Kapitel 15

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Nachdenklich lehnte ich mich nach hinten und drehte mich mit meinem Bürostuhl im Kreis, während ich mir den Brief nochmal durchlas. Mein Fuß tippte eine unbedeutende Melodie, während ich mir der Wörter in diesem Brief klar wurde. Seufzend fuhr ich durch mein Haar als ich den Brief in meine Schublade legte. Da musste ich wohl noch eine Nacht drüber schlafen bevor ich eine Entscheidung treffen konnte. An der Tür klopfte es. Ich warf einen Blick auf meine Armbanduhr und verdrehte die Augen. Es war nie ein gutes Zeichen wenn es fünf Minuten vor Feierabend noch an meiner Tür klopfte. Noah steckte den Kopf durch die Tür.

"Hey Cole. Elizabeth ist da und möchte dich sehen" Verwirrt runzelte ich die Stirn. Sie wohnte jetzt seit drei Wochen bei mir und sie kam nie auf die Idee hier vorbei zu kommen. Sie war heute zum ersten Mal, nachdem sie verprügelt wurde, wieder arbeiten gegangen. Sie sagte sie würde es langsam angehen lassen, da sie noch immer zur Physiotherapie gehen musste. Ihre Rippen waren noch nicht ganz verheilt, aber sie brauchte keine Krücke mehr zum Laufen. Ich stand auf und folgte Noah aus meinem Büro. Ich blieb wie erstarrt stehen als ich sie sah. Wegen eines Meetings musste ich bereits früh im Büro sein, sodass ich sie heute noch gar nicht gesehen hatte. Ich dachte immer sie würde in Röcken und Kleidern hübsch aussehen, doch ihr Hosenanzug heute stellte alles in den Schatten. Ich musste schlucken.

"Hallo, Liz. Kann ich dir helfen?", begrüßte ich sie schließlich. Sie lächelte leicht.

"Hey. Ich war gerade in der Gegend und da ich heute ja eigentlich kochen sollte, dachte ich wir könnten doch etwas essen gehen. Du hast doch jetzt Feierabend, oder? Ich wollte nämlich noch etwas mit dir besprechen"

"Gib mir zwei Minuten, dann bin ich bei dir, okay?" Ich konnte noch sehen, wie sie nickte bevor ich in mein Büro verschwand und meinen ganzen Krempel wegpackte. Ich schnappte meinen Mantel und legte sie über meinen Arm bevor ich das Büro wieder verließ.

"Ihr wart Zimmergenossen in Berkeley? Er hatte sein Zimmer doch mit irgendeinem Connor geteilt, dachte ich"

"Das erste Jahr schon, doch er hat dann abgebrochen. Danach hatte ich mein Zimmer mit Noah geteilt", erklärte ich. Verstehend nickte sie. Zusammen gingen wir zum Aufzug. 

"An was hast du denn gedacht?", fragte ich sie als wir auf dem Weg zu meinem Auto waren" Sie zuckte mit den Schultern.

"So weit habe ich noch nicht überlegt. Ich bin eigentlich ziemlich selten in dieser Gegend. Hast du eine Idee?" Wir stiegen ins Auto und ich startete den Motor. Grinsend blickte ich zu ihr.

"Tatsächlich habe ich eine Idee" Ich lenkte den Wagen durch den Feierabendverkehr bis wir in eine, mir sehr bekannte, Seitenstraße einbogen. Ich führte sie in das kleine Lokal und winkte Hank zur Begrüßung zu. Verdutzt musterte er mich und meine Begleitung. Neugierig blickte Liz sich um.

"Es ist hübsch hier. Mir gefällt diese Lichterkette, die sich über die ganze Decke zieht. Kommst du oft hier her?", fragte sie und nahm an einem Tisch etwas weiter hinten Platz.

"Ja, ich mag diese gemütliche Atmosphäre hier. Das Essen ist auch nicht schlecht", erklärte ich. Nickend nahm sie eine der Speisekarten und inspizierte sie. Als Hank dann kam, gab sie ihre Bestellung auf. Ich nahm das Übliche, wie jedes Mal wenn ich hier her kam.

"Entschuldige mich kurz", murmelte sie bevor sie zu den Toiletten verschwand. Sie machte es ja spannend. Und schon war Hank wieder da.

"Sag mir bitte, dass das Elizabeth ist, mit der du gerade ein Date hast"

"Ja, es ist Elizabeth. Nein, das ist kein Date" Hank verdrehte die Augen.

"Du bist so kompliziert" Dann verzog er sich wieder hinter die Theke, da Liz wieder kam. Ich stützte mein Kinn auf meine Hände.

"So, was führt dich denn jetzt hier her? Der New York Times Tower ist doch etwas weiter weg, oder irre ich mich da?" Sie schüttelte den Kopf.

"Ich hab mich heute mit Sandra getroffen. Wir waren nach meiner Physiotherapie einen Kaffee trinken" Ich horchte auf.

"Sandra ist in der Stadt? Ist Trason auch hier?" Noah war mir ein guter Freund doch Trason und Nash konnte er leider nicht ersetzen. 

"Nein, nur Sandra. Ihre Kanzlei hat eine Partnerkanzlei hier in New York, weißt du noch? Und sie brauchen Sandras Hilfe bei irgendeinem Fall, deswegen ist sie hier. Ich hatte noch einige Fragen wegen Max" Langsam nickte ich.

"Macht er wieder Probleme?" Max war Liz letzte Woche bei der Physiotherapie aufgelauert, da er wahrscheinlich geglaubt hatte sie würde das mit der Anzeige nicht ernst meinen.

"Nein, doch ich wollte nur wissen wie gut meine Chancen stehen, wenn ich eine einstweilige Verfügung beantragen möchte" Sie schien doch mehr Angst vor ihm zu haben als sie zugab, wenn sie weit genug gehen wollte eine einstweilige Verfügung zu beantragen.

"Und?" Frustriert schüttelte sie den Kopf.

"Es gibt nicht genug Beweise. Natürlich er hat mich verprügelt doch als er mir nachgestellt hatte, waren wir alleine. Es gibt keine Zeugen und wer weiß ob er mich nicht schon mal verfolgt hat? Keine Ahnung, vielleicht werde ich auch einfach paranoid" Sie lehnte sich etwas zurück als Hank unser Essen brachte.

"Egal, ich schlag mich irgendwann anders damit rum. Das war nicht der Grund warum ich mit dir reden wollte" Neugierig musterte ich sie.

"Und der Grund wäre?" Sie wühlte in ihrer Handtasche und reichte mir dann einen Brief, der mir verdächtig bekannt vorkam.

"Der ist von der NYU. Sie wollen mich als Dozentin für ihren Studiengang in Journalismus. Erstmals nur ein Semester und nur halbtags, damit ich noch weiter für die New York Times arbeiten kann" Ich grinste. Das Strahlen in ihren Augen verschwand und sie blickte misstrauisch zu mir.

"Was? Hab ich etwas falsches gesagt?" Ich schüttelte den Kopf und musste mir ein Lachen verkneifen.

"Glaubst du mir, wenn ich dir sage, dass ich heute Morgen genau den gleichen Brief bekommen habe? Sie wollen mich als Dozent für ihren Businessstudiengang" Grinsend schüttelte sie den Kopf.

"Und? Wirst du es tun?" Ich zuckte mit den Schultern.

"Ich weiß noch nicht. Ich leite die Firma alleine und ich weiß nicht ob ich das halbtags gemanagt kriege"

"Stimmt. Aber du kannst es ja für ein Semester versuchen. Wenn es nicht funktioniert musst du ja nicht weiter machen, es ist ja jetzt mal für ein Semester. Ich wollte es auf jeden Fall versuchen. Deswegen wollte ich ja mit dir sprechen. Wenn ich die Stelle bis angenommen habe, bekomme ich ja mehr Gehalt, dann wird es mir eher möglich sein eine neue Wohnung zu finden. Ist es für dich okay wenn ich noch so lange bleibe?"

"Liz, ich hab dir schon einmal gesagt, dass du so lange bleiben kannst, wie du willst"

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