Kapitel 10

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Elizabeth

Ich sperrte die Eingangstür auf, die das Treppenhaus zu unserer Zwei-Zimmer-Wohnung freigab als mein Handy einen Ton von sich gab.

Der Kerl ist sowieso bis ans Lebensende bestraft. Der Fall war ja in den Medien.

Grinsend las ich seine Nachricht. Dabei ignorierte ich geflissentlich das Kribbeln in meiner Bauchgegend. Kurz schloss ich die Augen. Krieg dich wieder ein, Elizabeth. Cole hat keine Zukunft. Er ist dir mit einem dahergelaufenen Mädchen fremdgegangen. Ich atmete tief durch bevor ich ihm antwortete. 

Es ist für ihn noch nicht vorbei. Olivias Anwälte bereiten eine Sammelklage vor. Es haben sich jetzt noch andere Studentinnen getraut gegen ihn Anzeige zu erstatten und ich glaube es werden noch einige kommen.

Ich ließ das Handy in meine Tasche gleiten als ich mich bereit machte zum Aufstieg in den dritten Stock. Der Aufzug funktionierte schon seit einem Monat nicht mehr doch das kümmerte den Vermieter reichlich wenig. Mir solls recht sein, dass würde mir einen Grund geben gegen die nächste Mieterhöhung argumentieren zu können. Auf halber Strecke kam mir eine junge Frau entgegen, die ich noch nie hier gesehen hatte. Junge Frau war bereits nett gesagt, es war fast noch ein Mädchen. Ich blieb stehen und drückte mich mehr gegen die Wand damit sie vorbei konnte. Dabei musterte ich sie. Ihre Augen waren glasig und ihre Lippen zitterten. In ihrem Blick war irgendetwas komisches, gebrochenes. So einen Blick hatte ich bereits einmal gesehen, bei Olivia. Und plötzlich kam mir das Mädchen doch bekannt vor. Sie war eines der Models für einen Unterwäschekatalog, den Max machen sollte.

"Alles in Ordnung?", fragte ich sie besorgt. Ihre braunen Rehaugen musterten mich und weiteten sich einen Moment als sie erkannte wer ich war. Dann brach sie in Tränen aus und lief schnell die Treppen runter. Ich brauchte einen Moment bis mir klar wurde, was hier vor sich ging. Schnell stieg ich die letzten Stufen hoch bis zur Wohnung. Leise drückte ich die Klinke runter und schlich leise ins Wohnzimmer, wo Max gerade dabei war sich die Hose zuzuknöpfen. Dabei hatte er einen zufriedenen Gesichtsausdruck aufgelegt, der sich jedoch schlagartig änderte als er sah, dass ich mit verschränkten Armen vor ihm stand. Verlegen grinste er.

"Sorry, bin bei der Arbeit eingeschlafen", murmelte er und blickte mir nicht ins Gesicht. Ich hob eine Augenbraue.

"Am helllichten Tag? Auf dem Sofa? In ihr?" Dabei zeigte ich auf den Bildschirm seines Laptops wo zufällig gerade eine Aufnahme von ihr war. 

"Da war nichts. Du musst jetzt nicht gleich eifersüchtig werden" Grinsend kam er auf mich zu und versuchte mich zu umarmen doch ich schlug seine Hände weg.

"Ich bin nicht eifersüchtig. Ich bin wütend. Sie kommt mir heulend entgegen und du ziehst dir eine Hose an wenn ich reinkomme. Sie ist fast noch ein Kind, Max. Ein Kind. Was hast du mit ihr gemacht?" Abwehrend hob er die Hände doch auch er wurde immer wütender.

"Ich habe gar nichts gemacht. Ich hab mit ihr über ihre Fotos gesprochen, dass sie nicht gut sind" In mir machte es klick. Von dieser Masche hatte ich bereits gehört. Ich schubste ihn an seiner Brust nach hinten.

"Du Arschloch. Du hast absichtlich schlechte Fotos von ihr gemacht. Das war bestimmt ihr erster großer Auftrag und du hast ihn ihr versaut. Dann hast du sie hierher eingeladen und gesagt du würdest noch mal ein Shooting mit ihr machen unter der Bedingung, dass sie mit dir schläft." Wieder schubste ich ihn, doch er hielt mich an beiden Armen fest. Dann schleuderte er mich gegen die nächste Wand, an der ich mir heftig den Kopf stieß. Dann ertönte der Nachrichtenton meines Handys auf den Max auch aufmerksam wurde. Wir blickten uns kurz an und bevor ich mich wehren konnte hatte er sich bereits mein Handy geschnappt.

"Du bist so eine Heuchlerin. Wirfst mir vor fremdzugehen und triffst dich hinter meinem Rücken mit deinem Ex" Ich stieß mich von der Wand ab und gab ihm eine Ohrfeige.

"Das ist nicht wahr und das weißt du auch" Die Ohrfeige hatte in ihm irgendetwas ausgelöst, denn sein Blick wurde immer finsterer. So finster wie an dem Tag, an dem ich ihm gesagt habe, dass ich das Kind verloren hatte. Ich schluckte und kurz danach spürte ich einen heftigen Schmerz an meiner linken Schläfe. Etwas warmes floss meine Wange hinab. Schockiert bemerkte ich, dass es Blut war. Max wurde immer wütender und kam bedrohlich näher.

"Ich bin dich so satt. Ständig deine Besserwisserei. Ständig dein Rumgeheule. Wie konnte ich es überhaupt solange mit dir aushalten" Er holte wieder mit der Faust aus und traf diesmal meine rechte Wange. Ich biss auf meine Zunge und schmeckte gleich darauf Blut.

"Ich wollte dich schon vor Ewigkeiten verlassen, doch dann sagtest du du wärst schwanger." Wieder holte er mit der Faust aus und schlug mir in die Magengrube. Keuchend ging ich zu Boden.

"Doch du bist selbst zu blöd um ein Kind zu bekommen" Er trat in meine Seite und ich konnte etwas knacken hören. Keuchend rollte ich mich auf den Bauch und versuchte die Tür zu erreichen. Am Fuß zog er mich wieder zu sich und trat wieder nach mir. Diesmal traf er meinen Arm.

"Das Kind war bestimmt nicht mal von mir, du Hure" Er wandte sich kurz von mir und mit Hilfe des kleinen Beistelltisches konnte ich mich hochziehen. Ächzend setzte ich einen Fuß nach den andern, doch die Tür schien irgendwie nicht näher kommen zu wollen. Ein Tritt in meinen unteren Rücken brachte mich wieder zum Fallen und wieder schlug ich mit dem Kopf auf. Mein Arm pochte. Das Atmen wurde immer schwieriger und mein Mund füllte sich immer weiter mit Blut. Auf meinem Blickfeld tauchten schwarze Punkte auf. Auf allen vieren kroch ich auf die Tür zu. Max trat mit seinem ganzen Gewicht auf mein Bein bis man auch dort ein Knacken hören konnte. Vor Schmerzen schrie ich auf. 

"Ich geb dir gleich einen Grund zu schreien" An meinen Haaren zog er mich in die Höhe und schleifte mich durch die ganze Wohnung. Dabei trat er immer wieder gegen mein gebrochenes Bein. Er öffnete die Haustür und zerrte mich ins Treppenhaus.

"Mal sehen ob Cole dir jetzt auch zur Seite stehen wird" Mit diesen Worten schubste er mich die Treppe runter. Ich stieß mit der Hüfte gegen eine Treppenstufe und hörte es wieder knacken. Im zweiten Stock blieb ich liegen. Nach Luft japsend versuchte ich aufzukommen. Ich hängte mehr am Treppengeländer als, dass ich mich daran stützte. Durch mein gebrochenes Bein knickte ich ein und stürzte wieder einige Treppen runter. Wieder hörte ich es knacken. Ich blinzelte um die schwarzen Punkte wegzukriegen, doch es ging nicht. Panisch versuchte ich wieder zu kriechen, doch ich musste noch ein ganzes Stockwerk hinter mich bringen. Ich versuchte um Hilfe zu rufen, doch kein Laut verließ meinen Mund. Ich musste hier weg. Ängstlich blickte ich nach hinten, doch keine Spur von Max. Auf dem Hintern rutschte ich jede Stufe einzeln nach unten bis ich schließlich auf der Straße war. An der Türklinke zog ich mich hoch in der Hoffnung, dass mir jemand helfen würde, doch jeder ging einfach an mir vorbei. Kraftlos sackten meine Beine unter mir weg und ich fiel auf mein Becken. Immer mehr schwarze Punkte kamen hinzu. Ich rutschte über den Asphalt. Ich bekam immer mehr das Gefühl zu ersticken. Ich brauchte Hilfe. Ich konnte irgendwie in die nächste Straße einbiegen, danach wurde alles um mich schwarz. 

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