Gefangen

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Summary: Loki wird seit seiner Reise nach Asgard vermisst

Pairing: Loki x fem!reader

Warning: Explizite Beschreibung von Gewalt

Wörter: 1,164k

Notes: Ich bin heute in ziemlich depressiver Stimmung. Dementsprechend ist dieses Kapitel geworden.
(Bildquelle: Pinterest Fanpop)

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„Verdammt, das habe ich nicht kommen sehen, Y/N!"

Stevens Augen waren noch immer voller Überraschung weit geöffnet, als er sich von der Matte hochdrückte und dreimal in die Hände klatschte. Y/N lächelte und zuckte mit den Schultern.

„Du bist wirklich gut geworden."

Er klopfte ihr auf die Schulter und wich sich mit der anderen Hand den Schweiß von der Stirn. Seine Wangen waren von der Anstrengung ihres Trainings gerötet und er sah so viel jünger aus, als noch vor wenigen Stunden im Meeting.

„Woher kannst du diese ganzen Drehungen? Das ist beeindruckend. Ich wusste nicht mehr, wo hinten und vorn ist."

Erschöpft griff Y/N nach ihrer Tasche und schlenderte mit ihrem Kollegen zur Tür.

„Ich hab im Moment einfach viel Zeit fürs Training." antwortete sie und schaute zu, wie sie ihre Füße in den engen Lederstiefeln über den edlen Boden des Towers trugen. Wenn sie die Augen etwas zusammen kniff, sah es aus, als würde sie schweben. Steven musste ihr Gesicht nicht sehen, um die Traurigkeit in ihrer Stimme zu hören.

„Ich bin mir sicher, dass alles in Ordnung ist."

„Klar" antwortete sie schnell und versuchte den Klos in ihrem Hals herunter zu schlucken. Normalerweise nervte sie Stevens Zuversicht in die unmöglichsten Dinge, aber im Moment war er der letzte Strohhalm, an den sie sich klammern konnte. Auch wenn es ihr niemand offen ins Gesicht sagte, niemand glaubte daran, dass Loki nochmal zurück kommen würden.

Es war nun schon fast sieben Monate her, dass er nach Asgard gereist war, um seinen Bruder bei einer Unstimmigkeit mit Jotunheim zu helfen. Wer wäre besser dafür geeignete, hatte er gesagt und sie zum Abschied in den Arm genommen. Es wird nicht lange dauern.

Y/N hatte sich nichts dabei gedacht. Es war nichts Außergewöhnliches, dass Loki seinen Bruder in Asgard besuchte. Auch wenn er es niemals offen zugeben hätte, er vermisste Thor. Sie hatte ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen gehaucht und sich dann beeilt, zu ihrer Verabredung mit Natasha ins Kino zu kommen.

Ist das alles? hatte er ihr lachend nachgerufen, doch sie hatte nur eine Hand zum Abschied gehoben und sich nichtmal mehr zu ihm umgedreht.

Die Unruhen in Jotunheim waren nach nur wenigen Tagen stärker geworden und innerhalb der nächsten Wochen war ein Krieg zwischen Asgard und Jotunheim ausgebrochen. Kurz aber heftig, wurde ihr berichtet. Loki und Thor waren die Ersten gewesen, die zur Aussprachen mit den Frostriesen in die fremde Welt gereist waren und von denen man danach nichtsmehr gehört hatte.

Y/N hatte Tony angefleht ein Team hinzuschicken und nach vielem Betteln hatte er nachgegeben. Nun schon drei Mal, doch jedesmal kam die Spezialeinheit ohne Nachrichten zurück von der kalten zerstörten Welt. Kein Zeichen von Leben, stand in ihrem Bericht.

„Komm, ich lad dich zu einem Eis ein" riss Steven sie aus ihren Gedanken und erst jetzt bemerkte sie, dass ihr die ersten Tränen über die Wange gelaufen waren. Sie schüttelte den Kopf, doch Steven legte ihr nur den Arm um die Schulter und zog sie in Richtung der Cafeteria. Bevor sie sie erreichen konnten, kreuzte Tony ihren Weg.

„Y/N, dürfte ich dich sprechen?"

Seine Stimme war belegt und in seinem Ausdruck lag ein Schmerz, den sie nur beim Verlusten eines Teammitgliedes kannte. Sie wusste sofort, was passiert war.

„Er ist tot?"

Sie war selbst über die Festigkeit ihrer Stimme überrascht. Tief im Inneren hatte sie es wohl geahnt. Es war nicht unüblich, dass Loki für einen unbestimmten Zeitraum ohne ein Zeichen verschwand, aber das ungute Gefühl in ihr hatte sie nach nur wenigen Tagen so überkommen, dass sie vom Schlimmsten ausgehen musste.

Langsam und unsicher schüttelte Tony den Kopf. Verwirrt zog Y/N die Augenbrauen zusammen und musterte ihn.

„Nein, noch nicht. Wir sollten das wirklich in meinem Büro besprechen."

Betäubt folgte Y/N Tony in sein Büro. Er schloss die Tür hinter ihr und mit einem Klatschen verfärbten sich die gläsernen Wände milchig. Was auch immer er ihr sagen wollte, er wollte ihr Privatsphäre für den Fall eines Nervenzusammenbruchs geben. Tolle Vorraussetzungen.

„Mach es kurz und schmerzlos, Tony. Was ist mit ihm? Hat er seinen biologischen Vater gestürzt und reagiert Jotunheim jetzt selbst? Oder hat er Thor hintergangen und reagiert jetzt Asgard? Was es auch immer ist, sag es mir einfach und ich kann anfangen über ihn hinwegzukommen."

Tony schaute sie an und deutete ihr, sich zu setzten. Ohne Widerworte ließ sie sich auf eines der Sofas fallen und schlug die Füße auf dem Couchtisch übereinander.

Kurz sah Tony aus, als wolle er etwas sagen, doch dann schaltete er nur den großen Bildschirm an der gegenüberliegend Wand an und Y/N stockte der Atem.

„Was...?"

„Sie halten ihn in Gefangenschaft. Dieses Video wurde Thor mitgegeben."

Loki hing in Ketten an einer steinernen Wand. Der Schneesturm, der um ihn peitschte, ließ seine Haare wild über seinem Kopf tanzen, der schwer nach vor auf seiner Brust hing. Sein blauer Körper war übersäht mit Wunden, die selbst einen Gott umbringen konnten und die kunstvollen Muster und Linien, die ihn sonst in seiner Jotun Form wie ein kleines Kunstwerk wirken ließen, waren blass und verschwommen.

Ein großer kräftiger Frostriese trat ins Bild und versperrte die Sicht auf ihren Freunde. Seine tiefe Stimme sprach einige Worte, die sie nicht verstehen konnte und wendete sich dann Loki zu. Geschockt schlug Y/N die Hand vor den Mund, als Lokis Peinigen in seine schwarzen Locken griff und seinen Kopf nach oben zerrte.

Er hatte die Lippen leicht geöffnet und in seinem Mundwinkel konnte man deutlich den roten Tropfen Blut sehen, der langsam eine Spur auf seinem Kinn hinterließ und dann auf seine nackte Brust tropfte. Er schien alle verbliebenen Kraftreserven zu brauchen, um seine Augen zu öffnen und in die Kamera zu schauen. Das magische Rot, dass Y/N von seiner Gestalt kannte, war zu einem milchigen rosa geworden und er schien nichts in seinem Umfeld fokussieren zu können denn seine Pupillen schwirrten unruhig hin und her.

Grob ließ der Frostriese seinen Kopf wieder los und Y/N konnte zwischen dem Geschrei und Sturm leise das Stöhnen ihres Lebenspartners hören. So deutlich, als würde er gerade neben ihr sitzen. Noch nie hatte sie ihn so voller Schmerzen und Angst gesehen.

Wie in Trance schaute sie zu, wie ein weiterer Mann ins Bild trat und ausholte, bevor Tony sich ihr in den Weg stellte und den Fernseher mit einer schnellen Bewegung ausschaltete.

„Den Rest solltest du dir nicht ansehen."

Seine Stimme klang fremd und weit weg. Y/N zwang sich zu einem tiefen Atemzug, brachte aber nur einen erstickten Schluchzer zustande. Fast wäre sie vor Tonys warmer Hand zurück geschreckt, der ihr unterstützend die Schulter drückte, doch als sie es geschafft hatte, die Tränen weg zublinzeln, schaute sie ihn mit wachen und hasserfüllten Augen an.

„Ich muss nach Jotunheim"

Sie hatte mit allem gerechnet, jedoch nicht mit dem wissenden Nicken in die hintere Ecke des Raumes.

„Ich weiß." antwortete eine tiefe Stimme hinter ihr und Y/N sprang auf. Von den Emotionen übermann, fiel sie dem Gott des Donners in den Arm und ließ sich von seiner Umarmung trösten. Sie war nicht die einzige, die Angst um eine geliebte Person hatte.

„Wir müssen ihn befreien, Thor" schluchze sie in seine Schulter.

„Das werden wir. Versprochen." antwortete er fest und Y/N wusste, dass sie bis ans Ende der Welt gehen würde, um ihn zu retten. Sie würden ihn befreien. Und wenn sie dabei sterben würde.

Loki - One-Shots (Loki x Reader)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt