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Ich beobachte meine Mutter dabei, wie sie mit Emanuel redet. Ein 21-jähriger Schwimmer, der aufgrund eines Unfalls unter Rückenbeschwerden leidet. Sie erklärt ihm, wie lange die Therapie dauern wird und welche Position er einnehmen soll. Nachdem er sich auf den Rücken gelegt hat, hebt meine Mutter seine Beine und winkelt sie ab. Er verzieht das Gesicht.
,,Beide Hände auf die Knie legen", sage ich abwesend. Ich bin mit meinen Gedanken bei Jayden und die Tatsache, dass er mir mit Absicht wehtun wollte mit der Behauptung, dass er Sex mit Rose hatte. Warum sagt er sowas? Er weiß ganz genau, wie allergisch ich auf dieses Thema reagiere. Ich kann wirklich viel verzeihen und über vieles hinwegsehen, aber Fremdgehen, ist etwas, was ich niemals vergeben könnte. Wer einmal diese Grenze überschreitet, wird es ein weiteres Mal tun.
Die Unterhaltung mit Rose kommt mir wieder in den Sinn und ich fühle mich leicht unsicher. Obwohl das zwischen Jayden und mir schon seit mehreren Monaten geht, haben wir nie darüber gesprochen, was das zwischen uns ist. Dennoch gab es seit er in mein Leben aufgetaucht ist, keinen anderen Mann und ich erwarte dieselbe Treue seinerseits.
,,Sieh dir Jayden an, denkst du wirklich er ist der Typ Mann, der seine Zeit nur mit einer Frau verschwendet, wenn er so viele kriegen kann?'', dieser Satz hallt schon seit heute Morgen durch meinen Kopf und ich verfluche Rose dafür. Bei den Gedanken daran Jayden mit anderen Frauen teilen zu müssen, dreht sich mein Magen. Niemals! Entweder er gehört mir ganz allein oder gar nicht. Eine andere Option existiert nicht.
,,Melanie, kommst du bitte kurz?'', holt mich mein Vater aus meinen Gedanken. Nickend lege ich die Patientenakte von Emanuel auf den Tisch neben mir und gehe zu meinem Vater, der vor der Tür steht.
,,Alles gut?'', frage ich, nachdem ich die Tür des Behandlungszimmers hinter mir geschlossen habe.
,,Wann wolltest du es uns sagen?'', sagt er und marschiert los. Ich laufe hinter ihm her und frage ich, was ich versäumt habe zu erwähnen.
,,Was meinst du?'', er öffnet die Tür von seinem Büro und deutet mir mit einer Kopfbewegung reinzugehen. Ich betrete das Büro und lasse mich auf seine Couch fallen. Mein Vater greift nach einem Zettel auf seinem Tisch und überreicht es mir.
,,Wieso hast du es uns nicht gesagt?'', schnell lese ich den Zettel durch und sehe mein Vater sowohl verwirrt, als auch irritiert an.
,,Woher hast du das?'', möchte ich wissen.
,,Dieser komischen Junge, den du triffst, hat es mir zukommen lassen'', sagt er und ich kann die leichte Abneigung Jayden gegenüber hören.
,,Er hat mich vor paar Minuten angerufen und meinte, dass du die Praktikumsstelle in New York ablehnen willst, weil du denkst, wir würden es dir nicht erlauben. Stimmt das?'', er sieht mich abwartend an. Was zum Teufel hat Jayden vor? Vollkommen überfordert sehe ich erneut zu dem Brief, welcher meine Praktikumsstelle in einer der renommiertesten physiotherapeutischen Einrichtung in New York bestätigt.
,,Ähm'', ist das Einzige, dass aus meinem Mund kommt. Was soll ich denn sonst auch sagen?
,,Wann hast du dich da beworben? Warum hast du nicht mit uns darüber gesprochen?'', so viele Fragen auf den ich keine Antworten habe.
,,Melanie?'', ruft mein Vater, als ich immer noch nichts sage.
,,Ehmm, ich dachte, dass ich sowieso nicht angenommen werde und außerdem braucht ihr doch meine Unterstützung hier'', er schüttelt den Kopf.
,,Mein Schatz, das ist eine unglaubliche Chance!'', sagt er und strahlt über beiden Ohren. Ein schlechtes Gewissen macht sich in mir breit.
,,Natürlich wirst du die Stelle annehmen!'', sagt er und lässt sich auf sein Stuhl fallen. Ich sitze immer noch überfordert da und weiß nicht was ich dazu sagen soll.
,,Freust du dich den gar nicht mein Schatz?'', fragt er. Sofort setze ich ein Lächeln auf.
,,Natürlich, ich bin einfach nur überrascht'', lüge ich und erhebe mich.
,,Ich muss kurz etwas erledigen, wir reden später weiter'', schnell gehe ich aus seinem Büro, hole mein Handy aus meiner Tasche, welche sich in der Garderobe befindet und verlasse anschließend die Praxis meiner Eltern. Sofort wähle ich die Nummer von Jayden und warte, bis er ran geht.
,,Gata'', ertönt seine raue Stimme. Lächelnd schließe ich die Augen. Plötzlich schlingen sich zwei starke Arme von hinten um mich und jemand drückt mir einen Kuss auf den Nacken. Nicht nur irgendjemand, sondern Jayden. Das erkenne ich daran, wie mein Körper sich durch seine Anwesenheit mit Vorfreude füllt.
,,Habe ich dir gefehlt?'', flüstert er und beginnt, Küsse auf meinem Hals zu verteilen. Und wie ich ihn vermisst habe.

Freue mich über konstruktive Kritik 💃🏾

Bis wir beide verrecken Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt