere als anmutig aus. Das Kleid hing wie ein nasser Sack an mir herunter, die schwarze Mähne hatte bessere Tage gesehen, und als ich mich umdrehen wollte, um nach ihm zu sehen, fiel ich auch noch geradewegs in den Schlamm, der mein ganzes Kleid überzog. Ich hatte überhaupt keine Chance mit meiner schmerzenden Schulter den Sturz aufzuhalten oder abzubremsen. Anscheinend ganz zur Freunde meines Prinzen, denn dieser kam lachend zu mir gelaufen.

"Ich helf dir. Komm hoch.", hielt er mir seine Hand entgegen, konnte sich sein dummes Grinsen nicht verkneifen. Wütend und beschämt schlug ich seine Hand weg und stand alleine wieder auf. Er stand mir jetzt nah gegenüber und sah dem Regen dabei zu, wie er mich von dem Dreck befreite und ihn an mir herunter spülte. Ich konnte seinem warmen Blick nicht ausweichen, so sehr ich es auch in diesem Augenblick wollte, er sah zu schön aus.

Mit dem Wald hinter ihm, seinem nassen engen Pullover, den braunen Augen und schwarzen Haaren,  sah er aus wie ein Gemälde das ich gerne mein Leben lang studiert hätte. Jede Kleinigkeit an ihm erschien mir plötzlich wichtiger, als alles um mich herum, und so fand meine Hand, neugierig auf das Gefühl seiner Haut, den Weg an seine Wange. Sein verwirrter Blick spiegelte mein Inneres wieder. Ich wusste auch nicht, was gerade in mir vor ging. Gab Saphir die Schuld dafür, auch wenn ich es war, die ihm plötzlich nah sein wollte, oder war es doch die Verbindung. Ich konnte nicht mehr klar denken.

Ohne mir einen Einblick auf seine Gedanken preis zu geben, zog er mich näher an sich herran und legte seine Hand auf meine, die auf seiner Wange langsam anfing zu kribbeln. Die intensiven Blicke, das rascheln der Blätter, der prasselnde Regen, ein Augenblick der mich alles vergessen ließ. Mein rasendes Herz schmerzte nicht mehr, meine Zerrissenheit setzte sich wie ein Puzzle Stück für Stück zusammen, und selbst Saphir und ich, waren in diesem Moment eins. Eins mit ihm. Mit dem Mann, der mich gerade allem Chaos entriss. Mir einen Moment der Hoffnung auf ein Leben ohne Spaltung der Gefühle gab, und als wäre es das normalste der Welt, fanden meine Lippen die seinen.

Während wir uns leidenschaftlich küssten, war es mir völlig egal, ob die Gefühle, die in mir aufkamen, echt oder falsch waren. Ob sie aufgrund der Verbindung plötzlich auftauchten, oder er mein Herz wirklich berührte. Das Einzige, worüber ich mir in diesem wunderschönen Moment sicher war, war, das ich nie wieder aufhören wollte ihn an meinen Lippen zu spüren.

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982 Wörter

Hat Saphir ihre Finger im Spiel oder könnte Melody sich ihm wirklich plötzlich verbunden fühlen? Hat es was mit dem Gefühl des Wassers zu tun, was ihr auch sonst immer Freiheit vermittelt oder was hat sie wohl dazu getrieben ihn zu küssen? :) ich hoffe es hat euch gefallen ♡

( Wird Überarbeitet!!!) The Prince's Mate - Die neue Welt der WölfeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt