Jisung PoV:
„Ich bin voll." Leise stöhnend lehne ich mich auf meinem Platz nach hinten und reibe mir zufrieden über den Bauch. „Und ich muss zugeben, dass du echt gut kochen kannst. Um ehrlich zu sein habe das nicht erwartet." Hätte ich in der Nacht nicht gesehen, was er getan hat, könnte man denken, dass er ein ganz gewöhnlicher Mann mit einem ganz normalen Leben ist. Doch der Schein trügt. Und wie. An seinen Händen klebt Blut, eine Menge Blut. „Wieso? Weil ich einer außergewöhnlichen Tätigkeit nachgehe?"
„Ich weiß nicht, es hat mich einfach überrascht. Die meisten leben um diese Zeit auch noch bei ihren Eltern, so wie ich." Ein wenig frage ich mich gerade schon, welche Überraschungen er noch auf Lager hat und irgendwie freue ich mich darauf jede einzelne davon zu erleben. Ich werde so schnell nicht mehr lockerlassen. Dafür bin ich bereits zu weit gekommen. Er hat mir zwar verboten ihn zu küssen, aber ich hindere ihn nicht daran seine eigenen Regeln zu brechen. „Meine Eltern leben nicht mehr."
„Oh tut mir leid, dass wusste ich nicht..." Nun sichtlich verunsichert, sehe ich auf meinen leeren Teller hinunter und weiß nicht, wie ich so recht darauf reagieren soll. Ich weiß, wie es ist einen Vater zu verlieren, aber nicht wie es sein muss beide verloren zu haben. „Ist schon in Ordnung. Du konntest es nicht wissen." Mit einem Lächeln zieht er meinen Teller an sich heran und stellt ihn auf seinen. „Ich verstehe einfach nicht, was jemand wie du von mir will. Findest du es nicht falsch, was ich diesen Leuten angetan habe? Du hast es doch mit eigenen Augen gesehen."
„Hm." Wie formuliere ich das jetzt am besten? „Eigentlich würde ich dir da recht geben, aber ich glaube mein eigener Egoismus überwiegt dieses Mal. Und wenn du eben die Wahrheit gesagt hast, kann ich verstehen warum du es tust. Du rettest damit das Leben anderer oder rächst zumindest ihren Tod." Ich weiß, dass es im Auge des Betrachters liegt, ob es richtig ist, was er tut. Und ich sage ja auch nur, dass ich es verstehen kann. Selber könnte ich so etwas niemals vollbringen. Alleine die Vorstellung daran, wenn sie mir direkt in die Augen sehen und um ihr Leben betteln. Dabei läuft es mir direkt kalt den Rücken hinunter.
„Aber darf ich fragen, warum du mir in der Schule geholfen hast? Du konntest nicht wissen, ob ich dich verraten würde." Zögerlich sehe ich langsam wieder zu ihm hinauf, woraufhin sich ein schiefes Grinsen auf seinen Lippen breit macht. „Halte deine Freunde nah bei dir, aber deine Feinde noch viel näher. Schon einmal etwas von der Redewendung gehört?" Jetzt verstehe ich es, aber wenn ich so eine Bedrohung für ihn darstelle, wieso beseitigt er mich nicht einfach? Heißt das, er vertraut mir? „Ich bin nicht dein Feind."
„Tu' mir den Gefallen und bleib so wie du bist. Also mach keinen Unsinn." Mit einem Seufzen erhebt er sich schließlich von seinem Platz und bringt die Teller zurück in die Küche. „Wie meinst du das?" Etwas verwirrt laufe ich ihm schnell hinterher, woraufhin er kurz über seine Schulter hinweg zu mir sieht. So richtig verstehen tue ich ihn nicht. In einen Moment droht er damit mich zu töten und zerquetscht fast mein Gesicht und jetzt sorgt er sich total um mich. Hat er zwei verschiedene Persönlichkeiten oder was ist da los? „Gib mir einfach keinen Grund dich zu töten."
„Durch deine Hände zu sterben wäre mir ein Vergnügen." Ohne ihn aus den Augen zu lassen, lehne ich mich schmunzelnd an den Türrahmen, woraufhin ich ein genervtes Stöhnen von dem Älteren wahrnehmen kann. Ich würde gerne in einer ganz anderen Situation diese Laute von ihm zu hören bekommen. „Jisung hör endlich auf so herumzualbern. Ich meine es ernst. Ich habe meine Prinzipien und ich will dir nicht wehtun müssen. Es dient meinem eigenen Schutz und sollte dieser deinetwegen gefährdet sein, werde ich nicht zögern und dich ausschalten. Aber solange du brav bist hast du nichts zu befürchten."
„Na gut, ich versuche mich zu benehmen." Leise murrend verschränke ich meine Arme vor der Brust, während er die Teller in der Spülmaschine verschwinden lässt. „Ab morgen wird wieder alles beim alten sein. Wir sind schließlich keine Freunde. Du hast nie gesehen, was ich getan habe und gehst mir aus dem Weg. Wir kennen uns nicht. Hast du mich verstanden?" Mit einem erwartungsvollen Blick dreht Minho sich schließlich zu mir um und kommt mir dabei allmählich näher. „Und was wenn ich das nicht will? Ich mag es in deiner Nähe zu sein. Du bist interessanter, als-" „Jisung, es gibt Grenzen. Akzeptiere sie."
„Ich will dich doch nur kennenlernen. Ich kann dir auch versprechen, dass ich niemanden etwas erzählen werde." Nicht gerade begeistert richte ich mich wieder vor ihm auf und sehe ihm direkt in die Augen, doch in diesen fehlen jegliche Emotionen. „Es geht nicht." Jetzt habe ich einmal das Gefühl eine wichtige Rolle zu spielen, eine besondere Bindung zu jemanden zu haben und er will, dass ich es einfach vergesse. Er hat nicht im geringsten eine Ahnung davon, wie sich das anfühlt. „Du bist so gemein."
„Es ist zu deinem eigenen Wohl." Zu meinem Wohl? Ich werde ja wohl wissen, was für mich am besten ist. „Ein scheiß ist es." Mit aufsteigenden Tränen in den Augen wende ich mich wütend von ihm ab und laufe schnell zur Wohnungstür hinüber. Wenn nicht einmal er etwas mit mir zutun haben möchte, bleibe ich eben mein Leben lang alleine. Ich brauche ihn nicht. Ich bin die ganze Zeit über auch ohne ihn klar gekommen.
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Darkness // Minsung
FanfictionWie ist das mit Gegensätze ziehen sich an? Sie färben wohl eher ab. Dunkle dreckige Geheimnisse können selbst die Unschuldigsten verderben. Lee Minho x Han Jisung !ACHTUNG - Trigger Warnung! • Boy x Boy • Mord / Gewalt / Mobbing • Depressionen...