Kapitel 11

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Überrascht hob ich die Augenbrauen als ich in Elizabeths Zimmer trat und sah, dass sie alleine versuchte sich an den Bettrand zu setzen. Mit schnellen Schritten war ich bei ihr und half ihr sich aufzusetzen.

"Solltest du nicht vielleicht besser auf einen Physiotherapeuten warten?" Sie schnaubte.

"Die waren heute Morgen bereits viel zu lange hier. Und ich liege bestimmt nicht im Bett wenn die Polizei kommt", erzählte sie mit schmerzverzerrtem Gesicht. Sie drückte auf einen Knopf der Morphium-Pumpe und kurz darauf entspannte sie sich wieder. Ich blieb neben ihr am Bettrand sitzen. Sie war erst heute morgen auf eine normale Station verlegt worden.

"Ich wusste gar nicht, dass die Polizei heute schon kommt. Und solltest du nicht lieber weniger von diesen Schmerzmitteln nehmen?"

"Die Polizei wollte heute Morgen schon kommen, doch Will konnte sie davon überzeugen, dass sie erst später kommen sollten. Und er hat die Pumpe neu umgestellt, die Dosis ist schon reduziert und es war das erste Mal heute, dass ich den Knopf gedrückt habe." Abwehrend hob ich die Hände.

"Also hast du Nachricht, dass Will dein Arzt ist wohl gut aufgenommen", stellte ich fest. Sie lachte kurz auf, verstummte jedoch gleich wieder und fasste sich an die Seite. Lachen wird wohl noch eine ganze Weile weh tun.

"Ehrlich gesagt war ich verwundert, dass er noch so heil aussah. Nein, er war ganz nett und hat sich sogar entschuldigt. Außerdem finde ich, dass er ein guter Arzt ist" Ich nickte. Er war wirklich gut.

"Ich dachte, die gebrochene Nase von damals würde reichen. Erzählst du mir jetzt endlich was passiert ist?" Sie schüttelte den Kopf.

"Nein, tut mir Leid, du musst warten bis die Polizei hier ist. Ich schaffe es nicht, die ganze Geschichte mehr als einmal zu erzählen" Sie kaute auf ihrer Unterlippe und wandte den Blick von mir ab. Ich seufzte.

"Soll ich gehen, wenn die Polizei hier ist?" Ruckartig wandte sie den Blick mir zu doch ich sah verlegen auf die Bettdecke neben ihr. Ich durfte nicht vergessen, dass es zwischen uns aus war auch wenn es sich gerade nicht danach anfühlte. Sie legte ihre heile Hand auf meine.

"Nein, ich will dass du bleibst. Sonst schaffe ich es erst recht nicht. Also nur wenn du willst" Schüchtern lächelte sie mich an. In meinem Bauch breitete sich ein warmes Gefühl aus als ich es zögerlich erwiderte.  Obwohl sie überall gelblich-blaue Flecken im Gesicht hatte, war sie für mich die schönste Frau überhaupt. Verdammt, wieso war es nur so schwierig bei ihr nichts zu fühlen. Es war praktisch unmöglich. Ein Klopfen an der Tür zerstörte den Moment zwischen uns und betreten wandten wir den Blick ab. Zwei Polizisten in Uniform traten ein. Ein Älterer und ein sehr junger, der aussah als hätte er gerade erst angefangen. Beide stellten sich kurz vor, doch ich hatte die Namen bereits wieder vergessen.

"Sie sind der Verlobte?", fragte mich der Ältere von beiden. Sofort schüttelte ich den Kopf.

"Nein. Nein, ich bin mehr ein guter Freund. Wir kennen uns schon eine Weile", erklärte ich und rückte etwas von Liz weg. Diese lief prompt rot an. Die Polizisten wechselten einen vielsagenden Blick, doch das war mir egal. Sollten sie doch denken was sie wollten. Beide schnappten sich Stühle und setzten sich vor uns. Der Ältere lehnte sich vor.

"Fangen wir mit etwas leichten Fragen an. Es ist nur fürs Protokoll damit man weiß, dass Sie komplett zurechnungsfähig sind, okay?" Liz nickte.

"Wie ist Ihr Name?"

"Elizabeth Wheeler"

Geburtstag? Geburtsort?"

"23. Februar 1998. UC San Diego Medical Center", ratterte sie runter. Die Polizisten machten sich weiter Notizen und nachdem sie ihnen die Namen ihrer Eltern und den Namen des momentanen Präsidenten, sowie das korrekte Datum nennen konnte, tasteten sie sich weiter an das eigentliche Thema heran.

"Wissen Sie wer Sie angegriffen hatte?" Gespannt blickte ich zu ihr. Unsicher nickte sie. Sie zögerte kurz doch dann antwortete sie.

"Mein Verlobter. Maximilian Cooper" Ich schloss die Augen und spannte mein Kiefer an. Der Kerl war sowas von dran, wenn ich hier raus war. Eine Hand legte sich auf meine und ich öffnete wieder die Augen. Unmerklich schüttelte sie den Kopf bevor sie ihre Hand wieder weg nahm.

"Ist dies schon mal vorgekommen?" Nun hat der Jüngling sich mal zu Wort gemeldet. Elizabeth schluckte bevor sie wieder nickte. Schockiert musterte ich sie. Er hatte ihr schon öfters wehgetan?

"Es war nie so schlimm. Manchmal hatte er mich zu fest angefasst oder Sachen nach mir geworfen" Ihre Stimme begann zu zittern.

"Hat er Sie einmal bedrängt? Sie zu etwas gezwungen, was Sie nicht wollten?" Gespannt hielt ich die Luft an und wusste nicht ob ich die Antwort überhaupt hören wollte. Sie schüttelte den Kopf. Erleichtert stieß ich die Luft wieder aus.

"Das ist jetzt schwer aber können Sie uns genau sagen was passiert ist?" Eine Träne rollte über ihre Wange als sie nickte und dann begann sie mit zittriger Stimme zu erzählen. Sie erzählte von Faustschlägen und Fußtritten und davon, dass er sie eine Treppe runtergeschmissen hatte. Die Polizisten verzogen keine Miene. Es war als hätten sie sowas bereits öfters gehört. Mich jedoch machte das, gerade, Gehörte furchtbar wütend. Max wusste gar nicht wie gut er es mit Elizabeth getroffen hatte. Er würde nie wieder so eine wie sie finden. Der Jüngere lehnte sich etwas vor.

"Er erpresst Models mit schlechten Fotos damit sie mit ihm schlafen?"

"Ich weiß es nicht,  er hat es nie zugegeben. Doch es gibt viele Anzeichen dafür" Die zwei Polizisten sahen sich an.

"Da bleiben wir dran. Wenn er sowas wirklich getan haben sollte, wird er es wieder tun und hat es wahrscheinlich auch schon öfters getan. Viel wichtiger ist jetzt folgendes. Wollen Sie Anzeige erstatten?" Ich beruhigte mich etwas als ich sah, dass sie nickte. Sie klärten noch alle Formalitäten wegen der Anzeige, dann verabschiedeten sie sich. Ich half Liz wieder zurück ins Bett, da sie doch ziemlich müde war. Sie hielt meine Hand fest.

"Wenn du jetzt gehst Cole, dann gehst du direkt nach Hause, hast du mich verstanden? Du wirst keine Umwege machen, bei denen du zufällig auf Max stoßen wirst, okay? Ich will nicht, dass du dich wegen diesem Arschloch in irgendetwas verwickelst." Widerwillig nickte ich obwohl ich schon große Lust hatte ihm eine reinzuhauen.

"Cole versprich es mir" Streng sah sie mich an.

"Ich verspreche es. Hoch und heilig. Jetzt ruh dich aus. Morgen wollten Dad und Julia nach dir sehen und ich glaube, dass Sandra auch schon im Vormarsch ist und die anderen wahrscheinlich im Schlepptau hat" Sie legte ihren Kopf in das riesige Kopfkissen und lächelte zufrieden.

"Es tut mir trotzdem Leid. Das alles hast du nicht verdient" Ihr Lächeln erstarb.

"Doch... irgendwie schon" Verdutzt blickte ich zu ihr.

"Ich weiß nicht ob ich das jetzt verstehe" Sie seufzte.

"Ich wusste, dass er mich verletzte. Ich wusste, dass er mich nicht richtig behandelte. Ich wusste, dass ich etwas anders, etwas besseres verdient hatte. Aber ich bin trotzdem geblieben. Manchmal liebt man jemanden, man liebt ihn wirklich, dass man sich von ihm verletzen lässt. Ich wollte, dass er mich berührte, selbst wenn ich danach blutete. Ich wollte diese paar Sekunden glücklich sein auch wenn ich danach eine ganze Nacht in mein Kissen weinte. In meinem Inneren wusste ich, dass es nicht richtig war, doch ich habe stundenlang Entschuldigungen zusammen gesponnen um mir weis zu machen, dass es das wäre. Ich habe mich immer an zweite Stelle gesetzt damit er an erster Stelle war. Und ich dachte... vielleicht... eines Tages wird er das auch für mich tun" 

Someone like youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt