Es war fünf Uhr morgens als ich noch ganz verschlafen die Augen öffnete und mich in dem fremden Schlafzimmer umsah. Neben mir lag eine Frau, genauso nackt wie ich. Christina, Christelle, Kristen, keine Ahnung, wie sie hieß, schlief noch tief und fest als ich mich auf die Suche nach meinen Klamotten machte. Als ich mein Hemd zuknöpfte, rollte sie sich zu mir rüber und musterte mich, wie ich schließlich meine Anzugsjacke überwarf.
"Willst du nicht noch etwas bleiben? Wir könnten zusammen frühstücken" Ja, und die Hochzeitsglocken läuteten auch schon in deinem Kopf.
"Ich hab keine Zeit, muss noch ins Büro" Sie hob eine Augenbraue.
"Um fünf Uhr morgens? An Thanksgiving?" Ich legte meinen Mantel um meinen Arm.
"Ich bin ein vielbeschäftigter Mann. Eine Firma leitet sich nicht von selbst. Kannst liegen bleiben, ich finde den Weg schon selbst raus" Damit war ich weg. Auf dem Weg zum Auto streifte ich mir doch den Mantel über. Das Wetter in New York war doch eine ganz andere Kragenweite als das in San Francisco, wo ich aufgewachsen bin. Seufzend schlug ich nun den Weg zu meiner Wohnung an und kam, da noch recht wenig Verkehr herrschte, ziemlich früh an. Ich hob die Hand zum Gruß als ich am Portier vorbeikam und drückte den Knopf um zur obersten Etage zu gelangen, wo sich meine Penthousewohnung befand. Ich schmiss Autoschlüssel und Handy auf die Küchentheke und verschwand im Badezimmer um eine schnelle Dusche zu nehmen. In einem neuen Anzug gekleidet, machte ich mich wieder auf den Weg zu meinem Auto und von dort aus wieder zum Büro. Auf den Weg in mein Büro checkte ich ob ich neue Mails bekommen hatte und ob sie wichtig genug waren, jetzt gleich beantwortet zu werden. Wie abgemacht lagen auf meinem Schreibtisch Dokumente, die einen Vertrag zwischen meiner Firma und einer Metallfirma unter Dach und Fach bringen sollten, und warteten nur noch darauf, dass ich sie unterzeichnete. Als dies und noch weiterer Kram erledigt war, blickte ich auf meine Uhr. Halb zwölf. Nachdenklich trommelte ich mit den Fingern auf meinen Schreibtisch bis ich meinen Entschluss gefasst hatte.
Ich klickte auf meinem Computer etwas rum und schon war alles geregelt. Hastig verließ ich die Firma und machte mich dann auf dem schnellsten Weg zum JFK-Flughafen. Wenn es keine Probleme gab, könnte ich bereits um ein Uhr in der Luft sein und um 18 Uhr in San Francisco landen. In meinem Auto befand sich immer eine kleine Reisetasche, wenn ich spontan doch mal verreisen musste, was doch öfters vorkam.
Eine Stunde später saß ich dann tatsächlich bereits in der Business Class und checkte meinen Terminkalender für die nächsten Tage. Bevor ich ins Flugzeug stieg, hatte ich Noah noch eine SMS geschickt, dass ich morgen nicht da sein würde. Nachdem ich mich so weit wie möglich vorgearbeitet hatte, steckte ich das Tablet in meine Tasche und zog ein Buch heraus. Die Stewardess musste kurz schmunzeln, als sie meine Buchauswahl sah doch sie sagte nichts. Ich konnte es ihr nicht verübeln. Man sah wahrscheinlich nicht jeden Tag einen 24-jährigen in der Business Class, der Harry Potter liest. Der 5-stündige Flug verging ruhig und ohne Komplikationen, was man auch nicht alle Tage erlebt. Vor allem nicht an Thanksgiving. Bevor das Flugzeug landete, packte ich meinen Mantel in meine Tasche, da es in San Francisco um Längen wärmer war als in New York. Ich verließ das Gate und setzte meine Sonnenbrille auf. Grinsend genoss ich den Sonnenschein auf meinem Gesicht als ich den Flughafen hinter mir ließ. Ich zog meinen Sakko aus und legte ihn sachte auf meine Tasche. Die Krawatte flog auch schnell in die Reisetasche. Ich öffnete mein Hemd einen Knopf weiter und rollte die Ärmel hoch. Nun war ich bereit für San Francisco. Schließlich machte ich mich auf den Weg zu der Schlange an Taxis, die bereits vor dem Flughafengebäude standen und auf Kundschaft warteten.
"Nehmen Sie mich mit nach Nob Hill?", erkundigte ich mich. Der Taxifahrer, der allen Anschein nach mexikanischer Abstammung war, nahm den Zahnstocher, auf dem er rumgekaut hatte, aus dem Mund bevor er mir antwortete.
"Ich kann Sie auch noch weiter fahren" Ich grinste.
"Nein, Nob Hill reicht fürs erste. Danke" Er nickte und ich setzte mich auf die Rückbank. Ich zog meine Sonnenbrille wieder aus und merkte, dass der Taxifahrer mich im Rückspiegel musterte.
"Von wo kommen Sie, wenn ich fragen darf?"
"Gebürtig von hier aus San Francisco, doch heute aus New York" Er nickte.
"Also Thanksgiving bei der Familie?"
"Ja, nur, dass sie es nicht wissen. Eigentlich hätte ich dieses Jahr nicht kommen sollen. Feiern Sie nicht?" Er schüttelte den Kopf.
"Meine Frau muss arbeiten. Sie ist Putzfrau im Krankenhaus, deswegen habe ich mich für die Feiertagsschicht gemeldet"
"Oh, das tut mir Leid" Der Taxifahrer winkte ab.
"Ist alles nur halb so wild. Wir holen das nach und später ist es dann auch nicht mehr so stressig"
"Das ist auch wieder wahr" Kurz darauf blieb er vor dem großen Haus meines Vaters stehen und ich stieg aus. Als er mir den Preis nannte, gab ich ihm das doppelte als Trinkgeld dazu.
"Machen Sie sich einen schönen Abend mit Ihrer Frau, Sir" Dankbar nahm der Taxifahrer das Geld entgegen.
"Das werde ich. Vielen Dank und schöne Feiertage" Grinsend hob ich die Hand nochmal zum Abschied und setzte dann wieder meine Sonnenbrille auf die Nase. Dann machte ich mich auf den Weg durch den Vorgarten und klingelte. Mit viel Glück hatten Dad und Julia noch nicht angefangen. Die Vordertür öffnete sich und ich nahm die Sonnenbrille wieder ab. Doch als ich sah, wer die Tür öffnete, erstarrte ich in meiner Bewegung und das Grinsen war wie von meinem Gesicht gewischt worden.
"Hallo, Liz"

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Someone like you
Romansa"Ich habe dich wirklich geliebt, das weißt du" - Cole Brooks Nachdem ihre Beziehung in die Brüche ging, versuchte Elizabeth Cole nicht mehr in die Quere zu kommen. Dies funktionierte auch eine ganze Weile, bis das Schicksal, in diesem Fall ihre Elt...