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Yoonwha

Nervös schaute Yoongi sich selber im Spiegel an. Erneut. Zum hundertsten Mal in dieser Stunde. Denn er musste perfekt aussehen. Jaehwa hatte ihn angerufen und gemeint, sie würde heute mit seiner Familie zu Besuch kommen, da heute Samstag war. Und deshalb wollte er für sie hübsch sein. Damit sie stolz sagen konnte, dass sie ihn datete. Sie sollte sich nicht schämen, mit ihm gesehen zu werden. Und deshalb trug er heute sogar ein Hemd.

"Du siehst gut aus, chill mal!", riss ihn sein Zimmernachbar, Junghwan, welcher auf seinem Bett lag, aus seinen Gedanken. Hier in der Klinik hatte niemand ein privates Einzelzimmer, wenn es nicht mehr allzu schlimm war, damit die Patienten nicht vereinsamen würden. Und Yoongi verstand sich sogar einigermaßen mit dem erkrankten Mann. "Meine Familie kommt heute. Ich muss gut aussehen", antwortete Yoongi ihm nur stumpf, während er sich die Haare erneut machte. "Und? So ziehst du dich normalerweise nicht an." "Nur weil du nur Jogginghosen trägst, heißt das nicht, dass alle das machen", meinte Yoongi dann, während er sich doch vom Spiegel entfernte. "Mein kleiner Bruder soll mich nicht krank sehen. Er versteht das alles nicht. Er weint abends, weil ich nicht da bin und Eomma kann ihm ja schlecht erklären, dass ich mir die Oberschenkel zerfetzt habe!"

"Wow! Greif mich nicht so an!", lachte Junghwan dann. "Deine Süße kommt doch auch. Das ist doch der Grund für alles." "Nenn Jaewha nicht 'Süße'", grummelte Yoongi, während er geschlagen nickte. "Auch. Aber ich muss Yoonjae die Situation erklären. Er soll es ein wenig verstehen, damit er lernt damit umzugehen." "Aw, da wird der Basketballer weich!" "Hör auf Junghwan, oder ich kastriere dich im Schlaf. Besser, ich amputiere dir alle Finger. Dann kannst du dich nicht mehr erbrechen." "Wenigstens darf ich ohne Beaufsichtigung meinen Bart rasieren. Du hast Scherenverbot, nicht ich!" "Halt die Fresse!" Und dadurch mussten beide laut lachen. "Ich werde dich echt vermissen, wenn du entlassen wirst", grinste Yoongis Zimmergenosse dann, weshalb Yoongi auch kurz grinsen musste. "Bitte bring dich nicht um." "Du dich auch nicht, Yoongi."

Die beiden wurden aus ihrem Gespräch gerissen, als an der Zimmertür geklopft wurde. Aufgeregt sprang Yoongi sofort auf, ehe er noch einmal sein Outfit checkte. Danach öffnete er die Tür, nur um von einem kleinen Wirbelwind umarmt zu werden. Zumindest seine Beine, größer war sein Bruder nicht wirklich. "Gi! Hoch!", rief er aufgeregt aus, weshalb Yoongi dieser Forderung glücklich nachkam. "Mein Baby! Gi ist da, Gi ist da", lächelte er breit, während sein kleiner Bruder glücklich sein Gesicht in die Halsbeuge drückte. "Er ist so aufgeregt", lächelte Yoongi breit, während seine Eltern und Jaewha ihn anschauten.

"Du siehst gut aus, Großer", begann sein Stiefvater dann. "Die Klinik tut dir sichtbar gut." "Ja, das tut sie. Wollen wir in den Garten zum Spazieren?" Sofort stimmten die anderen zu, sodass sie kurz darauf auch schon in dem kälteren Frühlingswetter standen. Eher Anfang des Frühlings. Denn warm war es nicht.

"Hier müsste ein Spielplatz in der Nähe sein, dann kann Yoonjae ein wenig spielen", murmelte Yoongi, während er seinen Bruder fester umarmte. "Gut, dann können wir ja in der Zeit ein wenig reden", lächelte seine Mutter, während sie zu ihrem Sohn schaute. Er wirkte wirklich gesünder und vor allen glücklicher, so verriet es zumindest sein Lächeln auf den Lippen, dass er schon die gesamte Zeit über trug. Bei dem genannten Spielplatz angekommen lief Yoonjae, sobald er wieder auf dem Boden stand, auch schon aufgeregt zu dem kleinen Klettergerüst, gefolgt von Jaewha. Sie wollte gerne mit Yoongi reden, aber anscheinend brauchte er kurz Zeit mit seinen Eltern. Und deshalb passte sie einfach ein wenig auf Yoonjae auf, der sie aufgeregt zur Rutsche führte.

"Yoongi", begann seine Mutter, sobald sie auf einer der Parkbänke in der Nähe des Spielplatzes saßen. "Du siehst viel besser aus." "Ich habe dich vermisst, Eomma", hauchte Yoongi nur, ehe er sich an seine Mutter drückte. "Es tut mir so leid." "Muss es nicht. Darüber haben wir doch schon geredet, Yoongi", antwortete seine Mutter einfühlsam, während sie ihrem Sohn über den Rücken strich. "Es war die richtige Entscheidung, dass du dir professionelle Hilfe geholt hast. Schau nur, wie gut es dir jetzt geht!" "Aber-" "Kein 'aber', Großer", begann nun auch Mr Min. "Du hast rein gar nichts falsch gemacht. Und du solltest wissen, dass wir dich immer mit offenen Armen empfangen werden. Aber sie es so: wenn du nächste Woche wieder nach Hause kommst, geht dein Freund Namjoon auch wieder los."

"Was? Wirklich?"

"Ja, er kommt morgen aus der Reha und ist ab Montag wieder dabei. Und du dann ab nächsten Montag", lächelte Mrs Min, während sie ihrem Sohn über die Haare fuhr. "Ihm geht es so viel besser." "Mhm. Geht es Yoonjae besser? Weint er oft?", fragte Yoongi direkt besorgt weiter nach, weshalb sein Stiefvater lachen musste. "Nicht mehr so häufig wie zu Beginn, aber er schaut trotzdem jeden Abend in dein Zimmer. Er vermisst dich schon ziemlich stark", meinte er. "Er ist ein Engel." "Kommt nach dir, Großer."

"Darf ich zu Jaewha und Yoonjae? Ich muss dringend die Zeit nachholen und-" "Geh ruhig", lächelte Mrs Min, weshalb Yoongi lächelnd aufsprang und zu Jaewha und Yoonjae rannte. "Gi!", hörte man den kleinen Bruder von Yoongi auch schon laut rufen, weshalb er schnell nach oben zur Rutsche kletterte. "Jae! Ich bin da", meinte Yoongi, während er seinem Bruder durch die Haare fuhr.

"Hallo Jaewha", hauchte er dann zu seiner festen Freundin, die neben dem kleinen Jungen hockte. "Ich habe dich vermisst. Tut mir leid, wenn ich jetzt nicht mehr der perfekte feste Freund bin-" Jaewha unterbrach seinen Redefluss schnell mit einem langen und zarten Kuss auf die Lippen, weshalb der junge Mann sich sichtlich entspannte. "Scheiß auf perfekt. Du bist einzigartig, das zählt. Ich liebe dich." "I-Ich dich auch, Jaewha." "Gi mhua!", rief Yoonjae dazwischen, weshalb er von seinem Bruder ebenfalls einen Kuss auf den Mund bekam. "Dich liebe ich auch, Hosenscheißer!" "Das ist nicht nett", kommentierte Jaewha die Aussage grinsend, weshalb Yoongi seine Nase kräuselte. "Ist doch war. Auf dem Weg hier hin hat er schon in seine Windeln gemacht!" "Du hast wahrscheinlich auch früher in deine Hosen gepinkelt!" "Woher willst du das denn wissen?", stichelte Yoongi, während Jaewha breit grinste.

"Es hat sich ein wenig etwas verändert, während du weg warst", begann sie dann, während Yoonjae mit einem Stock gegen das Plastik der Rutsche schlug. "Jimin ist wieder auf unserer Schule." "Das ist großartig!" "Sie ist jetzt auch Cheerleader. Fest im Team", erzählte die Schwarzhaarige glücklich weiter, weshalb Yoongi lächeln musste. "Sie ist einfach toll. Sie wird das perfekt hinbekommen", lächelte der Basketballer, während er seinen Bruder auf den Schoß zog. "Und dich habe ich am allermeisten vermisst, Baby", grinste er dann seinen Bruder an, welcher den Stock sofort fallen ließ, um Yoongi zu unarmen. "Gi", hauchte Yoonjae dann, während er die Rutsche anschaute. "Pipi." "Jaewha, er braucht eine neue Windel", meinte Yoongi dann, weshalb seine feste Freundin nickte. "Natürlich. Wir rutschen am besten, dann können wir zu deinen Eltern gehen."

Einverstanden von dieser Idee nahm Yoongi seinen Bruder auf den Schoß, bevor er sich die kleine und enge Rutsche hinunter quälte. Mit Yoonjae im Arm lief er dann direkt zu der Parkbank, auf der seine Eltern saßen, um mit ihnen zu reden. "Ist alles in Ordnung?", fragte sein Stiefvater direkt nach, weshalb Yoongi zur Beruhigung nickte. "Er hat seine Windeln voll", meinte er, weshalb seine Mutter seufzend aufstand. "In Ordnung, wir gehen rein und kümmern uns drum. Geh doch in der Zeit mit Jaewha spazieren", antwortete Mrs Min, weshalb Yoongi ihr nickend den kleinen Jungen überreichte.

"Wir lassen uns Zeit, Großer", grinste Mr Min. Schnell nickte Yoongi, bevor er sich undrehte und zu Jaewha zurücklief, da diese etwas weiter abseits der Familie stand, um Yoongi seinen Freiraum zu lassen. Er sollte nicht das Gefühl bekommen, dass er heute weniger Zeit mit seiner Familie aufgrund von ihrer Anwesenheit bekam. Denn das war nicht ihre Absicht.

Bei Jaewha angekommen griff Yoongi sofort nach ihrer Hand, bevor er sie in eine feste Umarmung zog. "Ich habe dich so vermisst, Jaewha. E-Es tut mir so leid." Lächelnd zog die Cheerleaderin den etwas aufgelösten Mann in ihre Arme. "Das ist keine Entschuldigung wert, Süßer. Aber ich habe dich auch stark vermisst. Vor allem deine großartigen Berührungen und deinen tollen Geruch", hauchte sie, ehe sie seinem Nacken einen Kuss gab. "Ich liebe dich, Yoongs." "Ich liebe dich mehr, Jaewha."

Transgender ^JiKook^Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt