Kapitel 22

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"Und du gehst auf die gleiche Veranstaltung wie sie?" Zweifelnd musterten Nash und Trason mich während ich im Spiegel überprüfte ob meine Fliege gerade sitzt.

"Ja, ich habe eine Einladung bekommen, wie jedes Jahr. Ich spende an diese Organisation, wisst ihr" Wissend zog Trason eine Augenbraue hoch.

"Natürlich tust du das. Trotzdem bist du die letzten Jahre nie dorthin gegangen. Was hat sich geändert?" Ich hüstelte verlegen als ich meine Smoking-Jacke überstreifte.

"Es geht nicht um was, Trason. Sondern um wen. Denkst du, dass du Elizabeth beeindrucken kannst, wenn du da auftauchst?" Ich zuckte mit den Schultern während ich meine Brieftasche in der Innenseite meiner Jacke verstaute, zusammen mit meinem Autoschlüssel.

"Ist es nicht wenigstens einen Versuch wert?" Trason und Nash antworteten darauf nicht, aber das mussten sie auch nicht. Kurz darauf verabschiedeten sie sich von mir und ich selbst machte mich auf den Weg zu dieser Veranstaltung, die in einem Hotel stattfinden würde. Als ich eintraf waren bereits viele andere da, darunter auch einige Bekannte. Ich schnappte mir ein Glas Sekt und ließ mich hier und da in einige Gespräche verwickeln, bis Liz die Bühne betrat. Als ich sie erblickte, musste ich hart schlucken. Sie trug ein wunderschönes cremefarbenes Kleid mit silbernen Effekten drauf, dass ihr bis zu den Knien reichte. Ihre Haare waren nach hinten geflochten und dann als Knoten im Nacken befestigt worden. Sie war auch ziemlich hübsch geschminkt. Verdammt, Daria und Sandra haben wirklich gute Arbeit bei ihr geleistet. Sie trat ans Podium und die Scheinwerfer ließen ihr Kleid strahlen.

"Ich heiße euch herzlich willkommen zu diesem Abend. Wir von der Cancer Research Fondation freuen uns, dass ihr in so zahlreichen Mengen erschienen seid und hoffen, dass ihr dicke Brieftaschen mitgebracht habt" Die Menge lachte und auch sie lächelte leicht.

"Diese Organisation ist eine Herzensangelegenheit für mich. Wie vielleicht einige wissen, habe ich selbst meinen Vater an diese Krankheit verloren und ich hoffe hiermit vielen Menschen und auch ihren Familienangehörigen helfen zu können. Sei es durch neue Medikamente, psychologische Hilfe und Trauerberatung als auch durch Präventionsmaßnahmen. All diese Dinge sind furchtbar wichtig und es muss auf diesem Bereich mehr getan werden. Also genießt bitte diesen Abend und spendet so viel ihr könnt" Mit großem Applaus verließ sie die Bühne und wurde auch gleich von verschiedenen Menschen umgarnt. Auch ich habe bereits mehr als einmal mein Scheckbuch zücken müssen, was mir aber nicht besonders viel ausmachte. Kellner liefen mit Getränken und kleinen Häppchen umher und einige Tische wurden zur Seite gestellt, damit die Leute tanzen konnten. Zu meiner Überraschung sah ich, dass Liz ebenfalls mit einigen Männern tanzte. Ich lächelte, als ich an die Hochzeit unserer Eltern zurückdachte, wo sie absolut nicht tanzen wollte, da sie es angeblich nicht konnte. Als das nächste Lied angespielt wurde, setzte ich mein leeres Glas auf das Tablett eines vorbeigehenden Kellners ab und machte mich auf den Weg zur Tanzfläche. Dieses Lied war eines ihrer Lieblingslieder. Ich ergriff ihre Hand und drehte sie zu mir. Überrascht musterte sie mich.

"Cole! Ich wusste nicht, dass du hier sein wirst" Grinsend zog ich sie näher an mich und legte meine Hände auf ihre Hüften.

"Als wüsstest du nicht an wen sie Einladungen schicken. Tanzt du mit mir? Das ist doch dein Lieblingslied, oder?" Lächelnd legte sie ihre Hände auf meine Schultern und ich wippte sie langsam zum Takt hin und her.

"Ja, es ist mein Lieblingslied", murmelte sie und summte leise zum Lied mit.

Forgive us now for what we've done

Sie blickte kurz zu mir hoch bevor sie sich wieder von mir abwandte. Ich nahm eine Hand von ihrer Hüfte und verschränkte sie mit ihrer Hand. 

We're older now, the light is dim. And you are only just the beginning

Ich drehte sie einmal um ihre eigene Achse bevor wir wieder normal weiter tanzten. Ich nahm ihre andere Hand von meiner Schulter und als der letzte Refrain kam begann ich sie umherzuwirbeln, was sie zum Lachen brachte.

We're happy, Ma, we're having fun

Grinsend ließ ich sie erneut eine Pirouette drehen, bevor wir mit unserem albernen Tanz weiter machten. Ich glaube, ich hatte Liz schon lange nicht mehr so glücklich gesehen und ihr schien es auch komplett egal zu sein, was andere Leute von uns halten würden. Als das Lied endete, hatte ich meine Hände wieder auf ihren Hüften liegen.

"Habe ich dir schon gesagt, dass du heute wunderschön aussiehst?" Lächelnd nahm sie mein Gesicht in ihre Hände und presste ihre Lippen auf meine. Ich hörte das Knipsen der Kameras, doch das interessierte mich reichlich wenig als ich ihren Kuss erwiderte. Bevor ich mit der Zunge über ihre Lippe streichen konnte, zog sie sich zurück und ich erinnerte mich daran, dass wir nicht alleine waren. Sie nahm mich an der Hand und zog mich von der Tanzfläche weg. 

"Wir haben uns, glaube ich, noch mehr zu sagen als das", erklärte sie lächelnd, als sie mich in eine Ecke mit weniger Menschen schleifte. Obwohl das auch egal war, wir hatten uns mitten auf der Tanzfläche geküsst und die Leute starrten immer noch.

"Ich habe das Mädchen gefunden", erzählte sie. Ich runzelte die Stirn bis mir klar wurde, welches Mädchen sie wohl meinte.

"Warum?"

"Ich wollte es endlich wissen, Cole." Ich seufzte und fuhr über mein Gesicht als ich mich gegen die Wand lehnte. Gerade dachte ich noch, dass es ein schöner Abend werden könnte, doch wahrscheinlich wurde sie einfach nur von ihren Emotionen überrannt.

"Cole, es ist nichts passiert. Du hast nicht mit ihr geschlafen. Cindy hat dich betäubt, deswegen kannst du dich an nichts erinnern aber du hast nichts falsch gemacht" Überrascht zog ich sie an den Hüften näher zu mir. 

"Dieser Kuss? Heißt das, dass du und ich-?" Sie presste einen kurzen Kuss auf meine Lippen um mich bei meinem Geschwafel zu unterbrechen.

"Ja, ich möchte es nochmal mit dir versuchen. Also das heißt, wenn du noch möchtest. Ich habe mich die letzten Jahre absolut daneben benommen, ich würde also verstehen wenn du fertig wärst mit mir" Ich blinzelte kurz bevor ich sie wieder küsste und dann meine Stirn gegen ihre lehnte

"Machst du Witze? Das ist alles worauf ich die letzten fünf Jahre gehofft hatte. Denkst du wirklich, dass ich all das in den letzten Monaten für dich getan hätte, wenn ich nicht doch geglaubt hätte, dass wir beide noch eine Chance hätten?" Sie kicherte.

"Das ist gut, denn es wird morgen wahrscheinlich schon in der Zeitung sein" Genervt stöhnte ich auf.

"Weißt du, es gibt viele Sachen die ich jetzt lieber tun würde als mich hier begaffen zu lassen", hauchte ich leise in ihr Ohr. Ich musterte sie mit einem vielsagenden Blick, der sie erröten ließ.

"Dann tu es", hauchte sie und schon griff ich nach ihrer Hand und führte sie zum Ausgang des Hotels.

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