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Wenn es eine Sache gibt, was ich überhaupt nicht leiden kann, dann ist es zu warten. Es ist nervig, unproduktiv und ich kann mir vorstellen meine Zeit anders zu verbringen. Ungeduldig sehe ich auf meine Armbanduhr und seufze Frustriert auf. Ich versuche mich mit den Gedanken abzulenken, dass ich meine Freundin demnächst für mich allein haben werde. Natürlich hätten wir zusammen nach New York fliegen können, aber wie ich erwartet habe, hat ihr Vater darauf bestanden sie zu begleiten um zu sehen, wo sie unterkommen wird. Es freut mich sehr, dass er sich um seine Tochter sorgt und für ihre Sicherheit garantieren möchte. Aber der Mann macht mir das Leben schwer! Und die Tatsache, dass er mich nicht leiden kann, verkompliziert vieles. Seufzend lehne ich mich an meinem Auto, hole meine Zigarettenpackung aus meiner Gesäßtasche heraus und schiebe mir eine Zigarette zwischen die Lippen.
Rauchend betrachte ich die Wohnung, wo sich Melanie und ihr Vater befinden. Nachdem ich erfahren hatte, dass ihr Vater sehen möchte, wo sie wohnen wird, habe ich eine kleine Wohnung gemietet, damit sie es ihm als ihre Unterkunft präsentieren kann.
,,Wie lange soll ich noch warten?'', zische ich, hole mein Handy aus meiner Hosentasche und wähle ihre Nummer.
,,Hallo?'', meldet sie sich sofort.
,,Ich bin kurz davor rein zu stürmen'', sage ich und puste den Rauch in meinem Mund aus.
,,Nein'', flüstert sie und bringt mich dazu laut zu brummen.
,,Melanie ich warte bereits seit 40 Minuten, ich habe keine Geduld mehr!'', fauche ich sie an. Mir ist bewusst, dass sie nichts dafür kann, aber ich will sie einfach nur bei mir haben und sie festhalten. Verlange ich zu viel? Ich denke nicht!
,,Jayden, komm ja bloß nicht rein!'', knurrend lege ich auf und widme mich wieder meine Zigarette.
Nachdem ich fertig geraucht habe, setze ich mich in den Wagen, wähle die Nummer von meinem Vater und warte bis er rangeht.
,,Hallo mein Sohn'', meldet er sich. Die Erschöpfung in seiner Stimme senkt meine Laune.
,,Wie geht es dir?'', frage ich. Er schweigt kurz.
,,Besser als ihr'', ich schließe kurz die Augen und versuche das Bild, welches ich von meiner Mutter habe, aus meinem Kopf zu kriegen.
,,Sie hat es wieder versucht'', sagt mein Vater vollkommen fertig. Mein Herz blutet bei dieser Aussage. Automatisch muss ich an das letzte Mal denken, als sie es versucht hatte. Ich muss daran denken, wie bitterlich sie sich weinend entschuldigt hat und versprochen hatte, es nie wieder zu machen. Bis heute frage ich mich, ob sie geweint hat, weil es ihr wirklich leid getan hat, oder weil sie nicht erfolgreich gewesen ist.
,,Hat sich Arion gemeldet?'', möchte ich wissen. Mein Vater seufzt. Also nicht! Wie kann ein Mensch nur so ignorant sein? Dass er sich nicht bei Shawn melden möchte, verstehe ich zwar nicht, aber ich kann es versuchen zu akzeptieren. Doch die Tatsache, dass er sich nicht einmal bei unserer Mutter melden möchte, ist inakzeptabel.
,,Es ist nicht leic-''
,,Leicht?'', unterbreche ich ihn wütend. Soll das ein Witz sein?
,,Für wen ist es bitte leicht? Dieses ignorante Arschloch denkt nur an sich selbst! Ihn inter- ''
,,JAYDEN'', unterbricht er mich.
,,Rede nicht so über deinen Bruder! Du hast keine Ahnung, was er durchmachen musste! Du weißt nicht was er geopfert hat für mich, für sie und besonders für dich'', sagt er wütend. Was soll das? Warum verfickt nochmal versucht er seine Tat zu rechtfertigen? Nicht nur er, selbst meine Mutter hat immer eine Ausrede, warum es ok ist, dass mein Bruder sich nicht meldet.
,,Was? Was hat er geopfert? Dieses selbstsüchtige Arschloch ist eines Tages aufgestanden und hat die Stadt verlassen, für immer! Er ist ohne zu zögern einfach abgehauen! '', schrei ich und mir wird klar, dass ich immer noch nicht darüber hinweg bin, dass es Arion so leicht gefallen ist mich zu verlassen.
,,Jayden, ich sage das ein letztes Mal. Ich möchte nicht, dass du so über deinen Bruder sprichst und wehe du fängst ein Streit mit ihm an. Sollte das der Fall sein, wirst du New York verlassen und zurück nach Hause kommen'', zischt er. wütend beende ich das Gespräch und schreie meine Frustration heraus. Schnell steige ich aus und bewege mich zu dem Gebäude, wo sich Melanie befindet. Ich brauche mein Anker, und zwar jetzt!

Freue mich über konstruktive Kritik 💃🏾

Bis wir beide verrecken Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt