Kapitel 13

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Auf dem Weg zu meiner Wohnung sagte niemand ein Wort. Nachdem ich die Wohnungstür aufgesperrt hatte, ließ ich Liz den Vortritt damit sie sich etwas umsehen konnte. Ich stellte den Käfig mit Cleo drin ab und ließ sie raus, damit auch sie Wohnung erkunden konnte. Kurz lehnte sie sich an meine Hand. Scheinbar schien sie sich an mich zu erinnern. Nach und nach brachte ich die anderen Dinge rein.

"Sehr minimalistisch", kommentierte sie als sie durch mein Wohnzimmer ging. Ich zuckte mit den Schultern. Tatsächlich hatte ich nur das nötigste in meiner Wohnung stehen anders als ihre, wo überall Fotos und Pflanzen standen und es im großen Ganzen einfach heimischer aussah.

"Ich hab hier alles was ich brauche. Ich bin sowieso nicht oft hier" Ich sah zu wie sie mit der Hand über mein, fast leeres, Bücherregal strich. Ich konnte mir bereits ausmalen, dass sich dieses wohl in den nächsten Tagen füllen wird.

"Dein Büro sieht auch nicht sehr viel gemütlicher aus" Wohn-, Esszimmer und Küche waren ein einziger offener Raum, weswegen sie dort mit der Besichtigung schnell fertig war. Mit langsamen Schritten erklomm sie die Treppe auf der Cleo bereits vor einigen Minuten verschwunden war.

"Das Schlafzimmer ganz hinten ist meins. Du kannst dir irgendeines der anderen aussuchen" Verwundert hob sie die Augenbrauen.

"Warum brauchst du vier Gästezimmer?" Ich lächelte verlegen.

"Wer weiß, was noch kommt. Ich möchte auf alle Möglichkeiten vorbereitet sein. Außerdem sind es drei Gästezimmer. Diese Tür hier ist das Badezimmer" Ich öffnete die Tür, doch sie warf nur einen raschen Blick hinein.

"Das wird ja überhaupt nicht benutzt" 

"Ich habe mein eigenes in meinem Schlafzimmer" Ich ging weiter um ihr die anderen Zimmer zu zeigen. Ich öffnete die Tür neben meinem und gleich flitzte Cleo an uns vorbei und machte sich auf dem Bett breit. Liz lächelte als sie sich umsah. 

"Sind die anderen Schlafzimmer ähnlich?" Ich nickte.

"Sie sind absolut identisch" Sie blickte zu ihrer Katze und seufzte.

"Schätze ich ziehe dann in dieses Zimmer ein. Cleo scheint sich hier wohlzufühlen" Sie setzte ihre Tasche auf dem Bett ab und warf einen Blick aus dem Fenster.

"Die Aussicht hier ist wunderschön" Ich konnte ihr das nicht verübeln. Die Wohnung lag im 48. Stock und man hatte einen tollen Ausblick auf die Stadt. Vor allem Nachts war es besonders eindrucksvoll.

"Ich zeig dir jetzt mal den Grund warum ich diese Wohnung gekauft habe" Ich hielt ihr die Tür wieder offen und führte sie zur Glastür die am Ende des Ganges war.

"Verdammt, du hast dir das Ding gekauft und nicht gemietet?" Schockiert blickte sie zu mir hoch.

"Ja, warum nicht. Ich hab hier doch alles was ich brauche" Ich öffnete die Tür und trat mit ihr auf die riesige Dachterrasse, die zur Wohnung dazu gehörte. Die laue Abendluft umgab uns und da der Sonnenuntergang gerade ansetzte sah die Aussicht noch viel atemberaubender aus.

"Manchmal sitze ich hier nach der Arbeit, stundenlang, weil ich einfach die Zeit vergessen habe", erzählte ich. Staunend trat sie ans Geländer und ließ den Ausblick auf sich wirken.

"Also damit hast du bestimmt keine Probleme eine Frau zu beeindrucken", meinte sie und irrte ich mich oder klang sie etwas eifersüchtig? Ich trat zu ihr doch sah sie nicht an.

"Ich bringe nie jemanden mit nach Hause. Die einzigen, die diese Wohnung gesehen haben, waren deine Mum, Sandra und Daria", zählte ich auf. Verwundert musterte sie mich.

"Was ist mit deiner Mum?" Seufzend fuhr ich durch mein Haar und schüttelte den Kopf.

"Ich habe meine Mum schon seit über zwei Jahren nicht mehr gesehen"

"Warum das denn?" Ich schaubte.

"Weil ihr Freund mich nicht mag und sie von mir weghält mit irgendwelchen lausigen Entschuldigungen"

"Der mit dem sie eine Weltreise gemacht hatte?"

"Nein, den mochte ich. Aber dieser Mike. Keine Ahnung wo sie den aufgegabelt hat. Ich kann nur hoffen, dass das zwischen ihnen nicht lange anhält" 

"Sprich mit ihr. Sie ist deine Mutter. Es kann ihr doch nicht egal sein, dass ihr euch so wenig seht. Ich hatte sie anders in Erinnerung."

"Du hast Recht. Vielleicht sollte ich das tun" Ich wandte mich ab und wollte wieder rein gehen, doch ihre Hand, die sich sanft auf meinen Arm legte, hielt mich auf. Fragend blickte ich sie an.

"Das was du zu Max gesagt hast, hast du das ernst gemeint? Dass Max ein Vollidiot ist, weil er nicht begriffen hat, wie es ist von mir geliebt zu werden?" Ich nickte.

"Es war mein voller Ernst, Liz. Ich weiß immerhin wie es ist von dir geliebt zu werden und ich kann immer nur betonen wie sehr es mir Leid tut was ich getan habe. Ich kann dir nicht mal eine sinnvolle Erklärung geben. Ich war auf dieser Party und am nächsten Morgen wachte ich neben diesem Mädchen auf. Alles was dazwischen passiert ist, ist weg. Ich will nur, dass du weißt, dass ich nicht mit dieser Absicht auf diese Party gegangen bin. Ich wollte wirklich einfach nur, dass du etwas Zeit für dich hattest um für diese Prüfungen zu lernen" Mit zusammengepressten Lippen wandte Liz den Blick ab und sah wieder über die Lichter der Großstadt.

"Dieser Fakt verletzt mich immer noch sehr, trotz allem, was du in den letzten Wochen für mich getan hast. Ich bin mir nicht sicher, doch ich glaube ich würde alles auf der Welt fallen lassen... für dich. Doch dieser Fakt, dieses eine Mal, es würde immer zwischen uns stehen, denn ich kann es einfach nicht vergessen" Sie wandte sich zur Tür.

"Ich bin noch immer nicht über dich hinweg" Ruckartig drehte sich ihr Kopf in meine Richtung. Ihr Mund war leicht geöffnet als sie mich verwundert musterte.

"Ich vergleiche immer noch jede mit dir. Du bringst mich immer noch zum Lächeln und ich habe noch immer deine Stimme im Kopf wenn du ganz entspannt bist und leise vor dich her singst. Ich vermisse dich immer noch und ich wünsche mir immer noch, dass du mir eine weitere Chance gibst. Ich bin noch immer nicht über dich hinweg aber ich akzeptiere, dass wir, im Moment, keine Zukunft haben"

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